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In dieser Straße wohnt die Angst

In dieser Straße wohnt die Angst

Titel: In dieser Straße wohnt die Angst
Autoren: Jason Dark
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Seiten belauert zu werden, von unsichtbaren Händen, die nach uns griffen, von nicht sichtbaren Augen und von geisterhaften Wesen, die sich in der Stadt tummelten und nur darauf warteten, daß wir den Ort betraten. Straße der Angst! Ja, das war der richtige Ausdruck, denn in dieser Straße wohnte die Angst, da war sie zu Hause.
    Sie lauerte überall. Schien sich zwischen den Häusern manifestiert zu haben, lag über den Dächern, dem Weg, drang durch die Fenster in die Häuser ein und war eben überall.
    Angst…
    Wir spürten sie beide, denn sie machte auch vor uns nicht halt, und ich sah, wie der Reporter Bill Conolly sein Gesicht verzog.
    »Was hast du?« erkundigte ich mich.
    »Angst!« flüsterte er. »Ob du es glaubst oder nicht, John. Ich habe Angst.«
    »Wie das?«
    Mein Freund hob die Schultern. »Ich kann es dir nicht sagen, es kam so plötzlich über mich. Wie ein Überfall, aber erst nachdem ich das Schild gelesen habe.«
    »Die Straße der Angst…«
    »Genau.«
    »Willst du weitergehen?«
    Bill verzog gequält das Gesicht und hob die Schultern. »Eigentlich fürchte ich mich davor, John…«
    Jetzt wurde es ernst, denn den Reporter hatte es ärger getroffen als mich. Zwar war auch ich von dem seltsamen Gefühl überfallen worden, aber längst nicht so stark wie Bill Conolly, denn mir gelang es, dieses Angstgefühl zu unterdrücken und in den Hintergrund zu schieben. Bei Bill war es etwas anders.
    Er hatte auch eine völlig andere Körperhaltung eingenommen. Ein Bein stand vor, das andere leicht schräg zurück. Der Oberkörper war ebenfalls nach vorn gebeugt, auch der Kopf. Und die Hände hatte der gute Bill zu Fäusten geballt.
    Nein, das war nicht normal bei ihm. Auf keinen Fall. So reagierte er sonst nie, nur wenn er unter einem großen seelischen Druck stand, unter einer physischen Belastung wie jetzt. Auf seinem Gesicht lag der Schweiß. Als Bill den Kopf drehte und mich anschaute, da sah ich das Glänzen auf der Haut.
    Ich faßte ihn an. Er drehte den Kopf zu mir. Seine Augen standen weit offen, der Mund ebenfalls, und er atmete hart und schnell. »Bill, mein Junge, was ist mit dir?«
    »Nichts, John, nichts.« Die Worte stieß er abgehackt hervor und schüttelte seinen Kopf. »Ich… ich will nur weg.« Mit der rechten Hand wischte er fahrig über sein Gesicht. Als er danach auf seinen Handteller schaute, war dieser feucht.
    »Bill, reiß dich zusammen. Bitte!«
    Langsam drehte mein Freund seinen Kopf. Er öffnete den Mund noch weiter und stieß flüsternde Worte aus, die mir einen Schauer über den Rücken jagten. »John, ich… ich… kann nicht. Ich weiß nicht, was das alles ist, John, aber das ist so seltsam, so anders. Das habe ich noch nie erlebt, ehrlich…«
    »Bill, bitte!«
    Er zuckte zurück, krümmte sich zusammen, und ich wunderte mich darüber, daß er noch auf den Beinen blieb. Sein Gesicht war eine Grimasse. Durch das violette Licht wirkte es noch gespenstischer, als es sowieso schon war. Was war nur in meinen Freund gefahren? Ich drehte den Kopf und schaute auf die Stadt. Ja, da lag sie vor meinen Augen. Gefährlich, düster, drohend, und geteilt wurde sie von einer unheimlichen Straße.
    Die Straße der Angst!
    Sollten wir sie betreten? Würde es schlimmer werden, wenn wir zwischen den Häusern einherschritten? Ich wußte nicht, was ich machen sollte, war mir nicht klar, denn ich hatte mit meinem Freund Bill Conolly genug zu tun. Er würde mir keine Hilfe sein, so wie er sich jetzt gab. Andererseits konnte ich ihn auch nicht zurücklassen. Nein, das ging auf keinen Fall.
    Dann hatte ich eine Idee. Sie kam mir zwangsläufig, nur wunderte ich mich darüber, daß ich sie nicht schon früher gehabt hatte. Ich griff in die Tasche und holte mein Kreuz hervor. Vielleicht konnte das geweihte Kruzifix dafür Sorge tragen, daß Bill Conollys Angst gelöscht oder zumindest zurückgedrängt wurde.
    Das Kreuz lag auf meinem Handteller. Ich schaute es genau an und sah den silbernen Schein, der allerdings nicht mehr so hell strahlte wie sonst, sondern von einem anderen, dem violetten abgelöst worden war. Ein wenig hatte sich das Kreuz erwärmt, ich spürte auch das leichte Kribbeln und setzte einfach auf diese wertvolle Waffe. Sie mußte es schaffen, und würde uns den richtigen Weg weisen.
    »Nimm es, Bill!«
    Der Reporter schaute auf meine Hand, die ich ihm entgegengestreckt hielt. Seine Mundwinkel zuckten. In den Augen las ich einen seltsamen, irgendwie ablehnenden Ausdruck.
    »Bitte,
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