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Insel der blauen Delphine

Titel: Insel der blauen Delphine
Autoren: Scott O Dell
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du, er wird uns die anderen Kisten geben?”, flüsterte sie. “Ich weiß nicht. Ich traue ihm nicht. ” “Er ist imstande davonzusegeln, sobald alle Felle auf dem Schiff sind. ” “Vielleicht. ” Die Jäger mussten an meinem Vater vorbeigehen, um zu ihrem Boot zu gelangen, und als der erste auf ihn zukam, stellte sich ihm mein Vater in den Weg. “Die Felle müssen hierbleiben, bis die Kisten an Land gebracht sind”, sagte er zu Kapitän Orloff. Der Russe richtete sich steif auf und deutete auf die Wolken, die der Wind vom Meer hereinjagte. “Ich lade das Schiff voll, bevor der Sturm ausbricht”, sagte er. “Gib uns die anderen Kisten. Dann helfe ich euch mit unseren Kanus”, erwiderte mein Vater. Kapitän Orloff schwieg. Langsam wanderte sein Blick über die Bucht. Er sah unsere Männer an, die etwa ein Dutzend Schritte von ihm entfernt auf einem Felsenband standen. Er schaute zur Klippe empor und wieder zurück zu meinem Vater. Dann sprach er mit seinen Aleutern. Ich weiß nicht, was zuerst geschah, ob mein Vater die Hand wider den Jäger hob, dem er den Weg versperrte, oder ob dieser meinen Vater beiseitestieß, als er mit seinem Fellbündel an ihm vorbeiwollte. Alles ging so schnell, dass ich das eine nicht mehr vom anderen unterscheiden konnte. Doch im gleichen Augenblick, da ich auf die Füße sprang - Ulape schrie, auch andere Schreie längs der Klippe ertönten, sah ich eine Gestalt auf dem Geröll liegen: Es war mein Vater und auf seinem Gesicht war Blut. Mühsam richtete er sich auf. Da sprangen unsere Männer mit erhobenen Speeren vom Felsen herunter. Und gleich darauf flatterte eine weiße Rauchwolke vom Deck des Schiffes. Ein lauter Knall brach sich an der Klippe. Fünf unserer Krieger stürzten zu Boden. Ulape schrie wieder. Sie schleuderte einen Stein in die Bucht hinunter. Der Stein rollte Kapitän Orloff vor die Füße. Jetzt prasselten Steine von allen Seiten der Klippe auf die Jäger herab und viele wurden getroffen. Unsere Krieger fielen über die Aleuter her. Es gab ein solches Durcheinander, dass man kaum mehr wusste, wer gegen wen kämpfte. Ulape und ich standen hilflos auf der Klippe. Wir wagten keine Steine mehr zu schleudern, aus Furcht, wir könnten unsere eigenen Männer treffen. Die Aleuter hatten die Fellbündel weggeworfen. Sie zogen Messer aus ihren Gürteln, als unsere Krieger auf sie eindrangen, und nun wogten die Reihen der Kämpfenden am Strand auf und ab. Männer fielen in den Sand und sprangen wieder auf, um weiterzukämpfen. Andere stürzten und blieben liegen. Einer davon war mein Vater. Lange Zeit sah es so aus, als würden wir den Kampf gewinnen. Aber Kapitän Orloff, der zum Schiff hinausgerudert war, als alles begann, kehrte mit neuen Leuten zurück. Unsere Krieger wurden gegen die Klippen zurückgedrängt. Nur eine kleine Schar war übrig geblieben, doch diese kämpfte verbissen am Fuße des Pfades und wollte nicht weichen. Da erhob sich der Wind. Kapitän Orloff und seine Leute machten plötzlich kehrt und liefen zu den Booten. Unsere Männer nahmen die Verfolgung nicht auf. Die Jäger erreichten das Schiff, die roten Segel blähten sich und langsam fuhr das Schiff durch den Engpass zwischen den beiden Felsen, welche die Bucht bewachten, hindurch. Kurz bevor das Schiff verschwand, flog noch einmal eine weiße Rauchwolke vom Deck auf, Ulape und ich spürten, wie etwas über unsere Köpfe schwirrte wie ein großer Vogel auf der Flucht. Wir begannen zu laufen. Der Sturm brach los, als wir von der Klippe hinunterrannten. Er schleuderte uns den Regen ins Gesicht. Andere Frauen begannen neben uns herzulaufen und ihre Schreie tönten lauter als der Wind. Am Fuße des Pfades stießen wir zu unseren Kriegern. Viele hatten am Strand gekämpft. Wenige hatten ihn verlassen und von diesen war jeder verwundet. Mein Vater lag in der Bucht. Die Wellen brandeten schon über ihn hinweg. Ich betrachtete seinen toten Körper. Es wäre besser gewesen, dachte ich, wenn er Kapitän Orloff seinen geheimen Namen nicht verraten hätte, und später, als wir ins Dorf zurückgekehrt waren, pflichteten mir alle bei. Sie alle, die weinenden Frauen und die verstörten Männer, sprachen aus, was ich dachte: Mein Vater war im Kampf mit den Aleutern und dem doppelzüngigen Russen unterlegen, weil er seinen Geheimnamen preisgegeben und damit seine Stärke verloren hatte.

Kapitel 5
    Die Nacht, die auf diesen Schreckenstag folgte, War seit Menschengedenken die schlimmste Nacht für Ghalasat. Noch
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