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Inkarnationen

Inkarnationen

Titel: Inkarnationen
Autoren: Vampira VA
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rieb er sich an diesem Wort, das seinem Unterbewußtsein entstieg.
    Wer begrub schon einen Lebenden?
    Sein Herz schlug um wenige Takte rascher, aber bei weitem nicht schnell. Es blieb fast unbeeindruckt von dem seelischen Aufruhr, der den Mann ohne Erinnerung gepackt hatte.
    Er machte einen Schritt. Die Richtung war unerheblich. Die Wände sahen überall gleich aus. Und der Raum durchmaß kaum vier Meter im Quadrat bei einer Höhe von etwa drei Metern.
    Der Erwachte begriff, daß nicht das eigene, sondern das Gewicht, das er über seinem Kopf spüren konnte, ihn vorhin hatte erzittern lassen.
    Wie dick war der Felsmantel, der diese hohle Kammer umgab?
    Und wieder die Frage: Wie war er hierher gekommen?
    Es gab keine normale Erklärung, aber ihm fiel nicht einmal eine unnormale ein .!
    WER BIN ICH?
    Gaumen und Kehle wurden trocken. Er tat noch einen Schritt, berührte die steinerne Wand erst vorsichtig und hämmerte schließlich mit den Fäusten dagegen, ohne daß er aber mehr als ein schwammiges, dumpfes Geräusch erzeugen konnte.
    Der Fels war genauso hart, wie er sein mußte, keine warum auch immer errichtete Attrappe!
    Der Mann ohne Erinnerung untersuchte den gesamten Wandver-lauf und den Boden. Nur die Decke mußte er aussparen, weil sie unerreichbar blieb. Vielleicht lag aber gerade dort oben der Zugang zur Höhle.
    Nach minutenlangem Bemühen, einen Ausweg zu finden, setzte sich der nackte Mann wieder auf den Boden. Die Kälte des Steins berührte ihn auch jetzt noch nicht; er empfand sie nicht einmal als unangenehm.
    Er hatte auch keinen Hunger, nur ein verschwommenes Gefühl von . Durst.
    Er schloß die Augen und hüllte sich auf diese Weise in eine Finsternis, aus der er Trost zog. Seine Gedanken kreisten weiter um die Frage, wer er war, wo er war und warum er hier war.
    Die Zeit verging, aber eine Tür tat sich nicht auf.
    Niemand kam.
    Er blieb allein, einzementiert von einer Stille, die in ihrer ohrenbetäubenden Absolutheit an die Weiten der Sahara erinnerte .
    Sahara?
    Es blieb ein Phänomen, daß er Dinge zu benennen vermochte, Begriffe und ihre Bedeutung kannte, ohne jedoch den geringsten Bezug zu sich selbst herstellen zu können!
    Was für ein Wahnsinn, dachte er.
    Wahnsinn schien dem Kern des Mysteriums sehr nahe zu kommen. Aber um wessen Verrücktheit handelte es sich dabei? Um die seines Kerkermeisters - oder um seine eigene?
    Er hoffte es in Erfahrung zu bringen, noch bevor er in diesem elenden .
    (Nein! Es - ist - kein - Grab!)
    . an diesem elenden Ort verrottet war.
    *
    Zur gleichen Zeit
    Zuerst blinzelte sie nur gegen das helle Sonnenlicht, das warm durch mehrere kleine Sprossenfenster in ihr Zimmer drang.
    Mein Zimmer?
    Das Wohlgefühl wich wie ein sanftes Kätzchen, das eben noch schnurrend auf ihrem Schoß gelegen hatte, um sich kraulen zu lassen, sich im nächsten Moment aber von etwas aufgeschreckt mit gesträubtem Fell davonmachte .
    Wo bin ich?
    Sie stützte sich auf die Ellenbogen und begriff, daß ihr Bewußtsein von der Leere, in der es schwebte, fast erstickt wurde.
    Sie schloß die Augen und war umgeben von Wänden, die aussahen wie unbeschriebenes, farbloses Papier.
    Sie schrie leise und riß die Augen wieder auf.
    »Ganz ruhig«, sagte eine Stimme.
    Sie gehörte einem alten, sehr alten Mann, der eine Art Mönchskutte trug und den sie bislang nicht bemerkt hatte, obwohl er auf einem Holzschemel am Kopfende des Bettes hockte und den Rücken gegen die dortige Wand schmiegte, als böte sie ihm die Stütze, die sein eigenes Skelett auf Dauer nicht mehr garantieren konnte. Eine Million Fältchen ließen das Gesicht des Alten wie ein von Güte zusammengehaltenes Vexierbild erscheinen.
    Sie verlagerte ihr Gewicht, um ihm den Kopf besser zudrehen zu können. »Wer sind Sie?«
    »Ein Freund.« Obwohl die Antwort schnell erfolgte, erweckte sie nicht den Anschein, als ginge der Mann leichtfertig mit dem Begriff Freund um.
    Wie sonderbar.
    Die Frau sah an sich herab. Auch sie trug ein kuttenähnliches Gewand, jedoch ohne eine Kapuze, wie sie im Nacken des Alten zusammengefaltet zu sehen war, und der Stoff war auch nicht so dunkel, sondern von freundlichem Beige.
    Darunter war sie . nackt.
    Warum beunruhigte sie das unterschwellig so sehr? Warum . vermißte sie etwas, von dem sie nicht einmal sagen konnte, was es war?
    »Ich kenne Sie nicht!«
    »Das macht nichts. Ich heiße Adrien.«
    Enttäuscht stellte sie fest, daß ihr nicht einmal der Name etwas sagte.
    »Und ich?« fragte sie. »Wie
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