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In eisigen Kerkern (German Edition)

In eisigen Kerkern (German Edition)

Titel: In eisigen Kerkern (German Edition)
Autoren: Manfred Köhler
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Splitt durchdrehten. Die beiden winkten und verschwanden hinter der nächsten Kurve. Nelli hatte das Gefühl, zwei Freunde zu verlieren.
     
    Sie riss sich los und suchte nach dem Busfahrer. Ins Haus war er nicht gegangen.
    Nelli umrundete den Bus und sah einen Mann auf dem Fahrersitz übers Lenkrad gebeugt. Er blätterte in einer Zeitschrift und ließ sich ein Wurstbrot schmecken. Die Türen waren geschlossen. Eben wollte sie sich bemerkbar machen, da sah sie schräg neben sich an dem Garagen-Flachbau eine Bewegung. Zwei Jungs, die offenbar zur Schulklasse gehörten, hantierten an einem der Tore.
    Nelli beschloss, den Busfahrer nicht zu stören. Er würde bereitwilliger sein, wenn sie ihn seine Pause in Ruhe beenden ließ. Mal sehen, was da drüben bei den Jungs los war.
    Die beiden klebten an der Drahtsglasscheibe des Garagen-Falttores und starrten nach innen. Nelli schnappte Wortfetzen eines Streits auf:
    „Das ist eine Harley!“
    „Nein, eine BMW, ganz sicher.“
    „Quatsch, dann wäre der Lenker nicht so hoch.“
    „Na, was gibt’s denn da zu sehen?“, fragte Nelli, als sie auf einige Meter heran war. Die Jungs erschraken und zogen sich von der Scheibe zurück.
    „Keine Angst, ich bin auch nur neugierig.“
    „Wer sind Sie?“
    „Ich bin Nelli. Müsstet ihr nicht drin bei den anderen sein?“
    „Schon, wir gehen auch gleich.“
    „Was habt ihr denn da entdeckt?“
    „Och, da steht ein Motorrad. Könnte eine Oldtimer-Rennmaschine sein, so wie die Reifen aussehen.“
    Nelli lächelte und beugte sich zum Fenster.
    „Mal gucken.“
    In der Werkstatt stand ein Zweirad, aber durch die Drahtglasscheibe war kaum mehr zu erkennen als die grobe Form.
    „Und, wissen Sie, was das für eine Marke ist?“
    „Tja, keine Ahnung, ich kenn mich da leider nicht so aus.“
    Nelli starrte unverwandt durch die Scheibe, und die Jungs drängten sich jetzt um sie und reckten sich.
    „Sehen Sie sonst noch irgendwas Besonderes.“
    „Nein. Sieht so aus, als stünde ganz hinten noch ein Laster.“
    „Ob wir da mal rein können und genauer gucken?“
    „Ich glaube nicht, weil...“
    Nelli erstarrte.
    „Was, weil? Haben Sie was entdeckt?“
    „Man kann nicht einfach in fremde Häuser gehen“, sagte Nelli mechanisch. Im hinteren Teil der Werkstatt sah sie die Hälfte eines Fahrrad-Hinterrades mit schwarzen Packtaschen über dem Gepäckträger. Und diese Taschen - sahen aus wie ihre.
    Das war ihr Fahrrad!
    Unmöglich, wie sollte das da hineinkommen?
    Nelli suchte ein anderes Fenster, drückte sich daran die Nase platt, aber von hier aus war das Fahrrad noch schlechter zu erkennen.
    „Was haben Sie denn?“
    Jetzt wollte sie es aber genau wissen. Sie ging zum Werkstatt-Tor, drückte die Klinke. Zugesperrt.
    „Haben Sie nicht gesagt, man darf nicht in fremde Häuser?“
    Die Jungs hingen wie Kletten an ihr.
    „Nicht einfach so“, antwortete Nelli.
    „Aber?“
    „Ich will bloß was gucken.“
    Sie drückte gegen die Fenster. Alles fest verschlossen.
    Jede Werkstatt hatte einen Hintereingang, oder? Nelli umrundete das Gebäude, fand tatsächlich eine Eisentür – ebenfalls versperrt.
    „Mist!“
    „Was ist denn?“
    „Kommt, wir gehen mal rein zu eurer Klasse.“
     
    Die Jungs im Schlepptau marschierte Nelli mit großen Schritten zurück zum Haus. Die Familie, die sich den Weg hatte erklären lassen, stieg gerade in ihren Kombi. Das Auto war beladen bis unters Dach und mit den fünf Personen voll besetzt.
    Nelli ließ die Jungs an sich vorbei in die Gaststube, folgte ihnen und schloss die Tür.
    Am Tresen hantierte eine stämmige Frau.
    „Entschuldigung.“
    „Bittschön?“
    Die Frau füllte Apfelschorle in Cola-Gläser, die auf einem runden roten Tablett angeordnet waren.
    „Da hat doch vorhin ein Mann bedient, so ein langhaariger...“
    „Der Chef? Der is in der Küchn.“
    „Könnten Sie ihn bitte mal schnell holen?“
    „Das ist jetzt grad ganz schlecht. Worum geht’s denn?“
    „Die Garage nebenan, gehört die zum Wirtshaus?“
    „Scho.“
    „Und das Motorrad und das Fahrrad darin?“
    „Das müsstens den Chef fragn. Nehmens doch so lang Platz.“
    Sie hob das Tablett und balancierte damit hinter den Tresen hervor in die Gaststube.
    Nelli blieb stehen, wo sie war, und versuchte einen Blick in die Küche zu erhaschen. Die Tür war angelehnt. Die Bedienung stellte Gläser von ihrem Tablett auf die Tische und stand mit dem Rücken zum Tresen.
    Kurz entschlossen ging Nelli nach hinten zu der Tür,
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