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In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

Titel: In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Monica Kristensen
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erleichtert. Knut legte einen Stapel Unterlagen beiseite und setzte sich an den kleinen Konferenztisch, den der Polizeichef in eine Ecke seines Büros geklemmt hatte. »Wissen wir schon Einzelheiten aus Barentsburg?«
    Tom Andreassen lehnte sich zurück und wippte mit seinem Bürostuhl. »Nein, aber ich habe ein ganz mieses Gefühl bei dieser Anfrage. Sieht fast so aus, als wären sie die ganze Nacht auf den Beinen gewesen und hätten versucht, ein Problem zu lösen. Offensichtlich ist es ihnen nicht gelungen, deshalb haben sie die Regierungsvertreterin angerufen, um die Verantwortung auf uns abzuwälzen. Das sind reine Vermutungen, aber komisch ist es schon.«
    »Was soll ich unternehmen? Müsste den Fall nicht die Arbeitsaufsicht übernehmen?«
    »Die technischen Umstände werden von ihnen untersucht. Aber eine Reihe Mitarbeiter sind derzeit auf dem Festland, sie werden erst in ein paar Tagen nach Barentsburg fahren können. Und sie sind keine Polizisten, wie du weißt.«
    »Ja, okay, ich gehe also die routinemäßigen Sachen durch … die Personalien des Toten, Beschreibung des Tatorts …?«
    »Tatort? Die Rede ist von einem Unfall, Knut.«
    »Du weißt, was ich meine … den Arbeitsplatz, den Ort des Geschehens, nenn es, wie du willst.« Knut beugte sich vor und stützte den Kopf in eine Hand.
    Der Polizeichef sah ihn an. »Übel?«
    »Ja, kannst du laut sagen. Ich habe überhaupt keine Lust auf einen Helikopterflug zum Grønfjord. Allein der Gedanke an Turbulenzen oder ein schweres russisches Mittagessen …« Er stöhnte.
    Doch Tom Andreassen zeigte keinerlei Anzeichen von Mitgefühl.

KAPITEL 4 Barentsburg
    Der Flug dauerte nicht lang, knapp zwanzig Minuten. Der Hubschrauberpilot drehte eine Extrarunde über den Gebäuden von Barentsburg, bevor er auf Heerodden landete. »Die üblichen Turbulenzen heute«, sagte er, bevor er einen Schalter vor sich umlegte und die formelle Kommunikation mit Spitzbergen Radio und der russischen Funkstation unter ihnen fortsetzte.
    Knut hatte sich das Headset aufgesetzt. Nicht um sich mit der Helikoptermannschaft zu unterhalten, was denen sehr schnell klar geworden war, sondern um den Lärm der Rotoren auszublenden. Sein Gehirn wurde wie ein Ball aus Metallfolie durchgeschüttelt, das konnte unmöglich gesund sein. Er hatte sich hastig auf etwas anders konzentrieren müssen, denn es wäre ihm peinlich gewesen, wenn er auf den Rücksitz des Hubschraubers gekotzt hätte.
    Der Isfjord lag unter ihnen, ein scharfer Kontrast zu den schneeweißen Strandflächen. Es konnte noch mehrere Monate dauern, bevor das Meer vereiste und das Eis im Winter alles überzog. Auf der anderen Seite des Fjords zeichneten sich die Konturen der Berge als leuchtend goldener Streifen ab. Lange blaue Schatten, die Sonne hing tief am Horizont. Der Rauch des Kraftwerks in Barentsburg war aus weitem Abstand als rußig graue Säule zu sehen, die hoch über die Landschaft stieg.
    Die russische Bergarbeitersiedlung lag an einem steilen Abhang zum Fjord und sah aus wie eine alte, verlassene Ruine, um die sich niemand kümmerte oder die zu entfernen zu teuer geworden wäre. Die wenigen Straßenlaternen warfen ein trauriges gelbes Licht auf die Straßen und wirkten kraftlos gegen die polare Dunkelheit rund um die Stadt. Wie immer ist Barentsburg ein deprimierender Anblick , dachte er. Lange Reihen von verfallenen Beton- und Backsteingebäuden. Verdreckte Straßen über schneebedeckte Hügel bis zu den Grubeneingängen. Steile, schmale Treppen hinunter zum Kai. Ein paar vertäute Schiffe, aber dort bemerkte er keinerlei Aktivität.
    Ihm fiel auf, dass man offensichtlich die Kohleförderung unterbrochen hatte. Rund um die Tagesanlage und die Lagerhallen sah er weder Menschen noch Fahrzeuge. Könnte etwas im Berg passiert sein? Hatten die Russen möglicherweise Angst vor einer Explosionsgefahr, als sie die Regierungsbevollmächtigte anriefen? In diesem Fall waren sie an der falschen Adresse. Es wäre sehr viel besser gewesen, direkt bei der Store Norske Spitsbergen Kulkompani SA anzurufen, der Gesellschaft, die die norwegischen Bergwerke in Longyearbyen betrieb. Knut wurde unruhig, er wollte auf keinen Fall einfahren. Wie die meisten Bewohner von Spitzbergen hatte er eine instinktive Angst vor Grubenunglücken.
    Der Hubschrauber bebte und rüttelte und brauchte eine Ewigkeit, um die Siedlung zu umfliegen. Eigentlich müssten sie doch bald landen? Knut spannte die Bauchmuskeln an, ein paar Minuten würde er es noch
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