Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In Ewigkeit, Amen

In Ewigkeit, Amen

Titel: In Ewigkeit, Amen
Autoren: Susanne Hanika
Vom Netzwerk:
angelächelt hatte ich ihn auch noch nie.
    »Is scho recht«, grummelte der Troidl, ohne mich anzusehen, und sah zu, dass er zu seinem Traktor kam. Er hatte eher so ausgesehen, als würde er sich denken, das nächste Mal parkst lieber g’scheit.
    Das ordentlich Parken würde ich mir abgewöhnen. Genauso wie das Leichenfinden, beschloss ich gut gelaunt.
    Die Kathl blieb vor uns stehen. »Fröhliche Weihnachten«, sagte sie.
    »Fröhliche Weihnachten«, sagte Großmutter. »Und, was gibt’s bei euch zum Essen?«
    Die Kathl runzelte die Stirn. »Was Chinesisches.«
    Großmutter runzelte die Stirn. »Des mach ma ’s nächste Jahr auch. Dann kann er seine faden Wiener selber essen.«
    Mir blieb der Mund offen stehen. Großmutter und was Chinesisches machen. Vermutlich würde sie heute noch vorschlagen, doch noch eine Lichterblinkfarborgie am Küchenfenster anzubringen.
    »Die Tschakliiin ist da. Sie hat ihren Maler verlassen. Jetzt hat sie einen Chinesen als Freund«, erklärte die Kathl. »Und der kocht für uns.«
    »Die Tschakliiin«, sagte die Rosl missbilligend. Aber weil Weihnachten war, fügte sie nicht hinzu, die ledige Bixn, die ledige. Dann warf sie mir einen undeutbaren Blick zu. Vielleicht sollte er heißen, wenigstens ist die Lisa noch nicht schwanger.
    »Frohe Weihnachten«, sagte ich schnell, bevor irgendjemand auf die Idee kam, meine Beziehung hinsichtlich moralischer Werte zu diskutieren, und zog Großmutter und Max weiter.
    Hinter mir hörte ich noch, wie die Rosl ganz nebenbei erzählte, dass der Chines’ an sich bekanntlich Hunde essen würde. Und sie der Kathl raten würde, ganz genau aufzupassen, was der Chines’ in des Essen reintut.
    Und ich dachte mir ganz leise, wenn schon gebratenen Hund, dann den von der Resi. Das wäre eine Wohltat für unsere ganze Gemeinde. Die Kathl sagte aber etwas, das wie g’spinnerte Bixn klang, was weißt du schon über den Chinesen an sich, und dann lauter fröhliche Weihnachten.
    Alles wie immer.
    Wir würden nach Hause gehen. Und dann würden wir die Kerzen am Baum anzünden, Großmutter würde das kleine Glöckchen läuten lassen und erstaunt rufen: »Hast du DAS gehört? War das das Christkind?«
    Und dann würden wir Stille Nacht, Heilige Nacht singen. Mir würde das ein bisschen peinlich sein, weil Max zuhören würde. Aber da musste man drüberstehen. Man durfte nicht all seine Traditionen über Bord werfen, nur weil man einen Freund hatte. Dann würden wir Geschenke auspacken. Großmutter würde mir die allweihnachtlichen Socken schenken, »weilst scho wieder die anderen durchg’wetzt hast«. Und Unterwäsche, die ungefähr zwei Nummern zu groß war. Und ich würde ihr Socken schenken. Und Unterwäsche, die ihr passte. Und sie würde sagen, geh, Mädl, des hätt’s doch ned braucht.
    Und viel, viel später würde mir vielleicht Max noch Unterwäsche schenken, die mir wahrscheinlich eine Nummer zu klein war. Und sowieso zum Ausziehen gedacht war.
    »Der Josef hat ned passt«, sagte Großmutter, und wir gingen die Straße entlang nach Hause. »Der sollt sich mal die Polypen operieren lassen. Da hast ja nix verstanden, so ein Genäsel war des.«
    Max nahm mich an der anderen Hand, und so gingen wir zu dritt nach Hause.
    Ich hoffte stark, dass Großmutter vergessen hatte, Max ein Geschenk zu kaufen. Oder wenigstens keine Unterhose.
    »Sag mal«, sagte ich zu Großmutter, während ich unser Gartentürchen öffnete. »Stimmt das, dass der Pudschek noch einmal aufgestanden ist, als er vom Dach gefallen ist?« Da war wieder ein göttlicher Strafblitz fällig. Das machte man nicht, dass man aus reiner Neugierde so etwas fragte.
    Großmutter ließ mich vorangehen und motterte still etwas vor sich hin. Ich sah Max an, der ein bisschen vor sich hin grinste.
    »Und dass er erst gestorben ist, als er die Bet gesehen hat?« Mit ihrem Satansgesicht, fügte ich in Gedanken hinzu, von einem wohligen Grusel erfüllt. Weil sie geschaut hat wie der Teufel vom Dreiwegener Kreuz. Da wäre der härteste Mann tot umgefallen. Bestimmt.
    »Aufg’standen ist er schon«, bestätigte die Großmutter. Sie blieb stehen und sah anscheinend auf die Stelle, wo er hingefallen war. Ich gruselte mich noch mehr und dachte an die vielen Gockel, die auch tot zu allerhand körperlicher Leistung fähig waren. Und wie der halbtote Pudschek noch einmal aufgestanden war und seinen letzten Satz gestöhnt hatte. Dummes Weibsstück. Beispielsweise.
    »Aber er ist, lange bevor die Bet gekommen ist,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher