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Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3

Titel: Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3
Autoren: Piers Anthony
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hakte sich bei ihm ein.
Nun schritt sie an seiner Seite durch den Gang, und es war alles so, wie sie es als Kind geträumt
hatte.
Satan erschien aus einem Seiteneingang und wartete vor dem Podest auf sie. Besonderes Licht
bestrahlte ihn, und er kam Orb wie der wunderbarste Mann der Welt vor. Mochte er auch noch so
viele Intrigen gesponnen haben, um sie zu diesem Bund zu bewegen, es spielte jetzt alles keine
Rolle mehr.
Sie liebte ihn und wollte keinen anderen.
Als sie das Podest erreichte, nahm Satan ihre Hand. Mym begab sich auf den für ihn reservierten
Stuhl. Die beiden stellten sich vor die Ehrengäste.
»Gäa und ich sind übereingekommen, den Eheschwur zu singen«, erklärte der Teufel. »Es hat stets
einen milden Streit zwischen uns gegeben, wer der bessere Sänger sei. Diese Frage soll nun
geklärt werden. Der bessere von uns soll auch der sein, dessen Liebe für den anderen größer
ist.«
Er wandte sich an Orb, und auf seinen Wink hin erschien die Harfe in ihrer Hand. »Du magst
beginnen, denn du bist die erste Frau, die ich wirklich liebe.«
Orb nahm die Harfe entgegen und hätte sie fast fallen lassen. Es war tatsächlich ihr Instrument.
Wie war es Satan möglich gewesen, die magische Harfe zu berühren?
Sie verbannte diese Frage aus ihren Bewußtsein und konzentrierte sich auf ihren Gesang. Satan zog
sich auf seinen Stuhl zurück.
Orb setzte sich auf das Podest. Das weite Brautkleid mit den vielen Röcken behinderte sie ein
wenig.
Sie sang das Lied des Abends, den Aspekt des Llanos, der die Liebe zum Thema hatte. Mehr noch als
die Worte drückte die Musik, die sie ihrer Harfe entlockte, die Macht der Liebe aus.
In der Kathedrale zeigte sich der Sonnenuntergang und geizte nicht mit prächtigen Lichtern und
Farben. Die Menschen auf den Bänken starrten fasziniert auf dieses Naturschauspiel, und selbst
die Inkarnationen verloren ihre Zurückhaltung.
Liebe durchdrang das Gebäude, Orbs Liebe, die unendlich groß war und zu der sie sich nun
bedingungslos bekannte.
Als der letzte Ton verklungen war, herrschte atemlose Stille in der Kathedrale. Orb hatte ihre
ganze Seele in dieses Lied eingebracht. Es war nicht ihr Ziel gewesen, aber jetzt wußte sie, daß
Satan sie darin nicht übertreffen konnte.
Sie erhob sich und nahm ihren Platz zwischen den Inkarnationen ein.
Satan trat vor. Er brauchte kein Instrument.
Als er zu singen begann, riß Orb überrascht Augen und Ohren auf. Satan sang ein religiöses Lied,
trug der Versammlung Amazing Grace vor. Wie konnte das möglich sein? Solche Gesänge
gehörten zu den wenigen Dingen, die dem Höllenfürsten untersagt waren.
Orb lauschte hingerissen. So wunderschön und berückend hatte sie das Lied noch nie gehört.
Hatte sie eben noch geglaubt, Satan würde sie niemals übertreffen können, so mußte sie sich jetzt
eines Besseren belehren lassen. Er sang nicht nur von der Liebe zwischen zwei Menschen, sondern
sogar von der Liebe Gottes. Aber das konnte doch nicht sein!
Als er die zweite Strophe sang, fiel der Chor ein.
Orb mußte sich eingestehen, daß auch kein Engelschor im Himmel es hätte besser machen
können.
Dann beobachtete sie, daß die Unruhe im Chor deutlich zunahm. Manche Dämonen verschwanden schon,
kaum daß sie ihren Platz eingenommen hatten.
Satan richtete seinen Blick auf Orb, und sie glaubte, auf einer Wolke zu schweben.
Konnte er, der Prinz der Lüge, es denn wirklich einmal ehrlich meinen? Er besang sie, und aus
seinem Leib strömte soviel Liebe, daß Orb schwindelte. War es möglich, daß er sie genauso liebte
wie sie ihn?
Wie konnte der Höllenfürst anderes im Sinn haben als seine Macht? Oder liebte er am Ende nur die
Macht, mit der sie ihn ausstatten würde?
Bei der dritten Strophe wandte sich Satan an die Gäste. Orb entdeckte, daß sie genauso
hingerissen waren wie sie. Mochte es ihm auch noch so unmöglich sein, er sang dieses Lied. Im
Chor herrschte ein rasantes Kommen und Gehen.
Oder hatte er hier wieder ein Trugbild erschaffen?
War alles nur ein Traum, mit dem sie hintergangen werden sollte?
Nein, denn dann würde die Vermählung keine Gültigkeit besitzen. Satan hätte sie vielleicht
täuschen können, aber nicht alle anderen Inkarnationen zusammen.
Nein, es konnte kein Zweifel bestehen, Satan gab etwas Unmögliches, um Orb zur Frau zu
erhalten.
Obwohl sie verzückt dem Gesang lauschte, war sie noch wach genug, sich über diese Dinge Gedanken
zu machen. Satan tat etwas, was ihm nicht möglich war. Und das
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