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In seinem Bann

In seinem Bann

Titel: In seinem Bann
Autoren: Anais Goutier
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vielen. Ich weiß nicht, ob ich das sagen darf oder ob es Mr. Reed recht wäre, dass ich es Ihnen sage, aber Sie sind die erste Frau, mit der er reist, mit der er so viel Zeit verbringt.«
    Dann meldete das Navigationssystem, dass wir unser Ziel erreicht hätten.
    »Sind Sie wirklich sicher, dass Sie hierher wollten?« fragte Mark skeptisch.
    Tatsächlich waren wir in einer etwas heruntergekommenen Mietshaussiedlung gelandet.
    »Könnten Sie vielleicht dort vorne links abbiegen?«
    Wortlos kam Mark meiner Aufforderung nach und lenkte den Wagen in eine schmale Seitenstraße. Weiter kamen wir nicht, denn eine Straßensperre verhinderte die Durchfahrt. Wir waren mitten in eine Art alternatives Volksfest geraten.
    Mark wendete und parkte den dicken Mercedes in einer Parklücke, die ich schon mit meinem Suzuki Cappuccino für gefährlich eng gehalten hätte.
    Und da waren sie: die jungen Galerien und Ateliers, hippen Boutiquen, Straßencafés und kleinen Künstlerkneipen, von denen ich gelesen hatte und dazu jede Menge junge Leute, gute Live-Musik und Kunstprojekte im öffentlichen Raum.
    »Ich möchte mich nur ein bisschen umsehen. Sie brauchen mich wirklich nicht zu begleiten, Mark. Schließlich bin ich eine erwachsene Frau. Vielleicht möchten Sie schon zurück ins Hotel fahren oder etwas trinken gehen.«
    »Ich habe eine Anweisung zu befolgen, Frau Dr. Lauenstein. Und auch ohne Mr. Reeds ausdrückliche Instruktion würde ich Sie wohl kaum hier allein lassen.«
    »Es ist mir wirklich unangenehm, dass Sie für mich den Babysitter spielen müssen. Darf ich Sie dann wenigstens auf einen Kaffee einladen?«
    Wir ergatterten einen Tisch in einem charmanten Straßencafé mit bunt gestrichenen Gartenstühlen vor der Tür.
    Anschließend bummelte ich durch einige der Galerien und jungen Design-Läden, von denen sich Dutzende hinter den maroden Jugendstil-Fassaden verbargen. Ich hatte nicht gewusst, dass es in Prag eine so innovative Alternativ- und Kreativszene gab. Aber es war ein merkwürdiges Gefühl, den armen Mark ständig im Schlepptau zu haben, der überall geduldig auf mich wartete, ohne eine Miene zu verziehen.
    In einem verrückten Vintage-Laden namens Bohemian Retro trafen wir dann auf drei Kunststudenten aus Wien, die uns auf eine Aktion eines befreundeten Künstlerkollektivs aufmerksam machten und uns für fünf Uhr zu der Performance auf der gegenüberliegenden Dachterrasse einluden.
    Um kurz nach fünf erhielt ich eine SMS. Keinen Anruf.

    Es ist ein Ende der Verhandlungen in Sicht. Sei um sechs Uhr in unserer Suite. NACKT. Ian

    Und statt der Zornesröte der Empörung, die mir ob dieser Unverfrorenheit hätte ins Gesicht steigen müssen, spürte ich glühende Hitze in meinen Schoß schießen.
    Doch die atmosphärische Klang- und Tanz-Performance hatte gerade erst begonnen und Mark und ich saßen auf einer Bierzeltbank, eingekeilt von anderen Zuschauern.
    Es war fast sechs Uhr, als wir in den Wagen stiegen und dann gerieten wir in einen Stau. Ob es sich um den normalen Prager Feierabendverkehr handelte oder ob es an dem Zazít mesto jinak lag, wie das jährliche Stadt- und Kunstfest laut den Studenten aus Wien hieß, war schwer zu sagen. Jedenfalls erreichten wir das Hotel erst gegen halb sieben.

Kapitel 4

    Ian saß mit lässig überschlagenen Beinen in einem Sessel an der geöffneten Balkontür mit direktem Blick auf die Prager Burg. Sein Haar war noch zerzauster als am Nachmittag, seine Augen verrieten, dass es anstrengende Verhandlungen gewesen sein mussten und sein Hemdkragen stand weit offen. Er sah verflucht sexy aus.
    »Du kommst spät«, sagte er mit einem bedrohlichen Klang in seiner schönen Stimme und schaute demonstrativ auf seine Omega. »Ich warte hier schon seit zehn Minuten.«
    »Ach, dann hast du dich ja auch verspätet. Wie sind die Verhandlungen ausgegangen?«
    »Ich habe den Zuschlag bekommen«, gab er knapp zurück.
    »Ich gratuliere dir. Warum machst du dann so ein mürrisches Gesicht?«
    »Hast du meine Nachricht nicht erhalten, Ann-Sophie?«
    »Doch«, erwiderte ich ebenso einsilbig wie er zuvor.
    »Dann weißt du auch, warum ich ärgerlich bin.«
    Seine silberblauen Augen schienen mich zu durchbohren.
    Ich lachte auf. »Ärgerlich? Ich bitte dich, Ian. Ich wollte schon eher hier sein, aber Mark und ich waren bei einer Performance und standen anschließend im Stau. Das kann vorkommen.« Ich wurde tatsächlich ein bisschen ungehalten.
    »Ich wollte dich nach dem gelungenen Deal nackt in
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