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Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3

Titel: Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3
Autoren: Piers Anthony
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unter.
Als der Strudel auseinanderfiel, konnte Orb das Boot erkennen. »Vater!« rief sie
erleichtert.
Einen Moment später war ihr Vater Pace neben ihr, hob sie aus der Wanne und setzte sie in sein
Boot.
Sie umarmte ihn, und er legte eine Decke um sie.
Orb ließ ihren Tränen freien Lauf.
Doch ebenso rasch, wie sie gekommen waren, versiegten die Tränen wieder. »Vater, ich habe die
Nymphen gesehen!« rief sie aufgeregt.
»Du hast sie wirklich gesehen?« wiederholte er halb erfreut und halb besorgt. Orb erkannte aber
Freude in seinen Augen.
»Ganz liebe Nymphen schwammen im Teich, doch hier sind die Nymphen furchtbar böse! Warum sind sie
hier böse?« sprudelte es aus ihr heraus.
»Weil hier das Wasser vergiftet ist«, erklärte Pace.
»Die Fabrik am Ufer kippt all ihren Dreck ins Wasser. Mittlerweile ist das Wasser hier das pure
Gift, und die Nymphen, die hier leben, haben natürlich auch darunter gelitten. Eine sehr traurige
Angelegenheit.«
»Warum ist das so?«
Weil Pace ein lieber Vater war, nahm er sich stets die Zeit, auf alle Warum? -Fragen seiner
kleinen Tochter zu antworten. »Die Leute, denen die Fabrik gehört, verdienen mehr Geld, wenn sie
ihre Abfälle einfach ins Wasser kippen, statt jemanden dafür zu bezahlen, sie abzuholen und an
einen dafür geeigneten Ort zu schaffen. Einige von uns haben sich zusammengetan, um die
Fabrikbesitzer zu mehr Umweltschutz zu bewegen. Doch die Besitzer haben soviel Geld, daß sie sich
dafür Macht und Einfluß kaufen können. So sind wir leider nicht gegen sie angekommen.«
»Aber die armen Nymphen...«
»Ja, es ist sehr schade um sie. Doch nur wenige Menschen können sie sehen, und so macht sich kaum
einer Sorgen um sie.« Er hielt inne, da er glaubte, Orbs kindlichen Verstand allmählich zu
überfordern.
»Ich finde das richtig gemein, Vater, auch wenn die Nymphen so böse zu mir waren.«
»Ja, es ist gemein. Aber vielleicht kannst du etwas dagegen tun, wenn du groß bist. Vielleicht
gelingt es dir, diesen Wassergeistern besseres Wasser zu verschaffen, damit sie nicht mehr so
böse sein müssen.«
Das konnte sich Orb im Augenblick noch nicht vorstellen, denn mit ihren vier Jahren glaubte sie,
daß alles immer so bleiben würde, wie es war.
»Wie kommt es, daß kaum einer die Nymphen sehen kann?«
Pace schüttelte langsam den Kopf. »Manche besitzen eben einfach ein bißchen mehr Magie als die
anderen. Genauso wie manche Menschen größer sind als der Rest, böser sind als die anderen oder
leichter die Beherrschung verlieren.«
Er kniff sie bei den letzten Worten, doch eigentlich kümmerten ihn Orbs Wutanfälle kaum, und das
war eins von den Dingen, die sie so erstaunten.
»Meine Familie hat immer schon viel Magie besessen. Vermutlich hast du davon etwas
abbekommen.«
»Und wie steht es mit deiner anderen guten Eigenschaft?« fragte sie, während er sie, da das Boot
am Ufer angelangt war, an Land setzte.
»Aber die kennst du doch, mein Engel.«
»Ja, deine Musik«, strahlte das Mädchen.
»Mein Onkel besaß diese besondere Gabe, und auch meine Cousine. Und ich habe sie. Und vielleicht
sogar du, mein Sonnenschein.«
»Ich habe heute morgen ein Lied gehört«, erzählte Orb aufgeregt. »Ich bin davon aufgewacht und
konnte nicht anders, als zu ihm zu laufen. Doch es ließ sich nicht finden, und plötzlich stand
ich am Fluß. Und da war ebenfalls Musik, wenn auch eine andere. Die Nymphen lachten und sangen
dort. Und... und wirst du Mutter davon erzählen?«
»Versprichst du mir, so etwas nie wieder zu tun?«
Orb machte ein trauriges Gesicht. »Aber, Vater, ich muß dieses Lied einfach finden!«
»Man kann aber dieses Lied nicht finden.«
»Warum nicht?«
»Weil es das Lied des Morgens ist. Mit dem Ende der Dämmerung vergeht es.«
»Aber...«
»Es kommt ja zurück. Mit jedem neuen Morgen ist es wieder da. Ich kann dich ja einmal mitnehmen,
dann hören wir es uns gemeinsam an. Willst du es mir nun versprechen?«
»Na gut, Vater.«
»Fein, dann will ich deiner Mutter auch nichts davon verraten.«
»Gut, Vater.« Sie strahlte, aber nach einer Weile fragte sie: »Warum bist du eigentlich nicht
böse?«
»Weil Väter ihren kleinen Mädchen nicht böse sein können. Vor allem dann nicht, wenn sie so
begabt sind wie du.«
»Ich glaube aber, daß ich nie so schöne Musik machen kann wie du.«
»Nun, du hast das Lied der Morgens vernommen. Du hast das Lied des Flusses gehört. Und du hast
die Nymphen gesehen. Dies alles sind Anzeichen dafür, daß
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