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In tiefer Sehnsucht

In tiefer Sehnsucht

Titel: In tiefer Sehnsucht
Autoren: Lisa Marie Rice
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trat sie ihm aus der Hand, wirbelte dann herum – seine Bewegung waren so schnell, dass Isabelle keine Einzelheiten ausmachen konnte – und setzte ihren Angreifer mit einem gezielten Tritt schachmatt. Das Geräusch des mit Wucht gegen den Schädelknochen krachenden Stiefels war über den tosenden Regen hinweg zu hören.
    Ihr Retter sah auf und seine durchtrainierte Brust hob und senkte sich, als er tief durchatmete.
    Sie erkannte ihn, und ihr Herz schlug schneller. Nicholas Lee. Ihre Blicke trafen sich, und während er auf sie zuging, ließ er sie nicht aus den Augen.
    »Vorsicht!« Isabelle gelang es nicht, das Prasseln des Regens zu übertönen, aber etwas in ihrem Gesicht musste ihn gewarnt haben. Mit einer geschmeidigen Bewegung wirbelte er herum, ein dumpfes Geräusch war zu hören, und der letzte Angreifer ging zu Boden wie ein gefällter Baum.
    Er sah nicht einmal zurück, um sich den gestürzten Mann anzusehen. Einen Wimpernschlag später war er an ihrer Seite und kniete sich neben sie.
    »Isabelle«, sagte er. Seine tiefe, volle Stimme ging ihr durch Mark und Bein. Erst als er ihren Namen aussprach, erwachte sie aus ihrer Erstarrung. Mit einem erstickten Schluchzen warf sie sich in seine Arme.
    Auch wenn sie ihn kaum kannte – die erschreckende Brutalität des Angriffs hatte dafür gesorgt, dass ihre angeborene Zurückhaltung wie weggeblasen war. Tief im Inneren spürte sie, dass sie in den Armen dieses Mannes Sicherheit und Schutz finden würde.
    »Schsch, alles wird gut. Sie sind in Sicherheit. Niemand wird Ihnen wehtun. Sie brauchen keine Angst mehr zu haben, ich passe auf Sie auf.« Mit seiner tiefen, unwiderstehlichen Stimme beruhigende Worte murmelnd, schob er einen Arm unter ihre Knie und hob sie mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung hoch.
    Ihr Kopf schmerzte, und das Entsetzen über das Erlebte steckte ihr immer noch in den Gliedern. Sie schlang die Arme um seinen Nacken und presste sich zitternd an ihn.
    Sie vergrub das Gesicht an seinem Hals und atmete tief ein. Sein Geruch beruhigte sie auf primitive Art und Weise – er war zwar äußerst männlich, aber dennoch Welten entfernt von dem rohen, bestialischen Gestank, den ihre Angreifer ausgeströmt hatten.
    Er ging sehr schnell, als wöge sie nicht mehr als eine Feder. In ihren Ohren dröhnte es, jeder einzelne Muskel schmerzte, und die Ängste, die sie ausgestanden hatte, ließen ihr Herz immer noch wie verrückt klopfen. In seinen Armen zu liegen, beruhigte sie jedoch.
    Seine gleichmäßigen Schritte, die kräftigen Muskeln seiner Arme, seine entschlossenen Gesichtszüge – das alles trug dazu bei, dass sie sich sicher fühlte. Sie kannte ihn nicht, nicht wirklich, und dennoch hatte sie das eigenartige Gefühl, schon immer auf ihn gewartet zu haben.
    »Sie haben auf mich aufgepasst«, murmelte sie, sich kaum bewusst, was sie sagte.
    »Ja, Isabelle«, sagte er sanft. »Ich habe auf Sie aufgepasst.«

Drittes Kapitel
    Sanft setzte Nicholas Isabelle auf den Beifahrersitz seines Autos und griff nach einer Decke, die er auf der Rückbank aufbewahrte.
    Nachdem er sie über ihren zitternden Körper gebreitet hatte, steckte er die Decke rundherum fest und hastete dann zur Fahrerseite, um einzusteigen.
    Er war klatschnass. Ihm machte das nichts aus, aber Isabelle war verletzt und stand unter Schock. Die Kälte und die Nässe taten ihr nicht gut, und außerdem riskierte sie eine Lungenentzündung.
    Er startete den Wagen und drehte die Heizung voll auf. Isabelle musste so schnell wie möglich zu einem Arzt, und er musste dafür sorgen, dass sie nicht länger fror. Sie klapperte mit den Zähnen, und er konnte förmlich spüren, wie die Luft um sie herum vibrierte, weil sie so heftig zitterte.
    Mit einem letzten Blick auf sie legte er den Gang ein und raste los. Er war ein guter Autofahrer und fuhr selten schneller als erlaubt, aber jetzt jagte er durch die Stadt und nahm die Kurven gefährlich schnell, dankbar für seine guten Reflexe und die Ingenieure, die seinen Lexus gebaut hatten.
    Er kannte sich gut in diesem Stadtteil aus. Kein Wunder, schließlich war er in Southside aufgewachsen und hatte dort gelebt, bis es ihm endlich gelungen war, sich hochzuarbeiten und Southside und alles, was dazugehörte, hinter sich zu lassen.
    Er konzentrierte sich auf die Straße und darauf, die Gänge einzulegen und trotz der Windböen und des Starkregens sicher zu fahren. Wenn er der unbändigen Wut, die sein Innerstes aufwühlte, Raum gäbe, wäre er verloren.
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