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Ines oeffnet die Tuer

Ines oeffnet die Tuer

Titel: Ines oeffnet die Tuer
Autoren: Markolf Hoffmann
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Dosen tauchen, und darin waren in Tüten verpackte Kekse, Lakritz, Aprikosen, ein Rollmops … was hatten wir für einen Spaß! Sie hatte immer eine verrückte Idee auf Lager.« Veiths Augen schimmerten, als blickten sie in die ferne Vergangenheit. »Und sie konnte auch Münzen aus dem Ohr ziehen, einen Ring auf den Finger hexen, eine Karte aus dem Skatblatt erraten – das hat sie alles im Varieté erlernt. Und sie konnte sich unsichtbar machen.«
    Â»Sie konnte … was?«
    Â»Sich unsichtbar machen. Verschwinden. Einfach so.« Veith schnippte mit den Fingern. »Etwa, wenn schreckliche Verwandte zu Besuch kamen. Onkel Hans zum Beispiel, der Cousin deiner Mutter, der ein echter Stinkstiefel ist …«
    Â»Das kannst du laut sagen», stöhnte Ines.
    Â»Ja, wann immer Agnes auf Hans traf, hat sie sich unsichtbar gemacht. Sie war von einem Augenblick auf den anderen verschwunden. Einmal waren Hans und seine eitle Frau bei uns zu Besuch und wir wollten ihnen etwas bieten. Also nahmen wir sie mit zu Agnes, damit sie das Haus am Weiher sehen konnten. Das ganze Wochenende haben sie wie ein Wasserfall geredet und angegeben, wie reich und gebildet sie wären … bis deine Oma die Nase voll hatte. Sie stand auf, entschuldigte sich, ging in die Küche – und weg war sie! Wir haben alle nach ihr gesucht, aber Fehlanzeige.«
    Ines dachte sofort an die seltsame Tür.
    Â»Vielleicht hat sich Agnes aus der Küche geschlichen«, sagte sie vorsichtig.
    Â»Nein, ich habe den Flur die ganze Zeit im Auge gehabt.« Veith nickte bestimmt. »Sie hatte einfach keine Lust mehr auf das Geschwätz von Hans. Also hat sie sich unsichtbar gemacht. Das hat sie immer getan, wenn sie ihre Ruhe haben wollte.«
    Carmen beugte sich vom Rücksitz vor.
    Â»Warum hörst du nicht auf, Ines solche Märchen zu erzählen?«
    Â»Aber es stimmt doch«, verteidigte sich Veith. »Du hast es selbst erlebt auf unserer Hochzeit. Da hat sich Agnes auch gelangweilt. Du bist mit ihr in den Weinkeller gegangen und hast mit ihr gestritten – und als du dich umgedreht hast, war sie wie vom Erdboden verschluckt.«
    Ines drehte sich zu ihrer Mutter um. »Stimmt das, Mama?«
    Â»Unsinn! Agnes hat sich von der Feier weggestohlen, weil sie gegen unsere Heirat war. Sie konnte mich schon damals nicht leiden.«
    Â»Das stimmt doch nicht, Carmen«, wehrte Veith ab.
    Na toll, wieder ein Streit! Ines wandte den Kopf zur Seite und blickte in die Dunkelheit. Sie dachte über die Worte ihres Vaters nach, während ihre Eltern weiterzankten.
    Agnes kann sich unsichtbar machen? Einfach verschwinden? So, wie die Tür aus dem Flur?
    Gab es da vielleicht einen Zusammenhang?
    Ich habe die Tür gesehen, bestärkte sich Ines. Ich habe das nicht geträumt. Und Agnes hat zugegeben, dass es die Tür gibt.
    Sie ärgerte sich, ihre Oma vor dem Abschied nicht mehr darauf angesprochen zu haben. Ihre Familie war voller Hektik aufgebrochen, und sie hatte keine Gelegenheit mehr zu einem Zwiegespräch mit Agnes gehabt. Dabei brannte sie darauf, dieses Rätsel zu lösen.
    Irgendetwas stimmt nicht mit Oma Agnes. Wenn ich nur wüsste, was …
    In ihrer Jackentasche vibrierte das Handy. Ines zog es hervor und spähte auf den leuchtenden Schirm. Eine SMS von Sonja, ihrer besten Freundin.
    süsse wo steckst du vers seit 1 h dich anzurufen – morgen
    matheklausur stöööhn – habe karol in der stadt gesehen mit ner
    braut aus der 9 – viel zu alt die kuh – meld dich mal – sonne
    Ines tippte verstohlen eine Antwort, während ihre Eltern sich weiterkabbelten.
    Â»Wir brauchen gar nicht hinfahren, wenn es hinterher jedes Mal Streit gibt«, beschwerte sich Carmen gerade. »Ich stehe immer als die Böse da …«
    Â»Das stimmt doch nicht! Warum dramatisierst du ständig, Carmen?«
    Â»Ich dramatisiere?
Ich?«
    Ines drückte eine Taste auf ihrem Handy und schickte die SMS auf die Reise.
    liebste, war bei meiner oma – mama nervt mal wieder,
    nur zoff – habs so satt – karol ist mir egal!!! und mathe
    wird super, wenn die wunder nicht wieder fies sein will –
    rufe dich an wenn ich zhs bin – kuss –
    iniss
    Sie betrachtete die Animation auf dem Bildschirm: ein fliegender Briefumschlag, der durch eine offene Tür flatterte. Dann klappte die Tür zu und das Symbol verschwand.
    Ich finde schon noch raus,
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