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In seinem Bann

In seinem Bann

Titel: In seinem Bann
Autoren: Anais Goutier
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das beeindruckende Luxushotel direkt am Flussufer rechts neben uns auftauchte.
    »Mir gehört hier noch ein kleines charmantes Boutique-Hotel mitten in der Altstadt, das hoffentlich eher deinen Geschmack treffen wird. Immerhin gibt es dort keine weißen Orchideen und keine Boxspringbetten.« Er grinste jungenhaft.
    »Ich habe nichts gegen Orchideen und auch nicht gegen Boxspringbetten, Ian.«
    »Aber du hast etwas gegen Uniformität und das kann ich verstehen.«
    Wir hielten in einer schmalen Gasse. Hier begann die Fußgängerzone, die mit gusseisernen Pollern für den Verkehr gesperrt war. Doch Mark, der während des Fluges beim Kapitän im Cockpit und auf der Fahrt vom Flughafen auf dem Beifahrersitz neben unserem tschechischen Chauffeur gesessen hatte, stieg aus und ich beobachtete, wie er mit einem Schlüssel an einem schwarzen Kasten herumexperimentierte und die Poller schließlich automatisch abgesenkt wurden. Dann stieg er wieder ein und wir fuhren noch etwa fünfzig Meter weiter, bis der Wagen vor einem schmucken Jahrhundertwende-Palais mit herrlichem Jugendstil-Entree hielt. Hotel Residence prangte in floralen grünen Lettern über dem Eingang und darunter fünf auf Hochglanz polierte Sterne.
    »Das nennst du also Understatement?« fragte ich amüsiert, als wir ausstiegen und Ian mir seinen Arm bot.
    »Das habe ich nicht behauptet. Ich sagte lediglich, dass es eher deinem Stil entsprechen wird, nicht jedoch, dass es unter deinem Niveau sein würde.«
    Tatsächlich traf das Hotel ganz und gar meinen Geschmack. Anstelle einer Lobby gab es einen intimen kleinen Salon mit wundervollen Jugendstilmöbeln und auf der Kaminkonsole stand ein üppiger Strauß mit alten englischen Rosen.
    Sofort kamen uns zwei Kofferträger entgegengeeilt und kümmerten sich um unser übersichtliches Gepäck.
    Ich hatte mir ein Beispiel an Ian genommen und für den kurzfristigen Wochenendtrip nur das Nötigste eingepackt. Dennoch war ich zugegebenermaßen ob der Spontanität dieser Reise ein bisschen überfordert gewesen und auch aufgrund des Mannes, der mir beim Packen ununterbrochen über die Schulter geschaut hatte.
    Ian hatte nicht mit Komplimenten für meine Garderobe gespart, dabei aber mit ebenso subtilen wie schmeichelhaften Bemerkungen dafür gesorgt, dass ich keine Jeans mitnahm, sondern nur zwei Kleider, Röcke und Oberteile, von denen er sagte, dass er sie ausgesprochen gern einmal an mir sehen würde.
    Hinter dem kleinen antiken Empfangstresen tauchten gleich drei Damen unterschiedlichen Alters auf. Die Körperhaltung, die sie einnahmen, als sie Ian gegenüberstanden, hatte fast etwas Militärisches oder aber noch eher Ähnlichkeiten mit dem Aufmarsch der Dienstboten in Filmen, die in alten Adelshäusern spielten. Es fehlte nur der Hofknicks.
    Es war die Älteste, eine adrette Empfangsdame Ende Fünfzig im schwarzen Kostüm und mit hochgestecktem Haar, die uns begrüßte: »Mr. Reed, Miss, herzlich willkommen in Prag. Wir freuen uns außerordentlich, Sie im Residence , der kleinen Schwester des Grand Reed, willkommen heißen zu dürfen. Wir wünschen Ihnen im Namen des ganzen Teams einen angenehmen Aufenthalt und dass Sie alles zu Ihrer Zufriedenheit finden werden.«
    »Danke Aneta, sehr freundlich von Ihnen. Schön, dass Sie uns so kurzfristig aufnehmen konnten. Ist die gewünschte Suite frei?«
    Selbst diese gestandene, äußerst souverän wirkende Frau wurde rot, als Ian sie mit Vornamen ansprach und sie zudem mit diesem verflucht attraktiven, feinen Lächeln bedachte.
    »Selbstverständlich, Mr. Reed. Die Suite mit Blick auf die Burg steht Ihnen wie gewünscht zur Verfügung. Es wurde alles Ihren Vorgaben entsprechend vorbereitet und arrangiert.«
    »Bestens. Und die Karten?«
    »Liegen auf Ihrem Schreibtisch, Sir.«
    »Sie sind ein Schatz, Aneta. Was täte ich nur ohne Sie?«
    Wieder wurde die Ärmste rot und sie lächelte verlegen.
    »Darf ich Ihnen vielleicht einen Willkommenscocktail oder ein Glas Champagner anbieten?«
    »Nein, vielen Dank. Aber Sie könnten uns einen Tisch im Bellevue reservieren. Auf der Sonnenterasse. Sagen wir in einer Stunde?«
    »Aber die Wartezeit beträgt –«
    »Sie schaffen das schon, Aneta. Davon bin ich überzeugt.«
    Aneta klappte den Mund auf und wieder zu, ehe sie sich zu einer Neuauflage ihres verbindlichen Lächelns zwang.
    »Selbstverständlich, Mr. Reed.«
    Begleitet von einer jungen blonden Frau vom Empfang und einem Liftboy in traditioneller Kostümierung mit goldenen
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