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Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Titel: Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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verkohlten Armstümpfe. Der Kristall hatte sich in eine pulsierende Lichtkugel verwandelt, fiel über die Brüstung des Turmes, prallte wie ein Ball vom Metall des Schiffsrumpfes ab und versank im Meer.

Te Pito o Te Henua
Der Nabel der Welt – die Osterinseln
Drei Tage später
    Obwohl die Sonne im Zenit stand und selbst der Wind, der von der See her über die Küste wehte, warm war, fröstelte Indiana, als er neben Franklin aus dem Boot stieg und mit langsamen Schritten auf die Gestalt zuging, die unweit des Strandes neben einer frisch aufgeworfenen Grube hockte. Der Anblick erinnerte ihn zu sehr an die Insel der Langohren, obwohl er eigentlich wenig mit ihr gemein hatte. Hinter dem schmalen, beinahe weißen Sandstrand erstreckte sich flaches Grasland, auf dem nur wenige Sträucher und nur eine Handvoll Bäume Halt gefunden hatten. Nur wenige Meilen entfernt, aber in der Hitze der Mittagsstunde verschwimmend, erhoben sich Berge, deren Hänge grün bewaldet waren. Statt eines unheimlichen Lavasees unter der Meeresoberfläche gab es hier zwei erloschene Vulkane, deren Krater sich schon vor Jahrhunderten mit Wasser gefüllt hatten, und statt einer Armee langohriger, schweigsamer Riesen nur eine Handvoll zum Aussterben verurteilter, mitleiderregender Eingeborener, die das Schicksal vieler Naturvölker teilten, die dem segensreichen Einfluß der sogenannten zivilisierten Welt ausgesetzt waren: In wenigen Jahrzehnten würde es sie nicht mehr geben.
    Nein – äußerlich hatten die Osterinseln nichts mit der versun-kenen Welt der Vogelmenschen gemein. Was ihn schaudern ließ, was ihn mit dem Gefühl erfüllte, einen Schritt in eine kalte, ablehnende Welt zu tun, die eigentlich nur noch so aussah, als lebe sie, das war wohl das Wissen um das, was einmal hier geschehen war. Was einmal hier gewesen war. Für einen Moment glaubte er die Anwesenheit des Feuerkristalls zu fühlen, als wäre etwas von ihm noch immer da, als hätte sein bloßes Hiersein , auch wenn das mehr als tausend Jahre zurücklag, irgend etwas aus diesem Stück der Welt herausge-brannt und dieses Eiland zu einem Teil der Schöpfung gemacht, in dem Menschen besser nicht leben sollten.
    Indiana verscheuchte den Gedanken. Die Kargheit der Land-schaft, die er sah, war das Werk von Menschen; die Naturkata-strophe, die ein Überleben auf diesen Inseln nur noch für eine sehr begrenzte Anzahl von Menschen möglich machte, die Folge des zügellosen Raubbaus, den die früheren Bewohner dieser Insel mit ihrer Heimat betrieben hatten.
    Der wirkliche Grund für Indianas Unbehagen war ein anderer. Sein ganzes bisheriges Leben hatte er der Aufgabe gewidmet, die Geheimnisse versunkener Kulturen zu lösen, die Rätsel vergessener Zivilisationen zu ergründen, den manchmal gar nicht so feinen Staub der Jahrtausende wegzuschaufeln, der sich über die Vergangenheit gelegt hatte. Aber auf jener namenlosen Insel am Ende der Welt war er zum ersten Mal auf etwas gestoßen, das besser für alle Zeiten vergessen geblieben wäre.
    Vielleicht war es nicht immer gut, in den Geheimnissen der Vergangenheit herumzustochern, und vielleicht hatten die Mächte, die das Schicksal lenkten, manchmal gute Gründe, etwas in Vergessenheit geraten zu lassen. Sein Alptraum war nicht Wahrheit geworden, zumindest diesmal nicht. Aber es hatte wahrlich nicht viel gefehlt.
    »Ist das Professor Grisswald da vorne?« drang Franklins Stimme in seine Gedanken.
    Indiana nickte, ohne zu der gebeugten Gestalt fünfzig Schritte entfernt mehr als einen flüchtigen Blick hinüberzuwerfen. Grisswald schien sie bisher nicht bemerkt zu haben, obwohl das halbe Dutzend Eingeborene, das um die Ausgrabungsstelle herumstand, die Arbeit niedergelegt hatte und ihnen neugierig entgegensah.
    »Ich weiß, daß es wahrscheinlich überflüssig ist«, begann Franklin in beinahe verlegenem Tonfall, »aber trotzdem. Sie wissen, daß alles –«
    »– was ich gesehen und erlebt habe streng geheim ist«, unterbrach ihn Indiana. Die Verlegenheit auf Franklins Gesicht vertiefte sich, und Indiana lächelte matt. »Keine Sorge, ich werde niemandem auch nur ein Sterbenswörtchen verraten. Ganz davon abgesehen, daß mir ohnehin keiner glauben würde.«
    Franklin sagte dazu nichts, aber Indiana spürte, daß ihn diese Worte mit ungeheurer Erleichterung erfüllten. Er fragte sich, ob Franklin wohl wirklich begriffen hatte, welcher Gefahr sie gegenübergestanden hatten. Wahrscheinlich nicht. Und wahrscheinlich war das auch gut so. In kurzer
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