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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05
Autoren: Lee Child
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er.
    Der linke Mann verlagerte sein Gewicht von einem auf den anderen Ellbogen.
    »Klar doch«, sagte er. »Das sieht der kleinen Zicke ähnlich.«
    »Sie zieht wieder ihre Vorhänge zu«, sagte der rechte Mann.
    Das war im Westen von Texas im Sommer allgemein üblich, vor allem wenn das Schlafzimmerfenster wie hier nach Süden hinausging. Außer man wollte in der folgenden Nacht in einem Raum schlafen, der heißer als ein Pizzaofen war.

    »Achtung!«, sagte der Mann. »Ich wette zehn zu eins, dass sie jetzt in den Pferdestall geht.«
    Diese Wette nahm keiner an, denn bisher war sie an vier Morgen viermal in den Stall hinausgegangen, und Beobachter werden dafür bezahlt, dass ihnen solche Verhaltensmuster auffallen.
    »Die Küchentür geht auf.«
    Der Junge schrieb: 7.27 Uhr, Küchentür wird geöffnet .
    »Da kommt sie.«
    Sie trat in einem schulterfreien, knielangen blauen Baumwollkleid aus dem Haus. Ihr Haar trug sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. Es war noch feucht vom Duschen.
    »Wie nennt man diese Art Kleidung?«, fragte der Junge.
    »Kleid mit Nackenträger«, erwiderte der linke Mann.
    7.28 Uhr, kommt in blauem Kleid mit Nackenträger aus dem Haus, geht zur Scheune, notierte der Junge .
    Sie überquerte den Hof, machte auf den unebenen Fahrspuren in der sonnenverbrannten Erde kurze, zögerliche Schritte, hatte gut sechzig Meter weit zu gehen. Sie zog mit einiger Anstrengung das Scheunentor auf und verschwand im Dunkel dahinter.
    Der Junge schrieb: 7.29 Uhr, Zielperson in der Scheune.
    »Wie heiß ist’s schon?«, fragte der linke Mann.
    »Mindestens fünfunddreißig Grad«, sagte der Junge.
    »Dann gibt’s bald ein Gewitter. Bei solcher Hitze muss es eins geben.«
    »Da kommt ihr Bus«, bemerkte der rechte Mann.
    Einige Meilen südlich von ihnen war über der Straße die Staubwolke eines Fahrzeugs zu sehen, das langsam und stetig nach Norden vorankam.
    »Sie kommt zurück«, sagte der rechte Mann.
    7.32 Uhr, Zielperson kommt aus der Scheune, notierte der Junge.
    »Das Dienstmädchen ist an der Tür«, sagte der Mann.

    Die Zielperson machte an der Küchentür Halt und nahm ihre Lunchbox von dem Dienstmädchen entgegen. Eine leuchtend blaue Plastikbox mit Abziehbildern von Cartoonfiguren. Sie blieb noch einen Augenblick stehen. Ihre Haut war von der Hitze rosa und feucht. Sie bückte sich, um ihre Socken hochzuziehen, dann trottete sie ans Tor, durchs Tor hinaus und auf den Randstreifen der Straße. Der Schulbus wurde langsamer und hielt; die vordere Tür öffnete sich mit einem Zischen, das die Beobachter über das Geräusch des im Leerlauf tuckernden Motors hinweg deutlich hörten. Die verchromten Haltestangen blitzten einmal in der Sonne auf. Dieselqualm hing wabernd in der heißen, reglosen Luft. Die Zielperson hievte ihre Lunchbox in den Bus, fasste die Haltestangen mit beiden Händen und kletterte hinein. Die Tür schloss sich wieder, und die Beobachter sahen das weizenblonde Haar der Zielperson hinter einem der Busfenster auftauchen. Dann wurde das Motorengeräusch lauter, als der Fahrer den ersten Gang einlegte. Der Bus fuhr weiter und zog dabei eine neue Staubwolke hinter sich her.
    7.36 Uhr, Zielperson im Schulbus , schrieb der Junge.
    Die Straße nach Norden verlief schnurgerade, und er drehte den Kopf zur Seite und sah dem Bus nach, bis die Hitzewellen am Horizont ihn zu einem flimmernden gelben Trugbild zerfließen ließen. Dann klappte er seine Kladde zu und sicherte sie mit einem breiten Gummiband. Drüben im roten Haus trat das Dienstmädchen über die Schwelle und schloss die Küchentür. Fast eine Meile entfernt ließen die Beobachter ihre Teleskope sinken und schlugen ihre Kragen als Schutz gegen die Sonne hoch.
    7.37 Uhr an einem Freitagmorgen.
    7.38 Uhr.
     
    Um 7.39 Uhr kletterte Jack Reacher mehr als dreihundert Meilen nordöstlich aus dem Fenster seines Hotelzimmers.
Vor einer Minute war er noch im Bad gewesen und hatte sich die Zähne geputzt. Davor hatte er die Tür seines Zimmers geöffnet, um die Temperatur zu erkunden. Er hatte die Tür offen gelassen. Der Kleiderschrank in dem kleinen Vorraum besaß eine Spiegeltür, und im Bad hing ein Rasierspiegel an einem Schwenkarm, in dem Reacher durch einen glücklichen Zufall vier Männer beobachten konnte, die aus einem Auto stiegen und zur Rezeption des Motels gingen. Reines Glück, aber ein Kerl, der so wachsam war wie Jack Reacher, hatte natürlich überdurchschnittlich oft Glück.
    Das Auto war ein Streifenwagen. An der
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