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Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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schluchzen begann. »Was, zum Teufel, ist hier los?« Unter dem Druck von Kirbys Händen ließ er sich wieder zurücksinken.
    »Nicht bewegen, hab’ ich gesagt. Du verpfuschst mir sonst meine ganze Arbeit. Gleich bekommst du was gegen die Schmerzen. Der Blutdruck steigt weiter, er stabilisiert sich.«
    »Kann ich ein Glas Wasser oder so was bekommen? Ich fühle mich, als wäre ich …« Er brach ab, als schlagartig die Erinnerung zurückkehrte. Die Gestalt auf der Straße, der Revolver im fahlen Licht, der Schmerz in seiner Brust. »Geschossen. Er hat auf mich geschossen.«
    »Kirby und Giff haben dich gefunden«, berichtete Lexy, als sie nach der anderen Hand ihres Bruders griff. »Sie haben dich nach Hause gebracht. Kirby hat dir das Leben gerettet.«
    »Es war Kyle. Kyle Delaney.« Der Schmerz kam jetzt in Wellen, ließ seinen Atem kurz werden. »Ich hab’ ihn erkannt. Seine Augen. Davor trug er eine Sonnenbrille. Er war … an dem Tag, als ich mir in die Hand geschnitten habe. In deiner Praxis – es war Kyle, der bei dir war.«
    »Was? Der Maler?« Kirby ließ die Spritze sinken, die sie gerade aufgezogen hatte. »Der Strandläufer?«
    »Das war Kyle Delaney. Er war die ganze Zeit schon hier.«
    »Halt ihn fest, Lexy. Verdammt, Brian, du darfst dich nicht bewegen.« Besorgt angesichts seiner Versuche, sich aufzurichten, setzte Kirby die Spritze eher hastig als geschickt. »Halt still, sonst setzen die Blutungen wieder ein. Hilf mir, Kate, er wird sich selbst verletzen, bevor die Spritze wirkt.«
    Kate legte eine Hand auf Brians Schulter. Dann warf sie einen Blick durch den Raum. »Wo ist Jo? Wo ist Jo Ellen?«
     
    Verloren, verirrt in der Dunkelheit und der Kälte. Sie fragte sich, ob der Wind nachließ oder ob sie sich nur an ihn gewöhnt hatte. Sie versuchte sich vorzustellen, wie sie auf die Füße sprang und rannte – sie wollte sich mit aller Macht zwingen, es zu tun, aber sie war zu schwach, zu müde, zu erschöpft. Sie konnte nur noch kriechen.
    Sie hatte vollkommen die Orientierung verloren und befürchtete, in den Fluß zu rutschen und zu ertrinken. Aber solange die Hoffnung bestand, daß sie doch die richtige Richtung erwischt hatte, würde sie nicht aufgeben. Sie wollte nach Hause.
    Ein weiterer Ast krachte irgendwo hinter ihr herunter; der Aufprall erschütterte den Boden. Einen Moment lang glaubte sie, jemanden ihren Namen rufen zu hören, doch der Wind übertönte das Geräusch. Er ruft mich, dachte sie, und ihre Zähne schlugen aufeinander. Sie war sicher, daß er sie in der Hoffnung rief, sie würde aufgeben, so daß er sie töten konnte wie die anderen. So wie sein Vater ihre Mutter getötet hatte.
    Dann sah sie das Licht, nur einen schmalen Strahl, und rollte sich hinter einem Baum zusammen. Aber das Licht bewegte sich nicht, flackerte nicht, wie es eine Taschenlampe oder Laterne in der Hand eines Mannes getan hätte.
    Sanctuary, dachte sie und preßte ihre schlammverschmierten Hände vor den Mund, um ein Schluchzen zurückzuhalten. Ein schmaler Lichtstreif, der durch das kaputte Fenster des Salons drang. Sie mobilisierte ihre letzten Kräfte und zwang sich, aufzustehen. Mit einer Hand stützte sie sich an einem Baumstamm ab, bis sich ihr Kopf nicht mehr drehte. Dann konzentrierte sie sich wieder auf den Lichtschein und setzte langsam einen Fuß vor den anderen.
    Als sie den Waldrand erreicht hatte, begann sie zu rennen.
    »Ich wußte, daß du zurückkommst.« Kyle trat auf den Weg, drückte ihr den Revolverlauf an den Hals. »Ich hab’ dich lange genug beobachtet, um zu verstehen, wie du tickst.«
    Diesmal gelang es ihr nicht, die Tränen zurückzuhalten. »Warum tust du das? Reicht es nicht, was dein Vater getan hat?«
    »Ich war ihm nie gut genug, weißt du. Nicht so gut wie er, und natürlich auch nicht so gut wie sein Goldjunge. Aber alles, was mir fehlte, war die richtige Inspiration.« Er grinste, während ihm der Regen übers Gesicht lief und der Sturm durch sein Haar fegte. »Jetzt müssen wir dich erst mal ein bißchen zurechtmachen. Alles kein Problem. Meine Ausrüstung ist drüben auf dem Campingplatz. In der Männerdusche, erinnerst du dich?«
    »Ja, ich erinnere mich.«
    »Ich mag solche Späße. Ich hab’ Nathan eine ganze Menge solcher Streiche gespielt, ohne daß er jemals was gemerkt hat. Oh, ist Mr. Kitty-Cat weggelaufen? Nein, keine Angst, Mr. Kitty hat nur ein kleines Bad im Fluß genommen. In einer Plastiktüte.« Mit einem heiseren Lachen schüttelte Kyle den
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