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Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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Seite zurück ins Haus.
    »Sie haben ihn in die Garden Suite getragen. Dort ist das nächst gelegene Bett.« Mit allen Kräften drückte Lexy hinter ihnen die Tür ins Schloß. »Sie sagt nicht, wie schlimm es ist. Sie sagt überhaupt nichts. Kate ist schon am Funkgerät.«
    Jo umklammerte die Kiste, bis ihre Knöchel weiß hervortraten, und wuchtete sie die Treppe hoch.
    Kirby hatte ihren blutverschmierten Ölmantel abgestreift und achtlos beiseite geworfen. Sie hörte weder das Prasseln des Regens noch das Heulen des Windes. Sie hatte nur noch ein Ziel: Brian am Leben zu halten.
    »Ich brauche mehr Kissen. Wir müssen Rumpf und Beine höher als den Kopf lagern. Er befindet sich im Schockzustand. Er braucht mehr Decken. Es ist ein glatter Durchschuß, ich habe die Austrittswunde gefunden.«
    Sie preßte Verbandspäckchen oben auf die Rückseite seiner rechten Schulter. Ihre Hände waren blutüberströmt. »Ich weiß nicht, welche inneren Verletzungen die Kugel verursacht hat. Aber am schlimmsten ist der Blutverlust. Sein Blutdruck ist sehr niedrig, der Puls schwach. Welche Blutgruppe hat er?«
    »A negativ«, antwortete Sam. »Wie ich.«
    »Dann müssen Sie ihm Blut spenden. Jemand muß es Ihnen abnehmen, aber ich habe nicht genug Hände.«
    »Ich werde das machen«, schaltete sich die herbeieilende Kate ein. »Einen Hubschrauber können sie erst schicken, wenn der Sturm abgezogen ist. Im Augenblick liegt alles lahm.«
    Sie war keine Chirurgin. Zum ersten Mal in ihrem Leben wünschte sich Kirby, sie hätte den Wunsch ihres Vaters erfüllt. Die Einschußwunde war kein Problem. Aber beim Austreten hatte die Kugel ein beinahe faustgroßes Loch in Brians Rükken gerissen. Sie spürte Panik in sich aufsteigen und schloß kurz die Augen.
    »Okay, weiter. Wir müssen ihn stabilisieren. Giff, halte hier den Druck aufrecht, ja hier, und halte ihn fest. Auch wenn es durchblutet, nimmst du den Mull nicht weg. Nimm noch mehr. Drück mit der andern Hand weiter auf die Arterie. Achte drauf, daß du mit den Fingern flach und gleichmäßig drückst. Kate, hol meine Tasche. Darin findest du einen Gummischlauch. Daraus machen wir eine Aderpresse.«
    Als sie die Schlinge knüpfte, wurde sie plötzlich wieder ruhig. Sie hatte sich entschieden zu heilen, und genau das würde sie jetzt tun. Sie warf einen langen Blick in Brians wächsernes Gesicht. »Ich laß dich nicht gehen, hörst du?«
    Als sie die Nadel unter seine Haut schob, wurde es dunkel im Haus.
     
    Langsam glitt Nathan durch einen roten Nebel zurück zur Oberfläche. Instinktiv begriff er, daß er sie erreichen mußte, auch wenn der Schmerz mit jedem Zentimeter, den er sich der dünnen, schimmernden Haut näherte, unerträglicher wurde. Er war bis aufs Mark durchgefroren und hatte das Gefühl, durch eiskaltes Wasser gezogen worden zu sein.
    Er fühlte sich in einem dunklen, brutalen Alptraum gefangen. Der Wind heulte wie tausend Dämonen, und Wasser ergoß sich über ihn und drang in Mund und Nase ein, wenn er versuchte, Atem zu holen. Er rollte sich auf die Seite und rappelte sich auf Hände und Knie. Der anschwellende Fluß hatte ihn schon erreicht. Er versuchte, auf die Füße zu kommen, rutschte aber aus und verlor erneut das Bewußtsein. Der Schwall kalten Wassers, mit dem sein Gesicht beim Aufprall in Berührung kam, brachte ihn wieder zu sich.
    Kyle. Es war Kyle gewesen. Zurück von den Toten. Dieser Kyle hatte keine braunen Haare mehr, sondern lange blonde, und seine Haut war nicht die blasse eines Städters, sondern dunkelbraun. Und in seinen Augen stand der blanke Wahnsinn.
    »Jo Ellen.« Er stieß die Worte aus, während er versuchte, auf allen vieren dem ansteigenden Fluß zu entkommen. Er flüsterte den Namen wie ein Gebet, während er seine Finger in die Rinde eines Baumes grub, um wieder auf die Füße zu kommen. Und während er stolpernd und taumelnd in Richtung Sanctuary rannte, brüllte er ihn.
     
    »Ich werde ihn nicht verlieren.« Kirbys Worte klangen nüchtern, während sie im Licht der Gaslaterne arbeitete. Nachdem sie mit aller Macht ihre Ängste und Zweifel vertrieben hatte, war ihr Kopf glasklar. »Bleib bei mir, Brian.«
    »Du brauchst mehr Licht.« Giff strich Lexy übers Haar. »Wenn ihr hier ohne mich auskommt, versuche ich, den Generator anzuwerfen.«
    »Wer immer das getan hat …« Lexy griff nach seiner Hand. »Er könnte überall sein.«
    »Du bleibst hier.« Er führte ihre Hand an seine Lippen. »Vielleicht braucht dich Kirby.« Dann
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