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In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition)

In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition)

Titel: In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition)
Autoren: Nicole C. Vosseler
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Gesicht, setzte er hinzu: »Ich dachte ja, ich wäre nicht ganz richtig im Kopf, aber du bist …«
    »Crazy? Gaga? Durchgeknallt?«, fiel ich ihm übermütig ins Wort. »Kann schon sein!«
    Sein Grinsen wurde zu einem warmen Lächeln. »Nein, das hab ich nicht gedacht. Funny hab ich gedacht.« Er nickte vor sich hin. »Dass du ein Funny Girl bist, das hab ich gedacht.«
    Sein Lächeln verlosch und ging in einen verwirrten, fast ungläubigen Ausdruck über. Forschend wanderten seine Augen über mein Gesicht, und während er mich weiter in seinem Arm hielt, strichen die Finger seiner anderen Hand behutsam über meine Wange und spielten dann mit einzelnen Strähnen meiner kurzen Haare. Sein Blick wurde weich, und zögerlich näherte er sein Gesicht wieder meinem, hielt einen Augenblick inne und küsste mich noch einmal. Fester dieses Mal, drängender, und wie in einer stummen Frage.
    Ewig schien dieser Kuss zu dauern, in dem er mich festhielt und immer näher an sich zog. In dem ich mit jedem Herzschlag stärker das spürte, was Nathaniel und mich verbunden hatte und in dem doch etwas ganz und gar Neues, Aufregendes, Kribbelndes lag.
    Ein mehrstimmiges, erschrockenes Ausatmen hinter uns ließ uns auseinanderfahren und ich wandte den Kopf. Holly, Abby und Matt waren hereingekommen und sahen aus, als … ja, als hätten sie einen Geist gesehen. Bis auf Hollys Gesicht ein so leuchtendes Strahlen erschien, dass es den ganzen Starbucks erhellte. Matt, Arm in Arm mit Abby, das Orange seiner Haarstacheln wie farblich auf ihren roten Kurzmantel und ihren Schal abgestimmt, starrte uns verwirrt an, bis sein Mund sich zu einem breiten Grinsen ausdehnte. Und Abby, die so hübsch aussah mit den indischen Chandeliers in den Ohrläppchen, lächelte versonnen, während ihr Tränen über die Wangen rannen und ihr die Wimperntusche verschmierten.
    »Deine Freunde?«, raunte Joe mir ins Ohr. Ich nickte und zögerlich rückte er von mir ab. »Dann geh ich jetzt besser.«
    »Nein.« Ich hielt ihn fest und sah ihm in die Augen; erst jetzt merkte ich, dass auch mir Tränen übers Gesicht liefen. »Nein«, wiederholte ich mit einem Laut, der sowohl ein Schluchzen als auch ein Lachen war. »Sie werden sich freuen, dich kennenzulernen. Das weiß ich.«

Nachwort
    Fast genau zwei Jahre ist es jetzt her, dass ich mit der Idee zu diesem Roman zum ersten Mal nach San Francisco geflogen bin. Seit damals, als ich auf der Suche nach Schauplätzen bergauf und bergab durch die Stadt gewandert und natürlich sehr viel Cable Car gefahren bin, hat sich dort einiges verändert.
    Borders an der Powell Street hat vor einiger Zeit die Türen für immer geschlossen, aber für mich war es undenkbar, diesen Roman zu schreiben, ohne die Buchhandlung wenigstens zu erwähnen, in der ich viele gemütliche Stöber- und Schmökerstunden verbrachte. Auch den Fanshop der Giants gibt es dort nicht mehr; trotzdem findet er sich noch im Buch – denn was wäre San Francisco ohne die Giants? (Und für Football-Fans: ohne die 49ers.) Der Aufzug im Coit Tower ist inzwischen gründlich saniert worden und läuft jetzt geschmeidig und fast geräuschlos, und auch das Ziehharmonikagitter dort klemmt nicht mehr. Und Lilypad hat erst vor Kurzem einen schmucken neuen Anstrich in sattem Grün erhalten.
    Das meiste in San Francisco ist jedoch noch genauso, wie ich es im Buch beschrieben habe. Zumindest war es das vor ein paar Wochen noch. In mancher Hinsicht ist die Stadt so wechselhaft wie ihr Wetter. Ein paar der Schauplätze habe ich allerdings für diese Geschichte bewusst verändert. Die Jefferson High gibt es zwar genauso, wie ich sie beschrieben habe, aber unter einem anderen Namen (und mit hoffentlich besserem Essen als im Buch geschildert). Für die Inneneinrichtung und das Sortiment des China Bazaar habe ich meine Eindrücke verschiedener Geschäfte in Chinatown gemixt und ein indisches Restaurant eigens für die Ratnalikars umgetauft. Das Haus in der Franklin Street ist in Wirklichkeit bewohnt und gut in Schuss – und obwohl ich oft davor gestanden habe und die mitgebrachten Fotos mir etwas anderes beweisen, war und ist es in meiner Vorstellung immer von diesem alten, hohen Eisenzaun umgeben …
    Viele gute Geister haben über diesen Roman gewacht, während er teils in meinem Schreiberstübchen, teils in den USA entstand, und mir standen in den Kämpfen, die ich dabei mit dem einen oder anderen inneren Dämon ausfocht, einige wunderbare Menschen zur Seite.
    Danke, Jörg,
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