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Insel, aus Traeumen geboren

Insel, aus Traeumen geboren

Titel: Insel, aus Traeumen geboren
Autoren: Carol Grace
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Jack schaute ihr nach, wie sie den holprigen Feldweg hinunterfuhr, bis das Auto in einer Staubwolke verschwand.
    Als Olivia nach einigen Stunden wieder zurückkam, ließ sie ihre Einkäufe erst einmal im Jeep liegen und eilte zur Ausgrabungsstätte.
    „Hat jemand Jack gesehen?“, fragte sie.
    Bis auf Elias, der hinunter zum Strand deutete, verneinten es alle. Als Olivia in die Richtung sah, in die der Junge zeigte, sah sie Jack mit angezogenen Beinen unten am Strand sitzen und aufs Meer hinausschauen. Sie atmete tief ein und machte sich dann daran, zu ihm hinunterzuklettern.
    Als Jack sie bemerkte, stand er lächelnd auf. Es war ein Lächeln, das ihr fast das Herz zerriss. „Hast du alles bekommen?“
    Sie nickte. „Setz dich wieder. Wir müssen miteinander reden.“
    Sein Lächeln verschwand. „Du erschreckst mich jedes Mal, wenn du das sagst.“
    Sie ließ sich neben ihm im Sand nieder und betrachtete das blaue Wasser und die kleinen weißen Boote, die in der Ferne vorüberzogen. Olivia seufzte. Es tat ihr leid, die friedliche Stimmung zu zerstören, doch es musste sein. Den ganzen Weg über hatte sie sich die passenden Worte zurechtgelegt, doch jetzt wollten sie ihr nicht über die Lippen kommen.
    „Anscheinend ist es doch nicht so wichtig“, bemerkte Jack, nachdem einige Minuten verstrichen waren.
    „Oh doch, doch“, versicherte sie hastig. Und dann sprudelte es nur so aus ihr heraus. „Jack, es hat doch keinen Sinn mehr mit uns beiden. Es wird einfach nicht funktionieren.“
    Er schaute sie finster an. „Was willst du denn damit sagen?“
    „Es ist einfach zu lange her. Zu viel ist seitdem geschehen.
    Du lebst dein eigenes Leben, und ich lebe meins.“
    „Soll heißen, du liebst mich nicht mehr?“
    „Liebe hat nichts damit zu tun. Wir müssen tun, was richtig ist.“
    „Und was ist richtig? Ich sage dir, was richtig ist – dass wir wieder zusammen sind. Ich dachte, da wären wir uns einig gewesen.“
    „Vielleicht waren wir das. Aber da standen wir unter Stress. Wir nahmen an, dort unten sterben zu müssen, und äußerten Dinge, die wir nicht so meinten. Jetzt, da wir gerettet sind, sollten wir wieder klarer denken.“
    „Das tue ich doch!“, stieß Jack zwischen den Zähnen hervor. „Ich habe auch nie etwas von mir gegeben, das ich nicht so gemeint habe.“
    Olivia nickte. Genau das war das Problem. Er hatte zu viel gesagt, und er hatte jedes Wort ernst gemeint.
    „Lass uns die Dinge nicht noch komplizierter machen, als sie ohnehin schon sind“, bat sie. „Wir sind nur noch ein paar Wochen hier. Wir wollen ein Grab finden, und da sind auch noch die anderen Leute.“
    „Du verlangst also von mir, ihnen gegenüber so zu tun, als wäre alles in Ordnung?“
    „Da niemand etwas Genaues über unsere Beziehung weiß, dürfte das nicht so schwierig sein. Gib dich einfach so wie immer.“
    „Das kann ich nicht. Ich liebe dich, Olivia, und ich bin überzeugt, dass auch du mich noch liebst. Ich will dich zurückhaben. Dafür bin ich bereit, alles zu tun. Sag mir, was du dir vorstellst.“
    „Ich möchte, dass du alles vergisst, was auf dieser Insel zwischen uns geschehen ist. Unsere Versöhnung ist während eines Ausnahmezustandes zustande gekommen. Bitte, Jack.“ Sie schluckte. Jetzt bloß nicht weinen! Er brauchte nicht zu wissen, wie zerrissen sie sich fühlte. „Das hier ist nicht einfach für mich.“
    „Ach nein? Es sieht aber verdammt so aus. Warum sagst du mir nicht, was geschehen ist? Vielleicht kann ich dann begreifen, was in dir vorgeht.“
    Olivia hätte wissen müssen, dass die Sache nicht ohne Auseinandersetzung abgehen würde. Doch sie konnte ihm die Wahrheit nicht sagen. Sie kannte ihn zu gut, um nicht zu wissen, wie er darauf reagieren würde.
    Der einzige Weg, um dieses Gespräch zu beenden, war, aufzustehen und zu gehen. Und genau das tat sie. Sie erhob sich, klopfte sich den Sand von den Shorts und stieg den steilen Pfad wieder hinauf. Auch ohne sich umzudrehen, wusste sie, dass Jack immer noch dasaß und starr auf das Meer blickte, über das die untergehende Sonne ihre letzten Strahlen warf.
    Zu Olivias Erleichterung ging Jack ihr in den nächsten zwei Wochen aus dem Weg, und auch sie vermied es, ihm zu begegnen. Doch als sie und das gesamte Team eines Tages in den Schacht hinunterstiegen und Olivia die gesamte Inschrift auf der Stelle entschlüsselte, wollte sie nichts weiter, als mit Jack den Erfolg zu feiern.
    Im Jahre 293, im Monat des Pantemos, am zwanzigsten Tag,
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