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In den Faengen der Nacht

In den Faengen der Nacht

Titel: In den Faengen der Nacht
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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schlimmer, als sie gedacht hatte.
    Vor lauter Wut zitterten ihre Hände. Sie stand von ihrem Schreibtisch auf und ging direkt ins Büro von Leo Kirby. Wie gewöhnlich war er im Internet unterwegs, las den Blog irgendeines armen Schwachkopfs und machte sich jede Menge Notizen.
    Leo war ein kleiner magerer Mann mit langem schwarzem Haar, das er immer zum Pferdeschwanz gebunden trug. Er hatte einen Spitzbart, kalte graue Augen, die nie lachten, und auf der linken Hand die Tätowierung eines merkwürdigen Spinnennetzes. Er trug ein ausgeleiertes schwarzes T-Shirt und Jeans, und während er arbeitete, stand neben seinem Ellbogen ein riesiger Thermosbecher von Starbucks. Er war etwa Mitte dreißig und wäre süß gewesen, wenn er nicht so verdammt nervig gewesen wäre.
    »Killermotten?«, fragte sie.
    Er blickte von seinem Schreibblock auf und zuckte die Schultern. »Du hast gesagt, uns stehe eine Invasion von Motten bevor. Um die Geschichte besser verkäuflich zu machen, habe ich Joanie darangesetzt, damit sie sie umschreibt.«
    Sie starrte ihn völlig verwundert an. »Joanie? Du hast Joanie darangesetzt, damit sie die Geschichte umschreibt? Die Frau, die Alufolie in ihren BH steckt, damit die Leute mit Röntgenblick ihre Brüste nicht sehen können? Diese Joanie?«
    Er sagte, ohne zu zögern: »Ja, sie ist meine beste Textredakteurin.«
    Von der Beleidigung zur Verletzung … »Ich dachte, ich wäre deine beste Textredakteurin, Leo.«
    Er seufzte tief und schwenkte seinen Stuhl herum, sodass er ihr ins Gesicht sehen konnte. »Das wärst du, wenn du nur das geringste bisschen Fantasie hättest.« Er hob pathetisch die Hände, als ob er seinen Standpunkt verdeutlichen wollte. »Komm, Sue, umarme das Kind in dir. Umarme das Absurde, das mitten unter uns weilt. Denk wie Ibsen.« Er ließ die Hände sinken und stieß einen weiteren tiefen Seufzer aus. »Aber nein, das tust du nicht, oder? Ich schicke dich los, um der Sache mit dem Fledermaus-Jungen nachzuspüren, der in dem alten Glockenturm lebt, und du kommst mit einer Geschichte über Motten zurück, die die Dachsparren heimsuchen. Was, zum Teufel, soll das?«
    Sie starrte ihn an und verschränkte die Arme vor der Brust. »Das nennt sich Wirklichkeit, Leo. Wirklichkeit. Du solltest mal langsam aufhören zu rauchen, dann kannst du sie auch mal erleben.«
    Er schnaubte und schlug auf einem Notizblock ein neues Blatt auf. Er legte ihn neben seinen Kaffee. »Scheiß auf die Wirklichkeit. Davon kann ich mir nichts kaufen. Davon kann ich meinen Hund nicht füttern. Davon kann ich meine Raten für den Porsche nicht zahlen. Davon hab ich keinen Sex. Mit Schwachsinn dagegen geht das alles … und mir gefällt es so.«
    Sie verdrehte die Augen, als sie sein strahlendes Gesicht sah. »Du bist wirklich widerwärtig, eine echte Kröte.«
    Er hielt inne, als ob ihm eine Idee gekommen wäre, griff nach seinem Notizblock und kritzelte schnell etwas hin. »›Angestellte küsst Kröten-Chef und entdeckt uralten unsterblichen Prinz‹ … oder besser noch, einen Gott, ja, einen antiken Gott« – er zeigte mit dem Stift auf sie – »einen griechischen Gott, der verflucht worden ist und als Sexsklave den Frauen dienen muss … das gefällt mir. Kannst du dir das vorstellen? Überall im Land werden Frauen ihre Chefs küssen, um die Theorie auszuprobieren.« Dann sah er sie wieder an, diesmal mit einem gemeinen Grinsen. »Wollen wir das Experiment einmal durchführen und gucken, ob’s klappt?«
    Sie verzog angewidert das Gesicht. »Bloß nicht. Und das ist keine Aufforderung, Leo. Glaub mir, auch nach tausend Küssen wärst du immer noch eine Kröte.«
    Er ließ sich keineswegs entmutigen, hauptsächlich deswegen, weil sie sich auf diese Art neckten, seit sie gemeinsam auf dem College gewesen waren. »Ich finde immer noch, wir sollten es mal versuchen.« Er wackelte mit den Augenbrauen und sah sie an.
    Susan stieß verärgert einen langen Seufzer aus. »Weißt du, ich würde dich ja wegen sexueller Belästigung anzeigen, aber das würde voraussetzen, dass du tatsächlich schon einmal Sex hattest. Ich werde lieber behaupten, dass du ein erstklassiges Beispiel dafür bist, was mit Menschen passiert, wenn sie sexuell völlig frustriert sind.«
    Wieder bekam er diesen glasigen Blick und kritzelte etwas auf seinen Block. »›Sexuell frustrierter Chef wird zum schreienden Irren. Weidet die Frau aus, die ihn erregt.‹«
    Susan stöhnte tief in der Kehle. Wenn sie es nicht besser gewusst hätte,
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