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In seinem Bann

In seinem Bann

Titel: In seinem Bann
Autoren: Anais Goutier
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und auch diesmal stieg er aus, um uns die hintere Wagentür aufzuhalten.
    »Ich muss jetzt direkt zu meinem Meeting«, erklärte Ian, und zu Mark gewandt fügte er hinzu: »Bitte zum Grand Reed. Anschließend bringen Sie Frau Dr. Lauenstein bitte wohin sie möchte und bleiben Sie bei ihr. Ich werde mir dann einen Wagen aus dem Fuhrpark leihen.«
    Als Mark die Limousine auf den Vorplatz des Grand Hotels lenkte, sagte Ian zu mir: »Ich möchte, dass du dich amüsierst und wenn du etwas siehst, das dir gefällt, möchte ich, dass du es kaufst. Ich werde dich anrufen, wenn wir mit den Verhandlungen durch sind. Zwei bis drei Stunden wird es aber vermutlich dauern.«
    Er küsste mich zärtlich, dann stieg er aus dem Wagen.
    Ich sah zu, wie er mit hochgekrempelten Hemdsärmeln und dem über die Schulter geworfenen Sakko federnden Schritts die Stufen des Entrees hinaufeilte und dann sah er sich tatsächlich noch einmal um. Dieses feine Lächeln huschte über sein schönes Gesicht und ich legte die Hand an die Fensterscheibe, ehe er in der Lobby verschwand.
    »Wohin darf ich Sie chauffieren, Miss?« fragte Mark.
    »Ich weiß nicht«, gab ich ehrlich zu und fühlte mich mit einem Mal ein bisschen wie Carrie Bradshaw in Paris.
    Doch dann erinnerte ich mich an einen Artikel, den ich kürzlich in einer Kunstzeitschrift gelesen hatte.
    »Gibt es hier ein Viertel namens Zikow oder so ähnlich?«
    Mark gab meine Frage an das Navigationssystem weiter und als dieses mit meinem Begriff nichts anzufangen wusste, versuchte er es bei Google. Das Navi war tatsächlich internetfähig!
    »Zizkov, ja das gibt es«, bestätigte Mark schließlich. »Das ist nicht weit von hier. Möchten Sie, dass wir dort hinfahren?«
    »Wenn es wirklich nicht zu weit entfernt ist und es Ihnen keine Umstände macht.«
    »Es macht mir keine Umstände, Frau Dr. Lauenstein. Das ist mein Job.« Er zwinkerte mir über den Rückspiegel zu und ich musste lächeln.
    Ich hatte inzwischen Gelegenheit gehabt, festzustellen, dass Mark weit weniger bedrohlich war, als ich zu Anfang geglaubt hatte. Zwar glich seine Statur der eines gut bemessenen Kleiderschrankes und der immer gleichermaßen perfekt sitzende Boss-Anzug mit der schwarzen Krawatte in Verbindung mit seiner Waffe und dem obligatorischen Knopf im Ohr, ließ ihn auf mich noch immer wie eine Figur aus einem Agenten-Thriller wirken, doch hinter dieser befremdlichen Fassade verbarg sich ein sympathischer, bodenständiger Mittvierziger mit einem angenehmen Sinn für Humor.
    »Wie lange arbeiten Sie eigentlich schon für Mr. Reed?« fragte ich, als wir in östlicher Richtung durch die Prager Innenstadt fuhren.
    »Seit dem Vorfall damals. Das sind inzwischen etwa fünfzehn Jahre.«
    »Seit welchem Vorfall, wenn ich fragen darf?«
    Mark gab vor, sich in diesem Augenblick sehr auf den Straßenverkehr konzentrieren zu müssen.
    »Ich meine, seit Mr. Reed seine Funktion als geschäftsführender Inhaber der Reed Group übernommen hat.«
    »Dann sind Sie immer mit ihm auf Reisen?«
    »Meistens ja. Dank dieses besonderen Jobs habe ich schon sehr viele schöne Flecken dieser Erde gesehen.«
    »Sie arbeiten also gern für Mr. Reed?«
    »Ja, das tue ich.«
    Seine Antwort kam schnell und entschlossen, dennoch merkte ich, dass ihm diese Frage unangenehm war.
    »Bitte entschuldigen Sie, Mark. Ich wollte nicht indiskret erscheinen.«
    »Ich arbeite wirklich gern für Mr. Reed. Aber immerhin sind Sie die Frau an seiner Seite. Es ist komisch, mit Ihnen über ihn zu sprechen.«
    Die Frau an seiner Seite . Ich muss zugeben, dass mir diese Formulierung schmeichelte, doch Mark sprach bereits weiter.
    »Ich möchte zwar niemals mit Mr. Reed Geschäfte machen müssen, weil man da nur den Kürzeren ziehen kann. Er ist dann knallhart und unnachgiebig, wissen Sie? Aber er ist ein ausgesprochen fairer Chef, der absolute Zuverlässigkeit und Pflichttreue einfordert, es aber im Gegenzug auch nicht an Loyalität gegenüber seinen Mitarbeitern fehlen lässt.«
    »Darf ich Ihnen noch eine weitere Frage stellen, Mark?«
    »Selbstverständlich, Miss.«
    »Und ich bitte Sie, ehrlich zu antworten oder gar nicht.«
    Mark nickte und sah fragend in den Rückspiegel.
    »Betraut er Sie häufiger mit derartigen Aufgaben, mit der Bespaßung seiner weiblichen Begleiterinnen?« fragte ich zögernd.
    »Nein. Ich glaube, ich weiß, worauf Sie hinauswollen, Miss. Aber da kann ich Sie wirklich beruhigen. Auch wenn es schwer zu glauben ist, Sie sind nicht eine von
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