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In Gottes Namen. Amen!

In Gottes Namen. Amen!

Titel: In Gottes Namen. Amen!
Autoren: Simon Rich
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Er musste sie mindestens küssen, alles andere würde er sich niemals verzeihen. Die Ausgangsbedingungen waren perfekt: Es wehte ein leichtes Lüftchen, der Mond schien – es gab keine Ausrede.
    Doch dann dachte er daran, wie betrunken er war, und er fragte sich, ob er sich vielleicht alles nur einbildete. Was, wenn Lauras kokettes Grinsen nur ein höfliches Lächeln war? Was, wenn er zum Kuss ansetzte und sie zu lachen anfing – oder angewidert zurückwich! Wenn sie nicht geküsst werden wollte, konnte sie ihn theoretisch wegen sexueller Belästigung anzeigen. Das war zwar unwahrscheinlich, so viel war ihm klar, aber es war durchaus ihr gutes Recht als Frau. Das Risiko schien es nicht wert zu sein.
    »Na ja, hey«, druckste er herum. »War echt cool heute mit dir.«
    »Ja«, sagte Laura. »Hat Spaß gemacht.«
    Sie überlegte, ob sie sein Gesicht packen und ihn zu sich herunterziehen sollte, aber sie hatte nie etwas dergleichen getan. Außerdem wurde ihr zunehmend klar, dass er sich nicht für sie interessierte. Wenn er es täte, hätte er inzwischen längst den entsprechenden Schritt getan.
    »Also«, sagte sie. »Na ja, dann … ich denke mal, man sieht sich?«
    »Ja!«, sagte er. »Ja … man sieht sich.«
    Sie schüttelten sich steif die Hände und trennten sich. Beide waren enttäuscht, aber nur ein bisschen. Schließlich war es ja nur ein Abend gewesen. Es würde andere Gelegenheiten geben. War ja nicht das Ende der Welt.
    Craig starrte benommen auf den Bildschirm, als die beiden auseinandergingen. Vince klopfte ihm auf die Schulter und stand auf.
    »Na ja, Freunde«, sagte er. »War schön, mit euch zu arbeiten.«
    »Wohin gehst du?«, fragte Eliza.
    »Auf die Party«, sagte Vince. »Da scheint der Teufel los zu sein.«
    Er zog seine Hose aus und ging Richtung Pausenraum. Eliza blieb auf ihrem Drehstuhl sitzen und schob sich an Craig heran.
    »Wir haben immer noch vierzig Minuten«, sagte sie. »Das reicht, um noch was zu versuchen.«
    Craig schüttelte den Kopf, die Augen starr auf den Bildschirm gerichtet. »Es ist hoffnungslos.«
    Eliza hob ungläubig die Augenbrauen. »Ich hätte nie gedacht, dass ich dich so was mal sagen höre.«
    Craig zuckte mit den Schultern. »Ich auch nicht.«
    Sie wollte gerade seine Schulter drücken, als sie ein lauter Knall ablenkte.
    »Oh nein«, flüsterte sie. »Sieh nur.«
    Sie zeigte ans Ende des Flurs. Gott kam aus der Toilette getorkelt und versuchte vergeblich, den Weg zurück zur Party zu finden. Craig wandte den Blick ab; er war nicht in der Stimmung für ein Gespräch mit seinem Chef. Der alte Mann entdeckte ihn jedoch und kam herüber, um Hallo zu sagen.
    »Morgen ist ein großer Tag!«, sagte er. »Bist du genauso aufgeregt wie ich?«
    Craig nickte müde.
    »Wir eröffnen ein Restaurant«, erklärte Gott Eliza stolz.
    »Ich hab davon gehört«, sagte sie.
    »Wollen mal sehen, woran ihr gerade arbeitet«, nuschelte Gott und legte seine Arme um sie, um sich abzustützen.
    »Oh!«, sagte er und blickte auf den Bildschirm. »Diese Sache.« Er schüttelte den Kopf und lachte. »Warum arbeitet ihr so hart? Wozu soll das gut sein?«
    Eliza zuckte mit den Schultern. »Wir machen’s halt gerne.«
    Gott lächelte, aufrichtig gerührt.
    »Wisst ihr was?«, sagte er. »Ihr zwei seid gute Leute.«
    »Müssen wir wohl sein«, sagte Eliza. »Immerhin haben wir’s in den Himmel geschafft, oder?«
    Gott sah sie mit schmalen Augen an, wirkte verwirrt. »Wie meinst du das?
    Eliza zuckte mit den Schultern. »Na ja, du hast uns doch für den Himmel bestimmt. Deshalb müssen wir gut sein.«
    Gott lachte. »Das hat doch damit nichts zu tun.«
    »Nein?«
    »Ach was.«
    »Also … womit denn dann?«, fragte Craig. »Welches sind die Kriterien?«
    »Das wisst ihr nicht?«
    »Verrat es uns halt«, meinte Eliza.
    Gott grinste. »Steinehüpfen.«
    Craig und Eliza nickten, warteten darauf, dass Gott seine Begründung weiter ausführte. Aber anscheinend hielt er dies nicht für nötig.
    »Wie meinst du das?«, fragte Craig schließlich.
    »Man muss den Stein siebenmal springen lassen«, erklärte Gott. »Bei einem einzigen Wurf.«
    Eliza wurde blass. »Das ist alles? Man muss einfach nur einen Stein siebenmal springen lassen, und schon ist man dabei? Das ist alles?«
    » Was soll das heißen: ›Das ist alles ? ‹ «, fragte Gott. »Steine hüpfen lassen ist schwer. Die wenigsten bringen es auf sieben Hüpfer.«
    »Sieben Hüpfer«, wiederholte Craig wie betäubt. »Unglaublich.«
    »Na ja,
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