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In besten Kreisen

In besten Kreisen

Titel: In besten Kreisen
Autoren: Amanda Cross
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vielleicht der Ehemann der ungeliebten Mary Bradford sein könnte, die gekommen war, um sich Essig zu borgen.
    »Mein Name ist Bradford«, sagte der Mann auf dem Traktor und bestätigte damit seine Vermutung.
    »Amhearst«, antwortete Reed.
    »So heißt die Stadt, in der ich aufs College gegangen bin«, sagte Bradford. »Universität von Massachusetts, Landwirtschaftsschule.
    Sind Sie überrascht, daß ein Bauer das College besucht hat?« »Das bin ich«, sagte Reed ehrlich. »Ich dachte, Bauern hielten das Lernen aus Büchern für Unsinn.« »Die, die das tun, machen pleite. Die Landwirtschaft hat sich in den letzten zwanzig Jahren mehr verändert als in den tausend Jahren zuvor.« »Das sehe ich.« Reed zeigte auf die Heumaschine.
    »Das ist ein tolles Gerät«, sagte Bradford. »Es nimmt das Heu auf, schiebt es dort in die Maschine, die es zu Ballen bindet und die dann auf den Anhänger da schleudert. Wenn der voll ist, ziehe ich ihn mit meinem anderen Traktor zur Scheune, wo die Ballen mit einem Aufzug zum Heuboden hinauftransportiert werden.« »Was machen Sie denn, wenn Sie einen Maschinenschaden haben?« »Reparieren. Ein Farmer, der seine Maschinen nicht reparieren kann, kommt in die Klemme. Wollen Sie sehen, wie die hier arbeitet? Hopp, rauf mit Ihnen.« Das erschien Reed, der absolut unsportlich war, wie eine Einladung zum Selbstmord. Aber Bradford deutete auf die Deichsel, mit der die Heumaschine an den Traktor gekuppelt war und auf die Reed sich stellen sollte. Reed tat es gehorsam.
    Als sie losfuhren, war Reeds Aufmerksamkeit auf zwei Dinge konzentriert, nämlich sich festzuhalten und sich außerdem zu fragen, wie lange es dauern würde, bis ihm jeder einzelne Zahn aus dem Mund gerüttelt war. Erst nachdem sie die Wiese ein paarmal auf und ab gefahren waren, gelang es ihm, einen Blick auf die Heumaschine zu werfen: Das Heu war schon geschnitten und gewendet worden und lag nun in Reihen zusammengeharkt. Die Heumaschine gabelte es hoch, bündelte und band es und spuckte die Ballen wieder aus.
    Erstaunlich. Der braune Hund trottete neben ihnen her und schien ständig in höchster Gefahr, überfahren zu werden. Aber all diese Lebewesen auf dem Lande hatten sich der Maschine so geschickt angepaßt wie den übrigen Veränderungen ihres Lebensraums. »Aber ich«, dachte Reed, »ich kann das nicht. Ich entwickele bestimmt einen ewigen Tremor.« Schließlich hielt Bradford die Maschine an, gerade als er einen Stacheldrahtzaun niederzuwalzen drohte; fast hoffte Reed, in völlige Gleichgültigkeit geschüttelt, er würde es tun. Aber Bradford ging mit seiner Maschine um, als wäre sie ein Pferd, dessen Schwung und Elan er bewunderte. Als Reed hinuntersprang, hieß er die Erde mitsamt Kuhfladen und allem übrigen mit einem stillen Dankgebet willkommen. Sein Ritt auf der Maschine war eine Herausforderung gewesen, und er hatte sie gemeistert. Reed zündete seine Pfeife an.
    »Wie wurde denn Heu gemacht, als Sie noch ein Junge waren?« fragte er.
    »Pferde, Harke und drei Männer, glaube ich«, antwortete Bradford. »Aber ich bin in Scarsdale aufgewachsen und weiß es nicht genau.« »Scarsdale!« »Ja. Mein Vater war Anwalt. Ich bin gerne Bauer. Meine Frau stammt aus dieser Gegend, ihre Vorfahren sind hier herübergeschwommen – gefolgt von der Mayflower – und hatten die Fangleine zwischen den Zähnen. Schön hier, nicht?« Im letzten Satz schwang kein Hauch von Sarkasmus mit. Reed folgte Bradfords Blick. Es war schön hier. »Am schönsten ist der Blick oben vom Traktor aus, in den Feldern. Fahren Sie mal wieder mit.« Bradford winkte ihm zu und ließ den Traktor an. Reed wanderte über die Felder zurück und probierte mal den einen Muskel und dann den anderen, in Erwartung des Muskelkaters, der unvermeidlich war.
    Als er das Tor hinter sich zugemacht hatte, sah er Kate, die in einem Klubsessel unter einem Baum saß und las. »Erlaubt der Stundenplan jetzt eine Gesprächsrunde?« fragte er.
    »Es gäbe bessere Gelegenheiten. Mary Bradford ist unterwegs, um den Essig zurückzubringen und mit mir eine Tasse Kaffee einzunehmen.« »Ich hatte auch eine Begegnung«, sagte Reed und ließ sich in einen Sessel fallen. »Mit Mary Bradfords Mann.« »Das weiß ich bereits, du Unschuld aus der Stadt. Mary Bradford sah dich auf die Maschine hüpfen, offenbar wartete sie ab, ob du das in mörderischer Absicht tatest, und als sich herausstellte, daß dem nicht so war, beschloß sie herauszubekommen, was du ihrem Mann erzählt
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