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In den Armen des Scheichs

In den Armen des Scheichs

Titel: In den Armen des Scheichs
Autoren: CAROL MARINELLI
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ihm nachtun, denn sie war mit ihren Kräften am Ende und wusste nicht, wie lange sie noch die Fassung wahren konnte. Doch Zafir hielt sie am Arm zurück.
    „Bist du schwanger?“, fragte er scharf. „Willst du dir deshalb eine Auszeit nehmen?“
    „Zweimal nein!“, gab sie in gleichem Ton zurück. „Ich will mir jetzt die Pressekonferenz anhören und danach meine eigene Rede vorbereiten, also lass mich bitte los.“
    „Ich werde dich bald in Haydar besuchen“, versprach Zafir, der plötzlich den Gedanken nicht ertragen konnte, sie so einfach aus seinem Leben gehen zu sehen. „In ein paar Wochen, wenn du …“
    „Das wird nicht nötig sein.“
    „Aber ich habe dir Erben versprochen …“
    Es war, als stieße ihr jemand einen Dolch mitten ins Herz. Layla atmete tief durch, und als sie Zafir ansah, glitzerten ihre Augen wie Eiskristalle. „Und pflichtbewusst, wie ich dich kennengelernt habe, wirst du sie auch unweigerlich produzieren. Denk an mich, wenn du dabei bist …“ Zafirs Blick zeigte absolutes Unverständnis, deshalb sah Layla sich gezwungen, noch deutlicher zu werden. „Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert, Zafir. Haydar mag noch nicht so weit sein, eigene Ärzte auszubilden, aber auch wir verfügen über moderne Kliniken, die sich auf künstliche Befruchtung spezialisiert haben.“
    „Nein!“
    „O doch …“, sagte sie gelassen. „Es heißt: alles oder nichts …“
    Qusay versank in tiefer Trauer. Die Pressekonferenz schockierte die Menschen derart, dass sie gar nicht in der Lage waren, Fragen zu stellen. Die Welt schien plötzlich stillzustehen, und wo sich die Räder gezwungenermaßen weiterdrehten, taten sie es nur notdürftig. Sogar die Palastmädchen weinten haltlos, als sie Layla den Lunch in ihrem Zimmer servierten.
    Da ihr Magen ohnehin so zugeschnürt war, dass sie keinen Bissen herunterbrachte, und sie die gedrückte Atmosphäre im Palast nicht länger ertrug, flüchtete sie sich in die Stadt, um den Menschen, die sich aller Hoffnungen beraubt sahen, näher zu sein. Doch die Straßen waren wie leergefegt. Erst in der Nähe des königlichen Friedhofes traf sie auf eine lange Schlange von Trauernden, die alle gekommen waren, um Prinz Xavian die letzte Ehre zu erweisen.
    Währenddessen konnten sich die königlichen Ratgeber im Palast nicht einmal darauf einigen, unter welchem Namen ihr ehemaliger König angekündigt werden sollte, wenn er seine Rede ans Volk hielt. Es gab einfach keinen Präzedenzfall.
    „Ich werde ohne Manuskript zu ihnen sprechen“, entschied Zafir und verbat sich jeden weiteren Kommentar von Seiten des Ältestenrates.
    „Aber Sie müssen dem Volk sagen …“
    „Was?“, fragte er barsch. „Was soll ich ihnen sagen? Dass alles gut wird?“
    Es fiel zwar keine weitere Bemerkung, dafür wurde er in einen Stuhl gedrängt, wo Spezialisten sich bemühten, ihm die dunklen Schatten unter den Augen wegzuschminken, ihn zu rasieren und die Hände zu maniküren. Nachdem Zafir zunächst alles stumm über sich ergehen ließ, überkam ihn plötzlich das Gefühl, als kröche eine Armada von Ungeziefer auf seinem Körper herum. Ungeduldig sprang er auf und schüttelte gereizt alle eifrigen Helfer ab. Dann eilte er ins Bad, wusch sich die Schminke aus dem Gesicht und starrte in seine blutunterlaufenen Augen und auf den dunklen Bartschatten, der ihn noch elender wirken ließ, als er sich fühlte.
    Und die ganze Zeit über beherrschte ihn nur ein Gedanke … er hatte alles verloren, und trotzdem war er so reich, wie man es sich nur erträumen konnte. Denn bekommen hatte er eine Familie … die Brüder, nach denen er sich immer unbewusst gesehnt hatte, und einen Titel, der viel weniger Bürde bedeutete als der bisherige. Und nach dieser letzten und schwierigsten Rede seines Lebens würde er in eine neue Zukunft starten.
    Eine Zukunft ohne Layla … die Königin von Haydar und die Königin seines Herzens …
    Männer weinten nicht, und Könige schon gar nicht. Aber zum Glück war er keiner mehr. Wütend über seine Schwäche stürzte Zafir aus dem Bad und stieß blindlings eine Tür auf. Erst, als er eine Stimme hörte, die er nie würde vergessen können, wurde ihm bewusst, dass es die falsche Tür war.
    Denn auch Layla hatte man in den Garderobenbereich verbannt, wo sie, umringt von ihren königlichen Beratern, ebenfalls von fähigen Händen geschminkt wurde. Und die Berater taten, wozu sie eben da waren: Sie redeten ohne Punkt und Komma auf die Königin von Haydar
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