Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In Liebe, Rachel

In Liebe, Rachel

Titel: In Liebe, Rachel
Autoren: Lisa Higgins
Vom Netzwerk:
etwas Dezenteres als Hüftjeans und Riemchenpumps hätte anziehen sollen.
    Die Tür öffnete sich, noch ehe Jo anklopfen konnte. Rachels Cousine Jessie stand im Türrahmen. »Oh, Gott sei Dank, du bist es.« Sie trat einen Schritt zur Seite, so dass Jo eintreten konnte. »Wir haben auf dich gewartet.«
    Jo betrat das Haus, in dem große Unordnung herrschte. Der schwarze Stoff hing noch über den Spiegeln, und auf dem Tisch im Esszimmer stapelten sich Kunststoffschalen mit Essensresten.
    »Ich dachte, du würdest früher kommen«, sagte Jessie. »Meine Tante hat gewartet, bis ich sie schließlich für Besorgungen fortgeschickt habe. Sie war in Tränen aufgelöst, und davon haben wir in diesem Haus doch bald genug.«
    »Jessie, Süße«, antwortete Jo, während sie den Umschlag aus der Hosentasche zog und damit herumwedelte, »bist du dir wirklich sicher, dass das hier stimmt?«
    »Ja.
Ja!
Ich war dabei, als Rachel die Entscheidung getroffen hat.«
    Jo riss die Augen auf. »Im Ernst?«
    »Ja. Ich habe den Anwalt angerufen. Ich habe Rachel beim Ausformulieren geholfen. Wenn du annimmst, ist es hundertprozentig legal.« Jessie warf Jo einen verärgerten Blick zu und fuhr sich mit den Fingern durch viel zu lange Ponysträhnen. »Rachel hat sogar vermutet, dass du versuchen würdest, dich zu drücken.«
    Jo wurde wütend. Jessie war etwa zweiundzwanzig Jahre alt und so von sich selbst eingenommen, wie es nur eine frischgebackene College-Absolventin sein konnte. »Ich drücke mich vor gar nichts. Es ist nur ein Riesenschock und eine verdammt große Verantwortung.«
    »Ich weiß. In den letzten Wochen lag sie bei mir. Deshalb hat Rachel sie speziell dir übertragen.«
    »Ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass dein Onkel und deine Tante es erlauben würden.«
    »Weißt du überhaupt, was bei uns los ist?« Jessies Pferdeschwanz schwang empört hin und her, als sie die Hände in die Hüften stemmte. »Mein Onkel hat sich vor vier Monaten die Hüfte gebrochen …«
    »Ich weiß …«
    »… und er liegt immer noch oben im Bett. Er war die ganze Zeit nicht hier unten. Meiner Tante stehen noch weitere drei oder vier Monate Pflege bevor, das volle Programm. Und sie selbst hat Diabetes. Warum sollten sie es nicht erlauben? Sie sind überglücklich. Und wenn meine Tante jetzt gleich hier durch die Tür kommt, dann verhalte dich so, als wäre es das größte Geschenk, das Rachel dir machen konnte. Denn das ist es.«
    Jo straffte die Schultern. Sie war nicht gekommen, um von einer Zwanzigjährigen eine Moralpredigt zu hören. Davon hatte sie genug an ihrer Arbeitsstelle, von den cleveren jungen Dingern, die ihre Stelle haben wollten. »Warum tust du es dann nicht? Wie ich höre, hast du keinen Job.«
    Jessie errötete und blickte zu Boden. »Ich würde es tun, ich habe es
angeboten
. Doch aus irgendeinem Grund hat Rachel dich ausgewählt.«
    In diesem Moment öffnete sich quietschend die Hintertür, und das Fliegengitter fiel zu. Ein dürres kleines Mädchen in Hochwasserhosen rannte durch die Küche, das Haar wirr ins Gesicht hängend.
    »Grace, Schatz.« Jessie fing das Mädchen ein, bevor es aus dem Zimmer huschen konnte. »Bleib mal kurz hier.«
    Die Kleine steckte sich einen Finger in den Mund. Um ihre Lippen war eine braune Kruste zu sehen. Sie hatte Rachels klare braune Augen.
    Jessie kauerte sich neben sie. »Erinnerst du dich daran, dass wir über Tante Jo gesprochen haben?«
    Jo spürte den Einschlag von vier besorgten Augen.
    »Nun, mein Schatz, Tante Jo wird deine neue Mommy sein.«

[home]
    Kapitel 3
    S arah saß vor dem Computer und zögerte. Der Bildschirm beherrschte den verkratzten Schreibtisch. Eine Staubschicht bedeckte den oberen Rand. Ein alter Freund, der jetzt in Bangkok stationiert war, ließ Sarah sein New Yorker Apartment nutzen. Sie hatte eine gute halbe Stunde gebraucht, um herauszufinden, dass der veraltete Computer überhaupt ein Modem hatte, das sich jedoch sehr umständlich ins Netz einwählte. Nachdem sie die verblichenen Anweisungen auf einem Zettel am Monitorrand befolgt hatte, hatte das Modem eine halbe Stunde gewählt, bis es schließlich eine langsame, aber immerhin stabile Internetverbindung zustandebrachte.
    Verdammt!
    Sarah zuckte von dem blauglühenden Bildschirm zurück und stieß mit den Beinen an die Sofakante. Ihren Rock mit der Hand gerafft, ließ sie sich in die Kuhle der Couch sinken, die von einer zerbrochenen Sprungfeder herrührte.
    In dem Lager außerhalb von Gatumba würde eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher