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In der Hitze der Nacht

In der Hitze der Nacht

Titel: In der Hitze der Nacht
Autoren: Lynn Viehl
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zugehört, sie eingehend betrachtet und sie behandelt, als sei sie das Wertvollste auf der Welt. So wichtig und bewegt sein Leben auch sein mochte, er hatte ihr gesagt, sie käme für ihn jetzt an erster Stelle.
    Hoffentlich enttäusche ich ihn nicht.
    Sie blickte auf ihr Kostüm hinunter. Es war streng geschnitten, anthrazitgrau mit blütenweißem Besatz. Zieh dich an wie so ’ne Anwältin bei Ally McBeal, hatte ihre Cousine Hilaire ihr geraten, und du fällst überhaupt nicht auf in der Meute. Sie hatte sich unter reichen, mächtigen Menschen nie besonders wohlgefühlt, aber Marc würde ihr helfen – das hatte er ihr versichert.
    Sie sind auch nicht besser als alle anderen, Isabel. Und außerdem wissen sie jetzt, dass du zu mir gehörst.
    Die Nachfrage nach Gewerbeimmobilien in New Orleans war heutzutage so groß, dass einem oft nichts anderes übrig blieb, als etwas abzureißen oder aufzustocken, um an bezahlbaren Raum zu kommen. Da Sables Programm ausschließlich durch Benefizveranstaltungen und andere private Spenden finanziert wurde, hatte sie sich weder die eine noch die andere Möglichkeit leisten können.
    Lass die Finger von den Städtern, hatte ihre Tante gesagt, als Sable ihr von Marcs Angebot erzählt hatte. Caine hat recht – denen ist doch egal, was aus uns wird.
    IhrLächelnerstarb,alsihrdaswiedereinfiel,undauch,wasCaineGantrygetanhatte,umihrProjektzusabotieren.WiediemeistenanderenCajunsamAtchafalayawarermitseinergesamtenMannschaftbeiSablesersterPlanbesprechunginderSt.MaryChurchaufgetaucht.DieFischerhattenschweigendganzhinteninderKirchegestanden,ihremVortragzugehört,sichabernichtanderDiskussionüberdasProjektbeteiligt.
    Als Sable fertig gewesen war, war Caine als Erster nach vorn gegangen, hatte aber das Unterschriftenblatt ignoriert, das sie ihm hinhielt. Er hatte sich vor ihr aufgebaut und ihr dann ganz ruhig die Liste aus der Hand genommen und zerrissen.
    Wir können auf deine Wohltätigkeiten verzichten. Und darauf, dass deine Freunde aus der Stadt hier aufkreuzen und rumschnüffeln.
    Was soll das, Caine? Sie sah ihn an, dann seine Leute. Sie wusste, dass sie mit den Verantwortlichen des Department of Fish and Game um neue Genehmigungsverfahren und Ausrüstung kämpften, und jeder Zweite von ihnen nebenbei in illegale Schmuggelgeschäfte und wer weiß was noch verwickelt war. Habt ihr denn etwas zu verbergen?
    Er hatte sich über den Tisch gebeugt, und seine Augen waren genauso kalt wie seine Stimme gewesen. Geh zurück nach Shreveport, Isabel. Du gehörst nicht mehr hierher.
    Die Gegensätze ihrer alten Verbundenheit mit der Cajun-Gemeinschaft und ihrer neuen Beziehung zu Marc LeClare kamen ihr zu Bewusstsein. Der künftige Gouverneur von Louisiana schien bereit, eine Menge ihretwegen in Kauf zu nehmen, aber Caine Gantry hatte sich bereits als großes Hindernis erwiesen. Und das würde auch die Presse, wenn sie erst Wind von der Sache mit ihr und Marc bekam. Dann wären sie alle beide zum Abschuss freigegeben.
    Wie oft musst du dir noch die Finger verbrennen, bis du’s endlich lernst, Kind?, hatte ihre Tante sie bekniet. Du gehörst nicht in die Stadt.
    Es stimmte, dass sie jahrelang nicht in New Orleans gewesen war, nicht seit sie von der Tulane University an die Louisiana State gewechselt hatte. Nicht seit der Nacht des »Summer Magnolias«-Balls – der absolut schrecklichsten Nacht ihres Lebens.
    Na, Cajun-Schlampe? Wo ist denn dein Freund?
    Schiss, dass er dich für eine mit Schuhen abserviert?
    Vergiss deine Corsage nicht!
    Und dann das Gelächter, das grausame Gelächter, das nach all den Jahren immer noch in ihrem Kopf nachhallte …
    Nein. Sie weigerte sich, auch nur eine Sekunde länger über Jean-Del und die Demütigungen, die sie seinetwegen erlitten hatte, nachzugrübeln. Das ist Vergangenheit. Jetzt ist alles anders. Dank Marc. Ich brauche keine Angst mehr vor diesen Leuten zu haben.
    Ein Geräusch, das von oben kam, riss sie aus ihren Gedanken. Es klang wie das Schlurfen von Schuhen.
    »Hallo ?« Ihre Stimme dröhnte durch die Leere, sie zuckte zusammen und senkte sie ein bisschen. »Marc, bist du da oben ?«
    Ein Husten war zu hören, dann: »Ja .«
    »Ich komme hoch .« Sable nahm ihre Handtasche wieder an sich und stieg die Treppe hinauf. Die schmiedeeiserne Konstruktion quietschte unter ihrem Gewicht, und sie griff nach dem Geländer. »Huch. Tolles Gebäude, aber ich glaube, wir brauchen eine neue Treppe .« Als sie oben angekommen war, konnte sie nichts sehen als
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