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In der Kälte der Nacht

In der Kälte der Nacht

Titel: In der Kälte der Nacht
Autoren: Dean R. Koontz
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rechts. Er kannte das Gebäude von einer Führung, an der er vor zwei Jahren teilgenommen hatte. Rya war damals dabeigewesen. Er war vor der fünften Tür angekommen. Er griff nach dem Türknopf. Die Tür war verschlossen. Er nahm einen Anlauf und trat gegen das Türblatt. Noch einmal. Nichts. Das Schloß hielt. Er sah sich um. Am Ende des Korridors schimmerte ein Glaskasten. Er lief hin. Ein Feuerlöscher wurde sichtbar, daneben eine Axt, gehalten von einer schwarzglänzenden Spange. Paul schob sich den Revolver in den Gürtel. Er öffnete den Glaskasten und nahm die Axt heraus. Er benutzte das stumpfe Ende der Axt, um den Türknopf abzuschlagen. Die Tür sprang auf. Er ließ die Axt fallen und trat ein. Das Büro war dunkel. Er konnte das Licht nicht anknipsen, wenn er Dawson sein Versteck nicht verraten wollte. Er schloß die Tür zum Gang. Er tastete sich zur Fensterfront. Der Blick ging auf eine Terrasse. Er öffnete ein Fenster, schwang sich auf die Brüstung. Ein Dach. Dachpappe. Der Wind war stärker geworden, er mußte balancieren, um nicht umgerissen zu werden. Er zog den Revolver aus dem Gürtel. Wenn sich Dawson im nördlichen Teil des Hofes verbarg, dann hatte er von hier oben die besten Chancen, ihn zu entdecken. Er trat an den Rand des Dachs. Unten war Düsternis.
    Paul hätte die Scheinwerfer anknipsen können, die auf den nördlichen Teil des Hofes gerichtet waren. Aber er wußte nicht, wo die Schalter waren. Sie zu finden, konnte eine Ewigkeit dauern. Er hatte keine Ewigkeit. Nichts regte sich im Hof. Nichts außer dem Förderband, das zum Verbrennungsofen führte. Das Band hätte abgestellt werden müssen, das war Sache der letzten Schicht. Aber der zuständige Arbeiter hatte das übersehen. Das Band führte steil bergauf, bis zu einer Höhe von sechs Metern. Der Verbrennungsofen lag vierzig Meter entfernt. Der Ofen war konisch geformt. Zehn Meter im Durchmesser an der Basis, drei Meter an der Spitze. Die Höhe betrug dreizehn Meter. Der Ofen wurde mit Gas befeuert, er brannte Tag und Nacht, auch wenn er nicht mit Sägemehl beschickt wurde. Paul konnte sehen, daß die Vorräte, die bis zum Ende der Schicht aufgehäuft worden waren, erst zur Hälfte verbrannt waren. Es war Dawson gewesen, der den Männern der nachfolgenden Schicht die Aufnahme der Arbeit verwehrt hatte. Die Männer waren zur Suchaktion in den Wald beordert worden. Neben dem Verbrennungsofen ein riesiges Becken. Stämme, die wie Alligatoren unter der Wasseroberfläche schwebten. Ein Kran. Ein Haken. Kabel. Es gab einen betonierten Kanal, der aus dem Becken in die Sägemühle führte. Bei normalem Betrieb der Mühle konnten die Männer die ausgesuchten Stämme an Haken in die Mühle hineinziehen. Dort wurde das Holz von den Maschinen übernommen. Östlich und nördlich des Beckens lagen die Vorräte aufgehäuft. Stämme für den ganzen Winter, ein Berg von dreizehn Metern Höhe. Zur Linken lag die Rampe, der Verbrennungsofen. Die Fluter, wo die Stämme vom Becken in die Mühle gezogen wurden, waren vom Dach verdeckt. Zwei Sattelschlepper waren zu sehen, eine Reihe von Bulldozern. Der Zaun. Von Dawson keine Spur. Es blitzte. Nach einigen Sekunden der Donner. Es begann zu regnen, dicke, schwere Tropfen. Außer dem Donner hatte Paul noch ein Geräusch gehört, das er nicht definieren konnte. Er wirbelte herum. Dawson war aus dem Fenster des Büros gesprungen, er landete auf dem Dach, einen Meter von Paul entfernt. Er war älter als Paul, zehn Jahre älter. Er war stärker und größer als Paul. Jetzt, im Widerschein der Blitze, sah er wie ein Riese aus. Der Regen schimmerte auf der Schneide der Axt, die er in den Händen hielt. Er hob die Axt. Klinger hatte die erste Hälfe der Wendeltreppe bezwungen, als es zu regnen begann. Das Plätschern der Tropfen auf den Dachziegeln war zu hören, das Geräusch war so laut, daß es seine Schritte übertönte. Die perfekte Tarnung. Er wartete, bis der Regen stärker geworden war. Dann setzte er seinen Aufstieg fort. Er legte keine Pausen mehr ein, wie er es vorher getan hatte. Er schmunzelte. Nichts war zu hören von seinen Schritten. Nichts. Er strich über den Lauf der Waffe. Er war zuversichtlich. Alles würde gut werden. Er brauchte nur eine Minute, um die zweite Hälfte der Wendeltreppe zurückzulegen. Die letzten Stufen ging er gebückt, bereit zum Sprung. Auf der obersten Stufe angekommen, katapultierte er sich in den Glockenraum. Paul hatte sich weggeduckt. Er hörte, wie die Axt über
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