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Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere
Autoren: Sarah Fine
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scharf im Licht der Straßenlaterne. »Eine hübsche Ergänzung unserer natürlichen Waffen, findest du nicht?«
    Der Wächter antwortete nicht. Ein Muskel an seiner Wange zuckte. Sein Rückzug hatte ihn in einen Lichtkegel geführt und ich stellte erschrocken fest, dass er blutete; sein hautenges Hemd war an derSchulter aufgeschlitzt. Hier zeigte sich, wie wirksam der Krummsäbel war. Die Wunde war so tief, dass ich Muskeln und Knochen sah. Blut tropfte von den Fingerspitzen seiner linken Hand. Plötzlich hatte ich Mitleid mit ihm. So grauenhaft ich die Riesenwächter am Tor fand, diesen hier wollte ich nicht sterben sehen.
    Völlig geistesabwesend betrachtete ich ihn, aber dann spürte ich Nadias panische Furcht, mitansehen zu müssen, wie dieser verletzte Mann in einem unfairen Kampf abgeschlachtet wurde. Auf den ersten Blick sah es tatsächlich so aus, als wäre er hoffnungslos in die Enge getrieben. Aber als er das Gewicht auf das hintere Bein verlagerte und mit einer geschmeidigen Bewegung den Polizeiknüppel aus dem Gurt zog, wusste ich, dass er eine Chance hatte. Ich konnte förmlich sehen, wie gefährlich er war.
    Die Hausfrau und der Wikinger machten einen Satz vorwärts und griffen von beiden Seiten an. Der Wächter reagierte sofort. Sein Schlagstock wurde ausgefahren, erreichte seine dreifache Länge, wurde zu einem langen, schmalen Stab. Damit vollführte der Wächter einen Rundumschlag. Er war die Achse, das Auge des Sturms, während der Stab der Hausfrau die Klinge aus der Hand schlug, dann mit einem Richtungswechsel dem Wikinger ins Gesicht donnerte. Der Wächter zog den Stab zurück und rammte ihn dem Wikinger in den Hals, der in sich zusammensackte. Den Bruchteil einer Sekunde später lag auch die Hausfrau auf dem Boden und umklammerte ihren Hals.
    Die dunklen Augen des Wächters richteten sich auf Ibram, der grinsend mit den Achseln zuckte. »Sie waren Neulinge«, meinte er nur, bevor er angriff. Er wurde ausgebremst, weil er mit seinem wirbelnden Säbel zwei gegen ihn geschleuderte Dolche abwehren musste. Ich hatte nicht einmal mitbekommen, dass der Wächter sie geworfen hatte. Die nächsten beiden blockte Ibram ebenfalls mit Leichtigkeit ab. Jetzt hatte der Wächter keine Wurfmesser mehr.
    »Verdammt«, sagte er und nahm den Stab in die rechte Hand. »Du hast geübt.«
    Ibram schoss voran, nutzte die Verwundung seines Gegners, die ihn offenbar langsamer machte. Es sah aus, als ginge es dem Wächternur um Selbstverteidigung, denn er schuf mit dem Stab einen Schutzkreis, der die mörderische Klinge davon abhielt, ihr Ziel zu finden. Zweimal erwischte Ibram ihn fast, sein Schwert hinterließ tiefe Scharten auf dem Brustpanzer des Wächters. Aber der wartete nur auf seine Chance und als Ibram das erste Mal seine Deckung vernachlässigte, traf ihn der Stab seitlich am Gesicht. Ibram ließ sein Schwert jäh heruntersausen und der Stab zersplitterte unter der Wucht des Hiebs. Beide Kämpfer taumelten zurück.
    Der Wächter ließ den Blick über die Straße schweifen, prüfte die Entfernung zu jeder Waffe im Umkreis. Dann rannte er los, aber nicht zu einem der Schwerter, die ich sah, sondern direkt auf Ibram zu. Er schleuderte den Rest seines Stabs gegen den Schwertarm des Scheichs und zwang ihn so, die Waffe zu heben, um das Wurfgeschoss abzuwehren. Ibram fasste sich sofort wieder und holte mit dem Schwert gegen den Angreifer aus, aber jetzt war der Wächter schon zu nah und zu schnell für ihn. Mit der Handkante traf er Ibrams Handgelenk, sodass dessen Waffe klirrend auf das Kopfsteinpflaster fiel, dann verpasste er Ibram einen brutalen Hieb in die Leistengegend und gab ihm schließlich mit einem Ellbogenstoß den Rest. Ibram ging zu Boden wie ein Sack Zement. Ich war froh, dass Nadia in diesem Augenblick nicht meine Gedanken lesen konnte … Denn ich konnte es mir nicht verkneifen, den Kampfstil des Wächters zu bewundern.
    Er musterte Ibram, war anscheinend zufrieden mit dem komatösen Zustand des Scheichs und ging rasch zu dem Wikinger, der sich gerade anschickte, nach seinem Schwert zu greifen. Der Wächter kniete sich neben ihn und zog ein Messer aus der Scheide an seinem Fußgelenk.
    »Schick mich nicht an diesen schrecklichen Ort«, bat der Wikinger.
    »Keine Sorge. Das hab ich nicht vor«, sagte der Wächter und strich mit seiner schmalen Hand dem Wikinger über den Kopf. Erst dachte ich, er würde den Kerl trösten. Aber als er aufstand und wegging, sah ich, dass er ihm die Kehle
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