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In den Tod gejagt

In den Tod gejagt

Titel: In den Tod gejagt
Autoren: Carter Brown
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Gummischlauch
vertrimmt zu werden. Ich bin völlig erschöpft .«
    »Okay«, sagte ich. »Dann bin
ich für heute nacht also Josephine und darf nicht
vergessen, mein Make-up zu entfernen, bevor ich in mein Rüschennachthemd
schlüpfe. Sie wollten mir noch von der wiederbelebten Fleur Falaise erzählen ?«
    »Sadist!« Sie gähnte laut. »In
den nächsten beiden Monaten nach ihrer Urlaubsreise rief jeden Tag gegen elf
Uhr vormittags ein Mann an. Es wurde förmlich zum Ritual, man konnte beinahe
die Uhr nach dem ersten Klingelzeichen richten. Bei den paar Malen, die es mir
gelang, Fleur am Telefon zuvorzukommen, meldete sich nur eine anonyme männliche
Stimme, die nach ihr fragte. Fleur nahm den Apparat immer mit in ihr eigenes
Zimmer, und das Gespräch pflegte bis zu einer Stunde zu dauern. Dann kam sie
mit einem träumerischen Ausdruck in den Augen hier herein; und ich wußte, daß
für den Rest des Tages alles glänzend verlaufen würde: kein Koller, nur
Heiterkeit und Seligkeit .«
    »Harvey Linderman ?« fragte ich.
    Sie schüttelte überzeugt den
Kopf. »Das war nur ein mildes Zwischenspiel, und er erschien erst später auf
der Bildfläche, als sie gerade wieder einen heftigen Rückschlag erlitten hatte.
Wer immer der Liebhaber war, er hörte am Ende des zweiten Monats auf, sie
anzurufen. Nach der ersten Woche des Schweigens war Fleur völlig aufgelöst; sie
begann zu trinken, als ob es kein Morgen gäbe, und nahm gleichzeitig Unmengen
von Schlaftabletten. Ich brauche Ihnen sicher nicht zu sagen, wie tödlich eine
solche Kombination sein kann .«
    »Ich habe so eine Ahnung, als
ob Sie nun auf den Höhepunkt dieser Story zu sprechen kämen«, sagte ich.
    »Stimmt! In der Nacht der
Klippenepisode rief der Liebhaber nach vier Monaten des Schweigens wieder an.
Gegen zehn Uhr abends, wenn ich mich recht erinnere. George Bloom war für
einige Tage zu Besuch da, nach wie vor verzweifelt bemüht, Fleurs Interesse an
einem Comeback erneut zu wecken. Er war zu Bett gegangen, bevor sie mit dem
Telefongespräch zu Ende war. Ich war noch auf und saß hier, als Fleur
hereinkam. Sie hatte einen animierten Ausdruck im Gesicht und sagte, sie
brauche frische Luft. Sie fragte, ob wir nicht einen Spaziergang entlang der
Klippe machen wollten. Ich war zu allem bereit, was sie glücklich machte,
selbst wenn es draußen regnete. Wir gingen in unsere Zimmer, um Regenmantel und
Stiefel zu holen. Fleur folgte mir in mein Zimmer; und noch bevor ich wußte,
was geschah, zog sie schon den Schlüssel heraus. Sie ließ mich eingesperrt
dort, und ich mußte ungefähr eine Viertelstunde lang gegen die Tür hämmern, bis
George aufwachte und mich hinausließ. Den Rest der Geschichte hat er Ihnen,
glaube ich, erzählt .«
    »Ich hätte gern ein paar
Einzelheiten gewußt«, sagte ich.
    Sie gähnte erneut. »Sparen Sie
sie sich für den Morgen auf, bitte. Ich verspreche Ihnen, daß ich dann munter
und quicklebendig bin .«
    »Selbstverständlich«, sagte
ich.
    Arlene stand auf, hob die Arme
über den Kopf und streckte sich wohlig. Wenn ich die wirkliche Josephine
gewesen wäre, so hätte mir meine Reaktion beim Anblick der plötzlich
angehobenen vollen Brüste unter der feinen schwarzen Spitze einiges
Kopfzerbrechen bereitet.
    »Am Ende des Korridors draußen
ist eine Treppe«, sagte sie. »Und das Gästezimmer ist für Sie gerichtet. Die
dritte Tür links oben an der Treppe. Es macht Ihnen doch nichts aus, selbst
hinzufinden, Rick? Ich kann meine Augen jetzt kaum mehr offenhalten .«
    »Nicht das geringste«, sagte
ich. »Ich werde es schon finden .«
    »Bedienen Sie sich an der Bar.
Brauchen Sie sonst noch etwas ?«
    »Sie wissen schon, was; aber
ich weiß, daß ich das heute nacht nicht bekomme .«
    »Gute Nacht, Rick.« Sie
lächelte schläfrig und ging auf die Tür zu.
    »Gute Nacht, Majestät«, knurrte
ich.
    Sie blieb an der Schwelle
stehen und blickte eine ganze Weile über die Schulter zu mir herüber. Dann
schnaubte sie plötzlich heftig durch die Nase.
    »Haben Sie einen Schnupfen ?« fragte ich mißtrauisch.
    »Ich habe mir bloß einen
Augenblick lang vorgestellt, wie Sie in einem Rüschennachthemd aussehen
würden«, sagte sie kichernd.
    Das war natürlich ein
wirkungsvoller Abgang, und sie kostete ihn aus. Ich goß mir einen frischen
Drink ein, zog die langen Vorhänge vom Fenster zurück und nahm den Anblick des
mondbeschienenen Pazifischen Ozeans in mich auf, der irgendwo tief unterhalb
meiner Füße zu beginnen und irgendwo am
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