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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05
Autoren: Lee Child
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versuchten Bäume zu bestimmen, horchten auf das Summen der Insekten und suchten den Himmel
nach Wolken ab. Das Land war wieder trocken, als habe es nie geregnet. Auf der Straße herrschte nicht viel Verkehr, alle paar Minuten ein Fahrzeug. Nur manchmal entstand ein kleiner Stau, wenn mehrere Autos hinter einem landwirtschaftlichen Fahrzeug herfuhren, das sie nicht überholen konnten.
    Kurz nach elf Uhr, als Reacher sich soeben die Füße vertrat, sah er den Crown Vic, der eine Staubfahne hinter sich herzog, von Norden herankommen.
    »He, Ellie!«, rief er. »Schau mal.«
    Sie stand neben ihm und legte eine Hand über die Augen. Die große Limousine wurde langsamer, bog von der Straße ab und kam direkt auf sie zu. Alice saß am Steuer, Carmen auf dem Beifahrersitz. Sie wirkte blass und erschöpft, lächelte aber, und ihre Augen strahlten vor Freude. Sie stieß die Tür auf, noch bevor das Auto zum Stehen gekommen war, und sprang heraus. Ellie rannte ihr entgegen und warf sich in ihre Arme. Die beiden tanzten und hüpften umher, kreischten und weinten und lachten durcheinander. Er sah ihnen eine Weile zu und ging dann neben der Fahrertür des Crown Vic in die Hocke. Er wollte die beiden nicht stören. Alice erriet, was er dachte, ließ ihr Fenster herunter und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Alles erledigt?«, fragte er.
    »Für uns schon«, antwortete sie. »Auf die Cops wartet gewaltig viel Arbeit. Insgesamt geht’s um über fünfzig Morde in sieben Bundesstaaten. Einschließlich der Mexikaner, die hier vor zwölf Jahren umgebracht wurden, und Eugene, Greer und Walker selbst. Rusty soll verhaftet werden, weil sie Walker erschossen hat. Aber ich denke, dass sie der besonderen Umstände wegen mit einer milden Strafe davonkommen wird.«
    »Haben die Cops sich für mich interessiert?«
    »Sie haben nach vergangener Nacht gefragt. Sie wollten alles genau wissen. Ich hab gesagt, dass ich die beiden erschossen habe.«

    »Warum?«
    Sie lächelte. »Weil ich Anwältin bin. Ich hab behauptet, es sei Notwehr gewesen, und sie haben’s mir sofort geglaubt. Dort draußen hat mein Wagen gestanden, und die Tatwaffe war meine Pistole. Das hat genügt. Ihnen wären sie viel dichter auf die Pelle gerückt.«
    »Dann sind wir also alle frei.«
    »Vor allem Carmen.«
    Er sah auf. Carmen trug Ellie auf der Hüfte und hatte ihr Gesicht an ihrem Hals vergraben. Dann hob sie den Kopf, kniff in der grellen Sonne die Augen zusammen und lächelte so strahlend, dass Reacher unwillkürlich auch lächeln musste.
    »Hat sie schon Pläne?«, fragte er.
    »Sie zieht nach Pecos«, sagte Alice. »Wir wollen gemeinsam Sloops Nachlass ordnen. Wahrscheinlich hat er irgendwo Bargeld gebunkert. Sie spricht davon, in ein Haus wie meines zu ziehen. Vielleicht nimmt sie einen Teilzeitjob an oder studiert sogar Jura.«
    »Hast du ihr vom Red House erzählt?«
    »Sie hat vor Freude gelacht, als ich ihr erzählt habe, dass es wahrscheinlich bis auf die Grundmauern abgebrannt ist, und konnte gar nicht mehr aufhören damit.«
    Jetzt führte Ellie sie an der Hand über den Parkplatz, zeigte ihr die Bäume, die sie zuvor mit Reacher bestimmt hatte, und redete dabei wie ein Buch. Die beiden passten wunderbar zusammen.
    »Wir wär’s mit Lunch?«
    »Hier?«
    »Ich kenne da so einen Schnellimbiss. Der hat bestimmt auch Gemüse.«
    »Tunfischsandwich genügt mir.«
    Er ging hinein, bestellte telefonisch drei Sandwiches und versprach weitere zwanzig Dollar Trinkgeld. Als er wieder herauskam, warteten Ellie und Carmen auf ihn.

    »Ich gehe bald in eine neue Schule«, sagte Ellie. »Genau wie du früher.«
    »Du kommst bestimmt gut zurecht«, sagte er. »Weil du ein kluges kleines Mädchen bist.«
    Carmen ließ die Hand ihrer Tochter los und trat auf ihn zu, zuerst etwas schüchtern und verlegen, dann lächelte sie strahlend, umarmte ihn und drückte ihn fest an sich.
    »Danke«, sagte sie nur.
    Er erwiderte die Umarmung. »Tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat.«
    »Hat mein Hinweis genützt?«
    »Hinweis?«, fragte er.
    »Ich habe einen Hinweis für Sie hinterlassen.«
    »Wo?«
    »In meinem angeblichen Geständnis.«
    Er schwieg. Sie löste sich aus seiner Umarmung und zog ihn ein wenig zur Seite, sodass Ellie sie nicht hören konnte.
    »Walker hat mich zu dem Geständnis erpresst, ich sei eine Nutte gewesen.«
    Er nickte.
    »Aber ich habe vorgegeben, nervös zu sein, und die Worte verwechselt. Ich habe street stroller gesagt.«
    Er nickte wieder.
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