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In Ewigkeit, Amen

In Ewigkeit, Amen

Titel: In Ewigkeit, Amen
Autoren: Susanne Hanika
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sie mit dem Orgelschlüssel belasten wollte, war auch nicht klar. Entweder mich oder Großmutter. Aber ich war eigentlich gar nicht beleidigt. Man musste sich schließlich was einfallen lassen, so als Mörder, dass man nicht gefasst wurde.
    Und alles nur, weil der Wanninger einmal geweihtes Wasser gezapft hatte. Anscheinend hatte sie ihn einmal ertappt, wie er, durstig wie er war, einen Schluck Weihwasser zu sich genommen hatte. Er hatte gekontert, dass er auch schon einiges von ihr gesehen hatte. Die leidige Bratwürstl-Sache wahrscheinlich, die eh jeder gewusst hatte, außer mir natürlich. Mir sagt nämlich keiner etwas. Vielleicht sollte ich doch mehr Rosenkranz beten und Bibelkreise gestalten und Kuchen bei Pfarrfesten abgeben. Anneliese hätte jetzt bestimmt weise genickt und gesagt, man muss sich halt in das Gemeindeleben einbringen, wenn man so dies und das erfahren will.
    Vielleicht sollte ich das wirklich tun. Nicht, dass ich einmal versehentlich ermordet wurde, nur weil ich von nichts wusste.
    Bevor der Pfarrer aus der Sakristei kam, schimpfte Großmutter noch vor sich hin, dass es kein netter Zug von der Bet gewesen war, der Polizei zu erzählen, Großmutter sei alleine in der Kirche gewesen.
    »Dabei hat s’ extra die Register ’zogen, damit sie keiner hört, wenn sie die Treppe runtergeht.«
    »Da hast ja noch Glück g’habt, dass’d ned früher kommen bist«, sagte die Rosl. »Dann hätt’s dich auch dastochen.«
    Dabei hatte hauptsächlich ich Glück gehabt, dass ich nicht erstochen worden war. Dass ausgerechnet der Troidl mein Retter sein sollte – wer hätte das gedacht. Vielleicht lagen unter seinen Planen ja doch keine Leichen. Und so schlimm war das Schuhkastl auch wieder nicht.
    »Wenn’s ned so laut g’wesen wär, hätt’ ich sie bestimmt g’hört«, schimpfte Großmutter. »Und dann hätt ich ihr was erzählt.«
    »Die hätte dich doch umgebracht«, bremste ich ihren Mut.
    »A geh«, schimpfte Großmutter weiter. »Des Messer ist doch g’steckt. Wie hätt s’ mich denn da umbringen solln?«
    Mir wurde spontan schlecht.
    »Und wieso hat sie dann nicht auch die Langsdorferin als Mörderin hingestellt?«, motterte sie. »Die ist kurz vor mir rausgegangen. Und dann noch so tun, als würd’ man die Orgel ned hören.«
    Sie schimpfte noch eine Weile leise weiter, dass es eine Unverschämtheit sei, dass sie verdächtigt worden sei und die Langsdorferin nicht.
    Ich fragte sie nicht, wieso sie das mit der Langsdorferin nicht alles der Polizei erzählt hatte. Dann hätten wir uns vielleicht eine ganze Menge Aufregung gespart.
    Vor der Kirche wartete Max auf mich. Er hatte seinen undurchdringlichen Polizistenblick aufgesetzt, als würde er eine Festnahme vornehmen, wüsste aber noch nicht, wen. Ich hoffte stark darauf, dass er mich festnehmen und in seinem Bett eine Befragung durchführen würde. Oder auf dem Küchentisch. War mir alles recht. Andererseits war Weihnachten, und man sollte es nicht übertreiben mit seinen Sünden.
    »Und?«, fragte er, noch immer mit undurchdringlicher Miene.
    Ich hatte den starken Verdacht, dass er inzwischen herausgefunden hatte, dass ich auf diesen Blick total stand.
    »Der Baum war voller Mördersterne«, sagte ich.
    »Hm«, machte er nur.
    »Einer der Hirten ist über die Kirchenstufen gefallen«, erzählte ich weiter.
    »Kann passieren.«
    Ich verdrehte die Augen. Keine Ahnung der Mann. »Nein«, sagte ich streng, »das kann nicht passieren. Es ist nur deswegen passiert, weil einer der Engel sein Engelsgewand gelupft hat. . .«
    Eine Augenbraue meines Angebeteten rutschte erstaunt nach oben.
    »Nicht, was du denkst«, erklärte ich schnell: »Der Engel musste sein Gewand lupfen, weil er einem der Hirten einen Arschtritt gegeben hat. Und da fällt man nämlich hin, wenn man nicht das Gewand lupft.«
    »Geh, Mädl. Sagt ma des?«, sagte Großmutter hinter mir und hakte sich bei mir ein. Sie war heute ganz normal.
    »Und der Pudschek war stockschwul«, fiel mir als krönender Abschluss noch ein.
    »Geh, Mädl!« Großmutter sah mich wirklich böse an. »Des is ein blödes Getratsch von dene Weiber, die nix zu tun haben.«
    Ich sah schuldbewusst aus und Max sehr amüsiert.
    »Und, was hat die Bet gesagt?«, fragte ich scheinheilig.
    Max hüllte sich in Schweigen. Ganz profimäßig.
    Aber er brauchte mir auch nichts zu sagen. Die Geschichte hatte schon längst die Runde gemacht. Und es war natürlich klar, dass wir wie üblich viel mehr wussten als alle
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