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In der Kälte der Nacht

In der Kälte der Nacht

Titel: In der Kälte der Nacht
Autoren: Dean R. Koontz
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Außenlager, auch die Nummer des Holzfällercamps. Insgesamt zwanzig Nummern. Die Sammelnummer würde zur nächtlichen Stunde nicht antworten. Und Klinger hatte keine Zeit, alle zwanzig Nebenanschlüsse auszuprobieren. Wo würde Dawson sein Hauptquartier errichten? Klinger wälzte das Problem hin und her in dem peinlichen Bewußtsein, daß ihm die
    Zeit weglief. Vor einem der Nebenanschlüsse stand die Bezeichnung Zentralbüro. Dawson würde das Zentralbüro besetzen. Er war die Spinne im Netz, oder er fühlte sich so. Klinger wählte die Nummer des Zentralbüros. Der Ruf ging durch, niemand nahm ab. Zwölfmal. Fünfzehnmal. Klinger wollte schon auflegen, als Dawsons ärgerliche Stimme ertönte. »Big Union Supply Company.«
    »Hier spricht Klinger.«
    »Hast du ihn erledigt?«
    »Er ist tot, aber nicht ich habe ihn getötet, sondern Edison oder Annendale, ich weiß nicht, wer von beiden.«
    »Wo sind die beiden jetzt?«
    »Irgendwo in Black River. Jedenfalls waren sie vor wenigen Minuten noch hier. Sie spüren mir nach, ich bin der nächste, den sie umlegen wollen. Sie glauben allerdings, ich wäre in der Sägemühle. Sie glauben, wir beide sind in der Sägemühle.« Er erklärte ihm in wenigen Sätzen, was er von dem Gespräch im Glockenturm mitbekommen hatte. »Warum hast du sie nicht eliminiert, als du die Chance dazu hattest?« kam Dawsons Frage. »Weil ich eben nicht die Chance dazu hatte«, sagte Klinger gereizt. »Ich hatte kein Licht zum Zielen.«
    »Und nun?«
    »Edison und Annendale haben vor, den Wagen etwa einen Kilometer vor Erreichen der Sägemühle im Wald zu parken. Sie werden den Rest des Weges zu Fuß gehen. Du hättest die Möglichkeit, ihnen entgegenzugehen und sie zu überraschen.«
    »Das beste wäre, du setzt dich in den Wagen und kommst ebenfalls her. Wir könnten sie in einer Zangenbewegung angreifen, dann sitzen sie in der Falle.«
    »Das macht militärisch keinen Sinn, Leonard. Sie sind zu viert, jedenfalls sind sie vier, wenn die Frau und das Mädchen mitgehen. Drei sind bewaffnet. Das Risiko ist zu groß, daß wir es nicht in Kauf nehmen können. Es ist günstiger, wenn du sie überrascht. Du gehst
    ihnen entgegen und erschießt sie aus dem Hinterhalt.«
    »Aber wenn Edison und Annendale den Code kennen, bin ich ohne jeden Schutz. Sie können die bewaffneten Wachposten umdrehen, und genau das werden sie tun. Sie werden die Arbeiter zum Kampf gegen uns umfunktionieren.« Seine Stimme hatte sich von Wort zu Wort hinaufgeschraubt. »Ich bin allein!«
    »Du schaffst das schon.«
    »Ich bin Geschäftsmann, kein Killer, Ernst. Du verstehst dich besser aufs Schießen als ich.«
    »Ich kann nicht weg aus dem Ort. Es gibt hier wichtige Aufgaben zu erledigen.«
    »Ich töte keine Menschen.«
    »Ach nein?«
    »Nicht auf diese Weise.«
    »Wie meinst du das?«
    »Nicht persönlich.«
    »Hast du genügend Waffen dort?«
    »Ja.«
    »Du nimmst ein Gewehr oder eine Schrotflinte und erschießt Edison und Annendale aus dem Hinterhalt. Wenn Edisons Tochter und das kleine Mädchen dabei sind, erschießt du alle vier. Ich weiß, daß du das kannst.«
    »Ich habe keine Übung.«
    »Du bist ein As im Tontaubenschießen.«
    »Du verstehst mich nicht. Töten ist gegen meinen Glauben. Gegen meine religiöse Überzeugung.«
    »Du mußt deine religiöse Überzeugung eben beim Schießen hintanstellen«, sagte Klinger. »Es geht jetzt um dein Überleben.«
    »Man kann seine religiöse Überzeugung nicht manipulieren, Ernst. Entweder man hat eine Moral, oder man hat keine. Daran ändert es nicht, daß man seine Entscheidung unter einer tödlichen Bedrohung zu treffen hat. Jedenfalls habe ich keine Lust, die Sache allein zu erledigen, ohne deine Hilfe. Das geht ganz einfach nicht.
    Ich tu's nicht.« Klinger dachte nach, was er sagen konnte, um Dawsons Skrupel zu zerstreuen. Sie standen da und redeten, inzwischen verstrich wertvolle Zeit! Er ließ die früheren Gespräche mit Dawson in Gedanken vorüberziehen. Dann fand er den richtigen Einstieg. »Leonard, es gibt eines, was ich meinen Soldaten einpräge, wenn ich sie in die Schlacht schicke, und ich sage dir das gleiche. Wenn es knüppeldick kommt, wenn wir auf dem Schlachtfeld stehen, und die Splitter der Granaten fliegen uns um die Ohren, wenn wir verzagt sind und keine Hoffnung mehr haben, den nächsten Tag zu erleben, dann gibt es nur einen Gedanken, der uns hilft, das Tief zu überwinden. Ich meine den Glauben an die gerechte Sache. Vergiß nicht, daß wir für
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