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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman
Autoren: Colleen McCullough
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Hälfte der engen Gasse mit dem ähnlich ausladenden Komplex der amerikanischen Wollehändler Lewsley & Co. Vetter James betrieb in der Corn Street ein vorzügliches Einzelhandelsgeschäft für den lokalen Bedarf. Das meiste Geld verdiente er jedoch mit der Herstellung und
dem Export von Arzneimitteln und Chemikalien, von Quecksilbersublimat für die Behandlung von Syphilisgeschwüren bis zu Laudanum und anderen Opiaten.
    Als im vergangenen Jahr die Konzession für das Cooper’s Arms in der Broad Street zu haben gewesen war, hatte Dick Morgan sofort zugegriffen. Ein Wirtshaus in der Broad Street! Selbst wenn 21 Pfund Jahresmiete an die Stadtverwaltung zu entrichten waren, machte der Betreiber eines Wirtshauses in der Broad Street noch 100 Pfund Gewinn im Jahr! Die Geschäfte gingen gut, denn die Morgans schreckten vor harter Arbeit nicht zurück. Dick Morgan streckte seinen Rum und Gin nicht mit Wasser, und das Essen, das mittags um zwölf und abends um sechs aufgetragen wurde, schmeckte ausgezeichnet. Mag verstand es hervorragend, einfache Gerichte zuzubereiten, und die vielen kleinlichen Vorschriften, denen die Wirte von Bristol unterworfen waren und die noch aus der Zeit Elisabeths I. stammten - Brot durfte nicht im Haus gebacken, Tiere durften nicht geschlachtet werden, um den Einkauf beim Fleischer zu umgehen -, waren nach Dick Morgans Überzeugung in Wirklichkeit Vorteile. Wer seine Rechnungen pünktlich bezahlte, bekam beim Lieferanten immer günstige Konditionen, auch in schweren Zeiten.
     
    Ich bitte dich, Gott, betete Richard, wende deinen Zorn von mir ab. Denn er trifft oft jene, die dich nicht gelästert haben. Beschütze meinen Sohn, ich bitte dich …
     
    Um Richard schwamm die Stadt inmitten der Hügel und Marschen in dichten Rauchschwaden. Der Sommer war ungewöhnlich heiß und trocken gewesen, und auch die letzten Augusttage hatten keine Erleichterung gebracht. Die Blätter der Ulmen und Linden des College Green im Westen der Stadt und des Queen Square im Süden hingen schlaff herunter und waren vom Ruß geschwärzt. Überall spuckten Schornsteine schwarze Rauchfahnen aus, die alles einhüllten - die Gießereien in Friers und Castle Green, die Zuckerraffinerien in Lewin’s Mead, Frys Schokoladefabrik, die großen Kegel der Glashütten und die gedrungenen Kalkbrennöfen.
Hätte der Wind nicht aus Westen geweht, wäre zu Hitze und Rauch noch der Gestank aus Kingswood dazugekommen, einem Ort, den kein Bristoler freiwillig aufsuchte. Die Kohlengruben und großen Metallfabriken brachten einen halbwilden Menschenschlag hervor, aufbrausend und besessen von Hass auf Bristol, was angesichts der giftigen Dämpfe und Ausdünstungen von Kingswood nicht verwundern konnte.
    Richard war jetzt nur noch von Schiffen umgeben. Er kam an Trockendocks mit unfertigen Schiffsrümpfen vorbei, die aussahen wie der Brustkorb gargantuesker Tiere. Der beißende Geruch heißen Pechs stieg ihm in die Nase.
    In Canon’s Marsh ging er die Seilerbahn entlang, statt den feuchten Fußweg zu nehmen, der sich am Ufer des Avon entlangwand. Er nickte den Seilern zu, die ihre Drittelmeilen abschritten und dabei unermüdlich Hanf- und Leinenstränge, die schon mindestens einmal zusammengedreht worden waren, zu Kabeln, Trossen oder Seilen zusammendrehten. Ihre sehnigen Arme und Schultern sahen aus wie die Seile, die sie drehten, ihre Hände waren schwielig und ohne jedes Gefühl - wie konnten sie noch Lust empfinden, wenn sie die Haut einer Frau berührten?
    Richard ging an der einzigen Glashütte am unteren Ende der Back Lane und an einigen Kalkbrennöfen vorbei und kam zu den ersten Häusern von Clifton. Im Hintergrund ragte der kahle Brandon Hill auf, direkt vor ihm, in einem Gewirr bewaldeter Hügel, das zum Avon hin steil abfiel, lag der Ort seiner Träume, Clifton. Hier war die Luft rein und der Wind fuhr in Wellen durch Frauenhaarfarn und Augentrost, durch purpurn blühendes Heidekraut, Majoran und wilde Geranien. Das Laub der Bäume glänzte, zwischen ihnen sah man weiter droben große Herrenhäuser inmitten parkartiger Gärten - Manilla House, Goldney House, Cornwallis House, Clifton Hill House …
    Vier Leichter, angetrieben von schwer arbeitenden Ruderern, zogen ein Schiff zum Hafen von Bristol - eine kleine Brigg, wahrscheinlich aus Cornwall, die Erz geladen hatte und an Deck außerdem Gemüse. Sie würde zunächst am Walisischen Anleger die verderbliche Ware löschen. Anschließend wurde das Erz für die lange
Treidelfahrt
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