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In besten Kreisen

In besten Kreisen

Titel: In besten Kreisen
Autoren: Amanda Cross
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lang mit inzwischen berühmt gewordenen Schriftstellern korrespondiert, und überflüssig zu erwähnen, daß er mit der Zeit eine wertvolle Bibliothek und Sammlung von Papieren und Briefen zusammengebracht hat. In letzter Zeit hatte er Leuten auch Briefe für Sammlungen und so weiter überlassen, aber es war klar, daß etwas geschehen mußte, um seine Papiere und die Bibliothek zu ordnen. Kurzum, vor zwei Jahren hat er dieses Haus gekauft, in dem mich vorzufinden dich heute so schockiert hat, hat seinen ganzen literarischen und anderen Besitz hier heraufgeschafft, und wenn es soweit wäre, wollte er selber herziehen. Währenddessen reiste er herum. Ich bezweifle, ob er wirklich hierher gezogen wäre.
    Sam machte gern Witze darüber, was er ›auf seine alten Tage‹ noch vorhabe.« »Wo war seine Frau?« »Sie ist schon vor mehreren Jahren gestorben. Sam hatte ein angenehmes Leben, Freunde, interessante gesellschaftliche Kontakte, gute Gespräche, aber sein Familienleben war traurig. Er und seine Frau hatten zwei Töchter; eine starb, gerade zwanzig, an Krebs, und Veronica, die andere, die, mit der ich zur Schule gegangen bin, wurde Nonne. Sam war Humanist und Agnostiker, wie die meisten Intellektuellen seiner Generation, und ihr Eintritt in die Kirche und all das waren ein schwerer Schlag für ihn. Von Zeit zu Zeit haben sie sich noch getroffen, und sie verstanden sich gut. In seinem Testament hat Sam alles Veronica hinterlassen, auch dieses Haus.« »Und wie bist du in all das hineingeraten?« »Das ist natürlich der springende Punkt, das ist mir klar. Es tut mir leid, daß diese Erklärung so lang ausfällt, zumal die ganze Geschichte, wenn du ihren Hintergrund erfahren hast, keine Spur einleuchtender wird, wirklich. Wie gesagt, Sam starb. Eine Trauerfeier hat es für ihn nicht gegeben, weil er an diese Dinge nicht glaubte. In der Todesanzeige der ›Times‹ wurde Veronicas Kloster erwähnt, und ich habe ihr geschrieben. Kurz darauf erhielt ich eine Antwort, in der sie mich bat, mich besuchen zu dürfen.« »Und sie brachte einen achtjährigen Jungen namens Leo mit, den sie im nächsten Waisenhaus aufgegabelt hatte.« »Reed, du hörst mir nicht zu. Ich habe dir erzählt, daß Leo mein Neffe ist. Zwischen Leo und Veronica gibt es keine Verbindung.« »Natürlich nicht. Wie dumm von mir, so etwas zu denken. Wagen wir den Heidelbeerkuchen, oder machen wir uns gleich an den Kaffee? Gut. Du sagtest also, Veronica kam dich besuchen.« »Wenn du jetzt ungeduldig wirst, hat es keinen Zweck, daß ich weitererzähle.« »Ich und ungeduldig? Ich bin der geduldigste Mensch der Welt, wer wüßte das besser als du? Es ist nur so: Als ich in meinem kleinen Volkswagen hier heraufbrummte, hatte ich vor, mit dir am Kamin zu sitzen und in Ruhe und Frieden angenehme Gespräche zu führen. Statt dessen finde ich dich inmitten eines absoluten Wirbels männlicher Aktivitäten. Glaubst du, daß am Kamin Ruhe herrscht, wenn wir zurückkommen? Zumindest werden ja wohl all diese schrecklichen Jungen, mit Würstchen vollgestopft, wieder schreiend in der Nacht verschwunden sein.« »Reed, machst du dir denn gar nichts aus Kindern?« »Nicht ein bißchen.« »Seltsam, das habe ich nicht gewußt.« »Ich hätte es Ihnen gesagt, sagte das Kindermädchen, als es seine Stelle in dem Haus kündigte, wo sie Alligatoren hielten. Aber ich habe nicht geglaubt, daß sich die Frage je stellen würde.« »Gut, gut. Ich fürchte, mein Herd wird noch nicht verlassen genug sein. Machen wir einen Spaziergang?« »Da ich anscheinend keine Wahl habe, akzeptiere ich mit dem mir eigenen Anstand.« Reed zahlte, und sie gingen in den Abend hinaus. »Erzähl weiter«, sagte Reed. »Veronica kam dich besuchen…« »Ja. Ihr Vater hatte ihr seinen gesamten Besitz hinterlassen, einschließlich seiner Bibliothek und seiner Papiere und der ›Pension‹, wie du sie nennst – und sie bat mich, ob ich ihr helfen könne, genau festzustellen, was die Sammlung enthält, und zu entscheiden, was damit geschehen soll. Ich machte sie darauf aufmerksam, daß jemand, der den Marktwert dieser Dinge kenne, ihr da nützlicher sei, aber sie scheint an Geld kein Interesse zu haben, sondern daran, daß die Bücher und die Papiere dort landen, wo sie den meisten Nutzen bringen. Von verschiedenen Universitäten und der Kongreßbibliothek und anderen war sie bereits bestürmt worden.« »Gab es irgendeinen bestimmten Grund, warum sie sich an dich gewandt hat?« »Keinen oder – wenn du
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