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Insel, aus Traeumen geboren

Insel, aus Traeumen geboren

Titel: Insel, aus Traeumen geboren
Autoren: Carol Grace
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anderem empfohlen wurde, die Töpferschule zu besichtigen, da dort noch nach alter Kunst und Tradition gelehrt wurde.
    Hand in Hand gingen sie die schmale Straße entlang, die zur Ortsmitte führte. Olivia konnte kaum die Füße heben, so schwer fühlten sie sich an. Dabei waren sie erst ein paar hundert Meter gelaufen, doch ihr kam es wie ein Marathonlauf vor. Waren es die Nachwehen von gestern, dass sie sich so kaputt fühlte, oder ihre niederdrückenden Gedanken?
    Jack wollte also zu ihr zurückkommen. Die Dinge passierten so schnell, dass sie kaum zum Luftholen kam. Doch wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, gab es für ihn kein Halten mehr, egal, ob es richtig oder falsch war.
    Als sie wenig später das alte Gemäuer betraten, in dem die Töpferschule untergebracht war, fragte Jack sie, welche von den Arbeiten ihr besonders gut gefiel. Olivia deutete auf einen blau-gelben Krug, der die Schönheit des Goldenen Zeitalters repräsentierte.
    Nachdem Jack den Krug samt dazu passender Tassen und Teller erstanden und in einen Strohkorb hatte packen lassen, wanderten sie zum Kloster, das in einem wunderschönen Gebäude im venezianischen Stil untergebracht war.
    „Du siehst noch immer so blass aus“, stellte Jack mit einem besorgten Stirnrunzeln fest. „Lass uns etwas essen gehen.“
    In einer engen Gasse hinter dem Kloster fanden sie eine französische Bäckerei. Der mürrische Bäcker hinter der Theke tat ihre Wünsche mit einer Handbewegung ab und bestand darauf, dass sie seine berühmte Quiche Lorraine probierten. Zum Kaffee empfahl er Schokoladencroissants, die gerade heiß aus dem Ofen gekommen waren.
    Zufrieden sah Jack zu, mit welchem Heißhunger Olivia sich die üppig mit Käse und Speck belegte Quiche schmecken ließ. „Hast du heute kein Mittagessen bekommen?“, erkundigte er sich amüsiert.
    „Das ist schon Stunden her, und dies hier ist absolut lecker. Isst du deine nicht auf?“
    Jack schob ihr seinen Teller hin. Nachdem sie auch seinen Rest noch verdrückt hatte, wandte sie sich ihrem Croissant zu. „Danke, dass du mich zu dieser Insel mitgenommen hast, Jack“, sagte sie. „Genau das habe ich gebraucht.“
    „Vielleicht sollten wir für unsere Flitterwochen ein Boot mieten und damit von Insel zu Insel fahren“, schlug er vor. „Und uns in jedem Hafen eine Bäckerei suchen.“
    „Klingt nicht schlecht. Nur …“
    „Hast du etwa immer noch Angst, seekrank zu werden?“
    „Nein, es wird mir nichts ausmachen“, sagte sie mit mehr Zuversicht, als sie empfand. „Oder ich werde mir ein Mittel besorgen.“
    Olivia setzte ihre Tasse unvermittelt ab. Sie mussten miteinander reden. Es gab wichtigere Entscheidungen zu treffen als die, wohin sie in die Flitterwochen fahren wollten.
    „Meinst du nicht auch, dass es etwas seltsam ist, plötzlich über Flitterwochen zu reden, wenn wir gestern noch fertig miteinander waren?“
    „Fertig miteinander?“ Jack beugte sich vor und nahm ihre Hände. „Wir waren nie fertig miteinander und werden es auch nie sein. Wir sind füreinander bestimmt, Olivia. Ich wusste, dass wir eines Tages wieder zusammenkommen würden. Oder hattest du daran Zweifel?“
    „Ja“, erwiderte sie. Jetzt war die Gelegenheit da, offen zu ihm zu sein. Sie wollte nicht länger vorgeben, dass alles in Ordnung sei, wenn das Gegenteil der Fall war.
    „Wirklich, Jack, ohne Hindernisse bist du nicht glücklich. Wenn du keine im Weg hast, erfindest du welche, weil du so verdammt gut darin bist, sie zu überwinden.“
    „Für dich ist mir keine Mühe zu viel, Olivia. Wir werden zusammen ein herrliches Leben haben, besser als zuvor. Jetzt, da wir beinahe alles verloren hätten, wissen wir, was wir wollen.“
    „Bist du dir da wirklich sicher, Jack?“
    „Natürlich. Ich war ein unreifer Snob, als wir uns kennenlernten. Du hattest recht, ich hatte nur meine Interessen im Sinn. Erst als ich dich verlor, wurde mir schlagartig bewusst, was wirklich wichtig für mich war: nicht mein Beruf, nicht die Kinderfrage. Du warst es, Olivia. Nur du.“
    Sie musste sich auf die Lippen beißen, die zu beben begannen. Tränen des Glücks traten ihr in die Augen, und Erleichterung durchflutete sie. Wenn Jack sich sicher war, dann war auch sie es. Wenn er überzeugt war, dass es zwischen ihnen wieder funktionieren würde, dann würde sie es auch sein. Er küsste ihre Tränen fort, und sogar der mürrische Bäcker schenkte ihnen ein widerwilliges Lächeln, als sie bezahlten und ihm ein Kompliment
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