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Insel der blauen Delphine

Titel: Insel der blauen Delphine
Autoren: Scott O Dell
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ich wieder Fische fing, und als ich zum Tümpel kam, war Mon-a-nee nicht mehr da. Ich hatte gewusst, dass er eines Tages fortgehen würde, aber es tat mir leid, dass er ins Meer zurückgeschwommen war und dass ich nun nie mehr Fische für ihn fangen konnte. Ich würde ihn auch nicht wiedererkennen, wenn ich ihn im Salzkraut sah, denn jetzt war er ausgewachsen und seine Wunde war verheilt und er sah aus wie alle anderen Otter. Bald nachdem die Aleuter fortgegangen waren, kehrte ich in mein Haus zurück. Außer dem Zaun, den ich sogleich ausbesserte, war nichts beschädigt worden und nach wenigen Tagen sah es im Hause wieder wie früher aus. Das Einzige, worüber ich mir Sorgen machte, waren die Abalonen. Ich hatte die Ernte eines ganzen Sommers fortwerfen müssen und jetzt würde ich auf das, was ich täglich erbeutete, angewiesen sein. Ich musste also an den Tagen, da ich fischen gehen konnte, so viel zu fangen versuchen, dass es auch für Zeiten reichte, in denen ich nichts fing. In den ersten Wintermonaten, bevor Mon-a-nee fortgeschwommen war, fiel mir dies bisweilen schwer. Später ging es leichter und Rontu und ich hatten immer genügend zu essen. Solange die Aleuter auf der Insel hausten, war es für mich zu gefährlich gewesen, die kleinen Sai-saiFische zu fangen und zu trocknen. Ich besaß daher eine Lampen und die Nächte in diesem Winter waren finster. Ich ging früh zu Bett und arbeitete nur am Tag. Immerhin flocht ich eine zweite Schnur für meinen Fischspeer, schnitzte eine Menge Widerhaken aus Abaloneschalen und fertigte mir sogar ein Paar Ohrringe an, die zu Tutoks Halskette passten. Die Ohrringe beschäftigten mich viele Tage lang. Ich weiß nicht, wie oft ich morgens zur Ebbezeit den Strand absuchte, bis ich endlich zwei Kieselsteine fand, die die gleiche Farbe wie die Steine an der Halskette hatten und weich genug zum Schleifen waren. Noch länger dauerte es, bis ich die Löcher in die Ohrringe gebohrt hatte, denn die Steine entschlüpften immer wieder meinen Händen; aber als ich damit fertig war und die Steine mit feinem Sand und Wasser blank gerieben und mit Häkchen aus Knochen an meinen Ohren befestigt hatte, sahen sie sehr hübsch aus. An sonnigen Tagen steckte ich sie mir an, schlüpfte in das Kormorankleid und legte mir die Halskette um und so ging ich’ mit Rontu auf den Klippen spazieren. Ich dachte oft an Tutok, besonders aber, wenn ich ihre Kette trug. Ich schaute nach Norden und wünschte, sie wäre hier und könnte mich sehen. Ich konnte sie in ihrer seltsamen Sprache reden hören und ich erfand Wörter, die ich ihr sagen oder die sie mir sagen würde.

Kapitel 24
    Wieder war der Frühling eine Zeit des Blühens, das Wasser rauschte in den Schluchten und floss hinab ins Meer. Viele Vögel kamen auf die Insel zurück. Tainor und Lurai bauten sich ein Nest in dem Baum wo sie geboren waren. Sie bauten es aus trockenem Tang und Blättern und auch aus Haaren von Rontus Rücken. Sooft Rontu in diesen Tagen vors Haus trat, flogen sie herbei, und wenn er nicht hinschaute, zupften sie einen Schnabel voll Haar aus seinem Pelz und suchten damit das Weite. Dies verdross ihn sehr. Schließlich versteckte er sich vor ihnen, bis das Nest fertig war. Ich hatte recht gehabt, als ich Lurai einen Mädchennamen gab, denn sie legte gefleckte Eier und brütete mit der gelegentlichen Hilfe ihres Gatten zwei hässliche Küken aus, die sich bald zu hübschen Geschöpfen entwickelten. Ich erfand Namen für sie und stutzte ihnen die Flügel, bis sie so zahm geworden waren wie ihre Eltern. Ich fand auch eine junge Möwe, die aus einem Nest an der Klippe in die Tiefe gefallen war. Die Möwen bauen sich ihre Nester hoch oben in den Küstenfelsen und ich hatte mich oft gewundert, weshalb die Jungen, die ich bisweilen auf dem Nestrand kauern sah, nicht hinunterfielen. Doch dies geschah selten. Die Möwe, die ich fand, hatte ein weißes Gefieder und einen gelben Schnabel. Sie war nicht schwer veretzt, nur ein Bein war gebrochen. Ich nahm sie mit ins Haus und band die Knochen mit zwei kleinen Hölzern und einer Sehne zusammen. Eine Zeit lang wollte sie sich nicht auf die Füße stellen. Aber da sie noch nicht alt genug zum Fliegen war, begann sie eines Tages, doch auf dem Platz vor dem Haus herumzuhinken. Mit den jungen und den alten Vögeln, der weißen Möwe und Rontu, der mir ständig auf den Fersen blieb, herrschte ein munteres Treiben auf dem Vorplatz. Hätte ich bloß nicht so oft an Tutok denken müssen! Und an
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