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In den Städten, in den Tempeln

In den Städten, in den Tempeln

Titel: In den Städten, in den Tempeln
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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sie ganz automatisch zurückgestuft – was eine Verehelichung mit Ashton Neunzehner völlig unmöglich macht.« Carin räusperte sich.
    »Wenn auch nur einer von diesen Typen Hand an sie legt«, grollte Clay, »wenn nur einer ihre Ehre befleckt, dann ...«
    Tasche summte immer hektischer.
    »Die Venus-Kolonie«, fuhr Carin fort, »ist bekanntlich nicht der Auslieferungs-Charta angeschlossen. Sie müssen sehr aufpassen, Comptroller. Ihr offizieller Auftrag besteht darin, die Energetensphäre einer Finanz-Inspektion zu unterziehen. Und was diesen Punkt betrifft, kann ich Ihnen noch folgendes mitteilen: Entsprechende Untersuchungen unsererseits haben ergeben, daß eine Verbindung zwischen der Energetensphäre und einer gewissen Interplanetaren Monetär- und Finanzstudiengemeinschaft besteht. Wir sind auf einige finanzielle Unregelmäßigkeiten bei der IMFG gestoßen. Vielleicht kann Ihnen das dazu dienen, von Ihrer eigentlichen Absicht abzulenken.«
    Die Bereitschaftsdiode glühte heller, und eine blecherne Stimme verkündete monoton: »Kontaktzeit abgelaufen, Kontaktzeit abgelaufen ...«
    »Comptroller?«
    Clay starrte seine Erste Frau an, und er sah das liebliche Antlitz Shereens.
    »Finden Sie sie. Bitte ...«
    Und bei diesen Worten verblaßte das Abbild Carins im Projektionskubus. Clay blickte noch eine ganze Weile auf die Kontrollen des Geräts, und plötzlich sagte Tasche:
    »Das Gespräch ist abgehört worden.«
    Clay drehte sich langsam um und starrte auf den Koffer.
    »Was?«
    »Eine Zeitlang war ich mir nicht sicher«, entgegnete Tasche. »Es muß sich um eine interne Komverbindung gehandelt haben, die sehr geschickt von dem allgemeinen Datenstrombereich separiert war. Aber jetzt ist jeder Zweifel ausgeschlossen: Das Gespräch wurde abgehört.«
    »Von hier aus?«
    »Ja. Und der Contrakom kann nicht allzu weit entfernt gewesen sein.«
    »Etwa einer von diesem ... Gesindel da draußen?«
    »Die Vermutung liegt nahe, Comptroller.«
    »Aber warum? Ich meine, wer kann Interesse daran haben, ein Gespräch mit ... Und wer hat so viele Ks übrig, die erforderlich sind, eine ...?« Clay drehte sich abrupt um und hieb mit der Faust auf den Sensor, mit dem das Abschirmfeld ausgeschaltet wurde. Der neblige Vorhang löste sich knisternd auf, und der Lärm des Gemeinschaftsbereiches war wie eine Flutwelle, die ihm entgegengischtete. Auf der gegenüberliegenden Seite hatte eine Gruppe Betrunkener einen lautstarken und disharmonischen Gesang begonnen. Menschenmassen wogten hin und her, und die Muratte quiekte und schnappte nach Passagieren.
    »Bitte machen Sie sich bereit zur Ausschiffung«, erklang es aus den Lautsprechern. »Die Kennungen der entsprechenden Fähren entnehmen Sie bitte Ihren Passagedokumenten. Ich wiederhole ...«
    »Wer?« fragte Clay, und in seinem Innern brannte die Flamme, mit der er sich den Weg in die Hochstadt gebrannt hatte. Es war ein Feuer, daß er niemals erlöschen ließ. »Zwölf Meter«, antwortete Tasche. Clay trat entschlossen aus der Nische hervor und bahnte sich mit den Ellenbogen eine Gasse durch das Gedränge. Flüche kennzeichneten seinen Weg, und einmal versuchte jemand, sich auf handgreifliche Weise bei dem Comptroller zu beschweren. Ein kurzer Hieb zur Seite schickte ihn zu Boden.
    »Ja, jetzt ist das Echo ganz nahe ...«, summte Tasche. »Dreieinhalb Meter nach links, geradeaus ...«
    Claybourne S. Dalmistro überragte die meisten Passagiere in seiner Nähe, und seine breiten Schultern glichen granitenen Felsen, an denen sich eine Brandung aus menschlichen Leibern brach. Tasche teilte elektrische Schocks aus und vereitelte drei Diebstahlsversuche. Clay achtete nicht darauf. Er nutzte eine Technik, die er vor Jahren eingesetzt hatte, als er noch Bewohner der Tiefstadt Metrocagos gewesen war. Man kam nur voran, wenn man sich entschlossen genug zeigte und keine Kompromisse schloß; das galt für alle Lebensbereiche.
    In all dem Durcheinander fiel ihm ein untersetzter Mann dicht vor ihm auf, der sich mit großem Nachdruck bemühte, von ihm fortzukommen, und sich immer wieder umdrehte, um nervöse Blicke in seine Richtung zu werfen. Das Gesicht ... es kam ihm irgendwie bekannt vor.
    »Enrico Silverstone«, verkündete Tasche und benutzte zur Kommunikation mit Clay diesmal das Kontaktertransplantat, das sich im rechten Ohrläppchen des Comptrollers befand. »Steuerflüchtling von Metrotroit; Kennummer StF-11217; fällt in den Zuständigkeitsbereich von Comptroller Edward ›Magic‹
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