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In besten Kreisen

In besten Kreisen

Titel: In besten Kreisen
Autoren: Amanda Cross
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ein anderer aus seiner verletzten Schlagader blutet, dann muß man sich als erstes den blutenden Mann vornehmen. Es dauert neun Minuten länger, bis man an Sauerstoffmangel stirbt, als bis man verblutet.
    Machst du mit mir ein paar Netzwürfe, Kate?« »Im Augenblick bin ich beschäftigt«, sagte Kate. »Wo steckt William?« »Streitet sich mit Emmet über einen Kerl namens James Joyce.« »Also, dann sag William mal, er soll aufhören, über James Joyce zu diskutieren, und lieber ein paar Netzwürfe mit dir machen. Deinen Aufsatz hast du fertig?« »In Ordnung, ich hole mir William«, antwortete der Junge und verschwand mit einer Geschwindigkeit, deren Ursache wohl in der Abneigung lag, sich weiter über den Aufsatz zu verbreiten.
    »Kate…« begann Reed.
    »Setz dich«, sagte Kate. »Ich hole dir einen Drink und versuche, dir die ganze Sache zu erklären.« »Ich habe nur ein paar Tage Zeit«, antwortete Reed und setzte sich. »Und dies klingt so, als dauerte es bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag. Warum hast du mir nicht erzählt, daß du aufs Land ziehst? Was ist das für ein Junge? Wer ist William? Wer ist Emmet? Mal ganz zu schweigen von der in ihren mütterlichen Gefühlen verletzten Kuh, der feuerroten Katze und dem Hund, der ihr hinterherhetzt. Und wer ist James Joyce?« »Du wirst doch wohl wissen, wer James Joyce ist?« »Wenn du den irischen Autor mehrerer unverständlicher Bücher meinst, den kenne ich. Aber angesichts der außergewöhnlichen Aspekte dieses Etablissements könnte es sich auch um den Gärtner handeln. Mein Gott, nun setz dich her und erkläre. Ich war nur sechs Monate in England, und nun finde ich dich so verändert, verwandelt und verklärt vor.« »Das letzte hast du nur gesagt, damit es gut klingt.« »Ich habe allerdings niemals damit gerechnet, dich mit einem kleinen Jungen unter ein und demselben Dach wohnen zu sehen. Wie alt sind Emmet und William?« fragte Reed, als sei ihm plötzlich der furchtbare Gedanke gekommen, Kate hätte sich zur Betreuung größerer Gruppen kleiner Jungen hinreißen lassen.
    »Mitte oder Ende zwanzig, nehme ich an. William Lenehan ist Leos Hauslehrer (du weißt, der mit den verschiedenen Todesarten), und Emmet Crawford arbeitet für mich ein paar Unterlagen durch.
    Die Katze gehört Emmet und der Hund dem Gärtner, der nicht James Joyce heißt, sondern Mr. Pasquale. Die Kuh gehört dem Bauern und Nachbarn, der unser Land bestellt. Leo ist mein Neffe. Zum Wohl.« »Also, trotz einer dreistündigen Autofahrt, auf die ich nicht vorbereitet war, und einer Umgebung, die ich mir für dich nicht im Traum hätte vorstellen können, ist es schön, dich zu sehen, Kate.« »Danke gleichfalls. Unter den gegebenen Umständen gehe ich sogar das Risiko der Übertreibung ein und sage dir, du bist eine Freude für meine entzündeten Augen.« »Du hast einfach den Anblick all dieser Kühe satt; ich fühle mich nicht gerade geschmeichelt. Ich habe dich vermißt, Kate. In England dachte ich die ganze Zeit…« »Kate«, unterbrach ihn ein junger Mann, der in der Tür auftauchte. »Wenn dieser Frau der Zutritt zu diesem Haus weiterhin gestattet ist, werde ich um meine Entlassung bitten müssen. Widerstrebend, da können Sie sicher sein, denn es handelt sich um eine faszinierende Sammlung. Da gibt es einen Brief – aber ich vertrage es nicht, daß diese Frau über mir hängt, als wäre ich ein Pudding, um diese oder jene außerordentlich interessante Neuigkeit über Sie wie Rosinen aus mir herauszupicken.« »Emmet, Sie sollten wissen, daß Leute vom Land so unheilbar neugierig sind wie Katzen. Nur Städter sind in der Lage, ihre Nachbarn zu ignorieren. Erzählen Sie Mrs. Bradford, daß Leo mein uneheliches Kind ist, daß ich seinen Vater ermordet habe und daß ich hier meine Kolonie der Lustknaben aufbaue, weil ich eine neue Religion gründen will. Das dürfte ihr für eine Weile die Sprache verschlagen.« »Das einzige, was dieser Frau die Sprache verschlagen kann, ist eine Kugel in den Kopf, und selbst dann wird sie aus reiner Gewohnheit die Lippen noch weiterbewegen. Als Entschuldigung für ihr Erscheinen bringt sie übrigens vor, daß sie sich etwas Essig ausborgen möchte.« »Kann Mrs. Monzoni ihr nicht Essig geben?« »Mrs. Monzoni würde Mary Bradford nicht einmal ein gebrauchtes Papiertaschentuch leihen. Vielleicht gehen Sie einmal hin und versuchen, mit ihr fertig zu werden. Am besten erzählen Sie ihr, daß ich gerade zehn Jahre wegen Kannibalismus gesessen habe und
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