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Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Titel: Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter
Autoren: Daniela Ohms
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Pflanzen bekamen nicht genug Nahrung, um Blüten zu entwickeln.
    Ihre Mutter erzählte, der Tempel sei ein großer Glücksfund. Es gab bereits andere Luftbilder von dem Felssporn, auf dem aber nichts von dem Tempel zu sehen war. Denn anscheinend zeigte er sich wirklich nur im Frühling.
    Arjana erklärte, wie schnell sie sich entscheiden musste, bevor jemand anderes die Ausgrabung beantragte – und dass sie deshalb schon bald abreisen mussten. Aber Eleni glaubte ihrer Erklärung nicht so ganz. Sie erinnerte sich noch gut an etwas, das ihre Mutter ein anderes Mal erzählt hatte: Auf den Luftbildern von Griechenland konnte man viele Stellen sehen, an denen sich wahrscheinlich eine Tempelanlage verbarg. Aber viele davon waren noch nicht ausgegraben worden, weil sich erst noch ein archäologisches Institut finden musste, das die Ausgrabung übernahm und finanzierte.
    Warum musste ihre Mutter nun also unbedingt zu diesem Zeitpunkt genau diesen Tempel ausgraben? Eleni fiel es schwer, an einen Zufall zu glauben. Und schließlich entdeckte sie sogar einen Beweis für die Lüge ihre Mutter: Auf dem Luftbild stand das Datum, an dem es aufgenommen worden war. Ihre Mutter hatte die meiste Zeit wie zufällig ihre Hand darauf gestützt, aber irgendwann erhaschte Eleni einen Blick: Das Luftbild war bereits mehr als sieben Jahre alt! Also stimmte es nicht, dass der Tempel gerade erst entdeckt worden war.
    Doch Eleni sprach mit niemandem über diese Erkenntnis.
    »Schläfst du?« Leándra stieß sie von der Seite an und riss sie aus ihren Gedanken.
    Eleni drehte sich zu ihrer Schwester. Erst jetzt wurde ihr klar, dass sie sich wahrscheinlich den ganzen Flug über kaum gerührt hatte.
    Leándra kaute nervös auf ihrem Kaugummi. In ihrem Buch hatte sie offenbar nur wenige Seiten gelesen und ihre roten Chucks scharrten unter dem Vordersitz hin und her. Obwohl Leándra in ihren sechzehn Lebensjahren schon unzählige Male sicher gestartet und gelandet war, hatte sie Flugangst.
    Eleni schüttelte den Kopf. »Nein, ich schlafe nicht. Ich schaue nur aus dem Fenster.«
    Leándra sah ihr in die Augen, als wollte sie prüfen, ob ihre kleine Schwester womöglich im Schlaf mit ihr redete.
    Eleni stieß sie an die Schulter. »Hey, ich bin wirklich wach! Keine Sorge.«
    Leándra lehnte sich in ihrem Sitz zurück. »Dann bin ich ja froh.« Sie blies sich eine Strähne ihrer dunkelblonden Haare aus der Stirn. »Das Letzte, was ich in neuntausend Metern über dem Mittelmeer gebrauchen kann, ist eine schlafwandelnde Schwester, die uns den baldigen Absturz vorhersagt.« Sie grinste Eleni zu, als wollte sie einen Scherz machen.
    Aber Eleni zuckte zusammen. Da war es wieder. Selbst ihre Schwester fürchtete sich vor ihrem sonderbaren Schlafverhalten. Seit Jahren war Leándra diejenige, die am meisten von Elenis Geheimnis wusste, ihre engste Vertraute, der sie so vieles erzählte. Dass es selbst ihr unheimlich war, war vielleicht das Schrecklichste von allem.
    Eleni holte tief Luft und versuchte fröhlich zu klingen.»Ach was! Wenn das Flugzeug ins Meer stürzen würde, hätte ich dir das schon in der letzten Nacht erzählt. Wenn ich erst jetzt damit ankäme, wäre dieses Schlafwandeln ja völlig nutzlos!«
    Leándras Lachen klang nervös. »Hoffentlich hast du recht.«
    Eleni senkte den Blick. Sie konnte nicht länger so tun, als wäre es ein lustiger Scherz. Plötzlich war es schwer, die Tränen zurückzudrängen. »Fabio hätte nur auf mich hören müssen, dann wäre das mit dem Unfall nicht passiert. Und damals, als das mit dem Gasherd war, da hab ich uns doch allen das Leben gerettet.«
    Leándra stieß die Luft aus. Sie sagte nichts, aber Eleni wusste, welche Bilder ihrer Schwester durch den Kopf gingen. Eleni war damals fünf Jahre alt gewesen und konnte sich nicht daran erinnern, aber Leándra war ihr in jener Nacht gefolgt. Mitten im Schlaf war Eleni aufgestanden und zielstrebig in die Küche gelaufen. Ein beißender Gasgeruch hatte den Raum erfüllt. Bis dahin hatte niemand bemerkt, dass der alte Gasherd defekt war. Normalerweise hatte sich das Gas immer abgestellt, sobald die kleine Flamme nicht mehr brannte – aber an diesem Abend offenbar nicht. Schweigend hatte Eleni den Gashahn ausgedreht und das Fenster geöffnet. Danach war sie wieder ins Bett gegangen und hatte weitergeschlafen, als wäre nichts gewesen. Aber ihre Familie hatte den Vorfall nie vergessen.
    Die Nase des Flugzeuges senkte sich allmählich. Das Anschnallzeichen leuchtete
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