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In der Hitze jener Nacht

In der Hitze jener Nacht

Titel: In der Hitze jener Nacht
Autoren: MAUREEN CHILD
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Justice schlug mit beiden Fäusten gegen die Fensterscheibe und ließ seinem Schmerz und seiner Wut freien Lauf.

3. KAPITEL
    Justice schleuderte seine Gehhilfe quer durch den Raum und hörte mit Genugtuung, wie sie scheppernd zu Boden fiel. Er hasste dieses verdammte Ding. Genauso hasste er es, sich schwächer zu fühlen, als er eigentlich war, und Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen. Vor allem aber hasste er es, dass sein älterer Bruder Jefferson gekommen war, um ihm zu helfen.
    Ärgerlich starrte er Jefferson an und stemmte sich schließlich aus dem Sessel. Als er zum Fenster hinüberging, um auf den Hof zu schauen, nahm Justice seine ganze Willenskraft zusammen, um nicht zu hinken. Sonnenstrahlen drangen durch das Fenster und tauchten das Zimmer in ein warmes Licht.
    Aus zusammengekniffenen Augen sah Justice seinen Bruder an. Eine Armlänge von ihm entfernt blieb er stehen. „Ich habe dir doch gesagt, dass ich laufen kann! Ich brauche keinen verdammten Therapeuten.“
    Kopfschüttelnd schob Jefferson die Hände in die Taschen seines wahrscheinlich fünftausend Dollar teuren Jacketts. „Du bist wirklich der sturste Hund, den ich kenne. Und als Mitglied dieser Familie weiß ich, wovon ich spreche.“
    „Wie amüsant“, entgegnete Justice und streckte übertrieben elegant eine Hand aus, um sich an der Wand abzustützen. Bei dem Versuch, sich gerade zu halten und gleichzeitig sein krankes Bein zu entlasten, ballte er die andere Hand zur Faust, sodass die Fingerknöchel hell hervortraten. Doch Justice weigerte sich strikt, vor Jefferson eine Schwäche zu zeigen. „Und jetzt verschwinde!“
    „Genau deswegen bin ich hier.“
    „Wie meinst du das?“
    „In den letzten Monaten hast du drei Physiotherapeuten in die Flucht geschlagen, Justice.“
    „Die habe ich vorher auch angeschleppt“, entgegnete er.
    Seufzend verdrehte Jefferson die Augen. „Du hast einen dreifachen Bruch, Kumpel. Du bist operiert worden. Deine Knochen sind in Ordnung, aber deine Muskeln sind schwach, verstehst du? Du weißt genau, dass du einen Therapeuten brauchst.“
    „Nenn mich nicht ‚Kumpel‘! Außerdem komme ich allein klar.“
    „Sicher, das sehe ich.“ Jefferson warf einen wissenden Blick auf Justices Faust.
    „Gibt’s nicht noch irgendein hirnverbranntes Filmprojekt, an dem du arbeiten musst?“, konterte Justice. Jefferson war Geschäftsführer der King-Studios und ein großer Name im Filmgeschäft. Der Mann liebte Hollywood. Er war verrückt danach, in der Weltgeschichte umherzureisen, Deals zu machen, Talente zu entdecken und Drehorte zu entdecken. So fest verwurzelt, wie Justice es mit seiner Ranch war, so ruhelos war Jefferson.
    „Zuerst kümmere ich mich um meinen hirnverbrannten Bruder.“
    Justice lehnte sich noch etwas stärker an die Wand. Sollte Jefferson nicht bald verschwinden, brach er bald noch vor den Augen seines Bruders vor Erschöpfung zusammen. Ob es Justice passte oder nicht, sein gesundes Bein war einfach noch zu schwach. Und das machte ihn furchtbar ungeduldig.
    All das hatte er einem dummen Unfall zu verdanken. Eines schönen Morgens war sein Pferd in einem Erdloch stecken geblieben. Justice war sofort abgesprungen, doch im nächsten Moment war das Tier auf ihn gefallen, und unter seinem Gewicht hatte es Justice das Bein zerschmettert. Kurze Zeit danach war es dem Pferd schon wieder gut gegangen. Allerdings hatte Justice einen komplizierten Bruch davongetragen. Nach der Operation hatte er nun genug Metall im Körper, um jedem Sicherheitsbeamten im Flughafen Albträume zu bescheren. Außerdem waren seine Muskeln so schwach, dass es ihm immer noch große Mühe bereitete, sich zu bewegen.
    „Es ist deine eigene verdammte Schuld“, sagte Jefferson, als hätte er die Gedanken seines Bruders erraten. „Du hättest genauso gut den Jeep nehmen können, statt dich auf dein Pferd zu schwingen.“
    „Da spricht der Mann, der offenbar vergessen hat, wie es ist, im Sattel zu sitzen und eine Herde zusammenzutreiben.“
    „Richtig bemerkt“, erwiderte Jefferson. „Ich habe weder Kosten noch Mühen gescheut, um die Ausritte am frühen Morgen zu vergessen. Nur um die Spur eines Rindes aufzunehmen, das zu dumm ist, den Weg zur eigenen Ranch zurückzufinden!“
    Deshalb war Jeff der Hollywoodmogul und Justice der Rancher. Sobald sie alt genug gewesen waren, hatten sie sich daran gemacht, ihre Träume zu verwirklichen. Jefferson hatte schon immer zum Film gewollt, Justice in die Natur. Auf der Ranch, inmitten
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