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Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Titel: Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter
Autoren: Daniela Ohms
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des Blitzes durch ihre Adern jagte. Für einen Moment umschlossen die Arme des Fremden sie noch enger, das Feuer erfasste seinen Körper zusammen mit ihrem.
    In der nächsten Sekunde wehte kalte Luft über ihre Haut, fing sich in ihrem Nachthemd und ließ sie frösteln. Als sie ihre Augen öffnete, stand sie allein auf der weiten Ebene, inmitten des Felssporns, der wie eine Nase in das Meer hineinragte. Die letzten Wolken lösten sich auf, bis der Mond und die Sterne vom klaren Himmel strahlten. Arjanas Blick huschte suchend in die Ferne, glitt über die Klippen hinwegauf das Meer, das sich dahinter erstreckte. Für einen Moment fragte sie sich, ob sie träumte, ob sie schlafgewandelt war und erst jetzt erwachte.
    Doch in ihrer Hand kribbelte noch die Energie des Blitzes. Arjana hob sie vor ihr Gesicht und drehte sie im Licht des Mondes. Die weiße gezackte Zeichnung, die sie ihr Leben lang auf ihrer Haut getragen hatte, war verschwunden.

K APITEL E INS
    D as gleichmäßige Motorengeräusch des Flugzeuges ließ Eleni immer tiefer in ihren Gedanken versinken. Der Druck auf ihren Ohren war während des ganzen Fluges geblieben und hüllte sie in einen dumpfen Wattebausch. Sie hatte ihren Kopf seitlich an die Kopfstütze gelehnt und blickte durch das kleine Fenster hinunter auf das weite Meer, das im Sonnenlicht glitzerte und sich am Horizont wölbte. Nur vereinzelt glitten die Tragflächen des Flugzeuges zwischen kleinen Wölkchen hindurch und erinnerten Eleni daran, wie hoch und wie schnell sie über der Erde dahinrasten. Sie hatten Athen schon längst überflogen, und die kleinen grün-braun getupften Inseln, die sich unter ihnen aus dem Mittelmeer hoben, gehörten ebenfalls zu Griechenland. Bald waren sie an ihrem Ziel.
    Eleni wurde das Gefühl nicht los, dass es ihre Schuld war: der ganze Umzug nach Kreta, dass sie nun schon wieder aus Berlin weggingen, obwohl sie dieses Mal nur zwei Jahre dort gewesen waren. Ihre Mutter war Archäologin, eine erfolgreiche noch dazu, und solange Eleni denken konnte, lebten sie abwechselnd in Berlin und in Griechenland. Ihre Mutterhatte schon auf einigen Ausgrabungsstätten gearbeitet. Wenn möglich wertete sie ihre Projekte danach in Berlin aus. Oft waren sie aber auch in Athen geblieben, weil sie die wertvollsten Funde nicht außer Landes bringen durfte. Ihre Mutter war Halbgriechin und so waren Eleni und ihre Schwester Leándra von Anfang an zweisprachig aufgewachsen. Im Grunde war der Wechsel zwischen den Ländern nie ein Problem gewesen, aber Eleni wusste, dass besonders Leándra darauf gehofft hatte, dieses Mal länger in Berlin zu bleiben. Sie hatte ihre Mutter immer wieder dazu drängen wollen, dass sie in Berlin so etwas wie ihr Basislager errichteten, von dem aus ihre Mutter dann nur für ein paar Monate zu einer Ausgrabung reiste. Die meisten Archäologen machten es so und nahmen ihre Familien nur selten zu einer Ausgrabungskampagne mit. Aber ihre Mutter übernahm fast immer eine leitende Funktion, und da Eleni und Leándra keinen Vater hatten, sondern nur noch eine Oma, wollte sie ihre Töchter auf jeden Fall bei sich haben.
    Auch dieses Mal hatte ihre Mutter so getan, als wäre ihr Umzug eine rein berufliche Sache. Aber Eleni wusste, dass sie mit ihrem Projekt in Berlin noch nicht fertig gewesen war. Eigentlich hätte sie noch zahlreiche Ergebnisse ihrer letzten Ausgrabung auswerten müssen und das Buch, das sie darüber schreiben wollte, hatte sie kurzerhand an eine ihrer Kolleginnen abgegeben.
    Nein, der wahre Grund, warum sie ihre Zelte in Berlin innerhalb weniger Monate abbrachen und in hektischer Eile nach Kreta zogen, musste Elenis letzte Klassenfahrt sein.
    Eleni war immer schon schlafgewandelt, seit sie ein kleines Kind gewesen war. Normalerweise ging ihre große SchwesterLeándra ihr nach, wenn sie durch das Haus irrte. Manchmal auch ihre Mutter oder ihre Oma. Mindestens eine von ihnen passte auf sie auf, um Unfälle zu verhindern.
    Aber auf der Klassenfahrt war niemand da gewesen, der von Elenis nächtlichem Treiben wusste. Niemand, der durchschaute, was mit ihr los war, als sie nachts aufstand und die Kinder in ihrem Zimmer wachrüttelte. Und niemand, dem klar gewesen war, dass sie aggressiv wurde, wenn man versuchte, sie zu wecken.
    Zuerst hatten ihre Freundinnen es spannend gefunden, als Eleni sie nachts aus den Betten lockte. Sie hatten an ein heimliches Abenteuer geglaubt, während Eleni sie aus dem Zimmer führte. Der Tumult im Flur hatte auch die
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