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Inferno

Inferno

Titel: Inferno
Autoren: Edward Lee
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und ihrer Lähmung auszubrechen. Ihr Gesicht färbte sich rot, als sie sich anstrengte, noch mehr anstrengte …
    »Ach, stimmt ja, erst mal mach ich die eine Sache fertig. Bevor ich anfange, an Via herumzusäbeln …« Lissa wählte einen langen eisernen Vorschlaghammer aus Blackwells Folterinstrumenten aus. Sie wog ihn in der Hand und nickte zufrieden. »Ja, der sollte reichen. Damit schlagen wir Hushs Schädel zu Brei.«
    »LASS SIE IN RUHE!«, schrie Cassie. Ihre Ätherkräfte hatten sich endlich wieder Bahn gebrochen, und mit einem lauten Urschrei schleuderte sie Lissa den brutalsten Gedanken ihres ganzen Lebens entgegen.
    Die Projektion zerriss den gesamten Raum, als sie abgefeuert wurde, ihr flammender Zorn raste durch die Luft wie ein wilder Stier, der plötzlich aus dem Gatter gelassen wird. Alle Gegenstände fielen von der Wand. Der Teppich löste sich in Fetzen auf, die Wände bekamen Risse.
    Dann traf all diese Energie auf Lissa.
    Sie lachte nur und schüttelte den Kopf.
    Cassie starrte sie entsetzt an.
    »Dein Hokuspokus wirkt bei mir nicht«, bemerkte Lissa.
    Sie schwang den Hammer hoch in die Luft über Hushs abgetrenntem Kopf.
    Cassie fiel auf die Couch zurück.
    »Mach dich bereit für ein Leben in endloser Scheiße, du kleines Grufti-Flittchen!«, verkündete Lissa.
    Der Hammer hing in der Luft. Hushs Augen weiteten sich vor Schreck, ihr Mund formte einen lautlosen Schrei. Und genau in dem Moment, als die flache Seite des Hammers zu Boden gehen sollte, um Hushs Kopf zu zerquetschen …
    … begann der Raum zu schwanken.
    Das Beben war noch stärker als vorhin bei Cassies Projektion.
    Aber … Das bin ich nicht , stellte Cassie fest.
    Eine andere Kraft war ins Zimmer getreten, und nach dem anschließenden Geräusch zu urteilen,
    Ssssssssssssssss-ONK
    Ssssssssssssssss-ONK
    Ssssssssssssssss-ONK
    wusste Cassie auch, was das war.
    Drei Nektoports öffneten sich mit den typischen pochenden Erschütterungen und den sumpfgrünen Blitzlichtern. Schneller als Cassie ihren nächsten Gedanken formulieren konnte, war die gesamte viktorianische Kammer voll von Rittern der Aufständischen in ihren schwarzen Rüstungen. Sie bildeten einen Kreis um Lissa, die breiten Schwerter bereit.
    Die Spitzen ihrer Hellebarden und Speere bildeten einen Ring aus Eisenzähnen um Lissa und den Steindolmen, auf dem Hushs enthaupteter Körper lag.
    Es wurde totenstill.
    Lissa warf den Hammer weg. Sie schien keine Angst zu haben, und sie schien auch nicht besonders beeindruckt von der plötzlichen Invasion aufständischer Soldaten.
    Hinter der Masse von Rittern kümmerten sich einige schwarze Wächter um Cassie; einer hob sie hoch und hielt sie in den gepanzerten Armen, andere stellten sich als lebende Schutzschilder vor sie. Sie konnte durch all die Rüstungen hindurch nicht viel sehen, aber sie sah genug.
    Lissa hatte die Hände in die Hüften gestemmt. Ihr Gesicht zeigte ein verschlagenes Grinsen.
    »Was ist?«, sagte sie. »Komm raus, wenn du dich traust.«
    Da trat Ezoriel in seiner blutigen Rüstung durch die Reihen nach vorn. Seine versengten Flügel hatte er am Rücken eingezogen, der Bronzehelm schimmerte, obwohl er von zahllosen Schlägen eingedellt war. In der Hand hielt er ein großes Schwert.
    »Sollte mich ein zufälliges Flüstern Gottes an diesen Ort geführt haben?«, fragte Ezoriels donnernde Stimme.
    »Gott ist nicht hier«, entgegnete Lissa. »Er hat dich rausgeworfen. Schon vergessen?«
    »Dann bin ich vielleicht einfach klüger als du.«
    »Das bist du wahrscheinlich, aber du bist so beschränkt in deinem Glauben. An was glaubst du eigentlich?«
    »Ich bin nicht sicher. Aber das ist kaum von Bedeutung.«
    Lissa lächelte. »Wir waren einmal Freunde, und das könnten wir wieder sein. Überleg doch mal, welche Macht es hier gibt. Wir teilen sie uns – wenn du mir deinen Glauben schenkst.«
    »Ich würde dir am kältesten Tag des Jahres nicht den Hauch meines Atems schenken«, gab Ezoriel zurück.
    »Und was soll jetzt passieren? Willst du zur Seite treten und zusehen, wie deine Knechte mich in Stücke hacken? Du weißt genau, wie sinnlos das wäre.«
    »Vermutlich.«
    »Nur du und ich also – das heißt natürlich, wenn du nicht immer noch ein Feigling bist.«
    Ezoriel ließ sein Schwert und den Helm zu Boden fallen.
    Lissa sah ihn verärgert an.
    Dann sagte sie: »Leck mich«, und verschwand einfach.

KAPITEL SIEBZEHN

I

    Das bisschen, was Cassie von diesen letzten Momenten in Blackwells Folterkammer mitbekam,
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