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In besten Kreisen

In besten Kreisen

Titel: In besten Kreisen
Autoren: Amanda Cross
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unberechenbar bin.« »Na gut. Reed, darf ich dir Emmet Crawford vorstellen? Mr. Reed Amhearst.« Kate ging sichtlich widerstrebend hinaus, umhüllt von Emmets offensichtlichem Mitleid.
    »Wer ist Mrs. Monzoni?« fragte Reed.
    »Die Köchin. Haben Sie die Korrespondenz zwischen Joyce und seinem englischen Verleger aus dem Jahre 1908 gelesen? Es ist wirklich unglaublich. Stellen Sie sich vor, ›Dubliner‹ galt als obszön, weil Edward VII. darin nicht gerade als Ausbund der Tugendhaftigkeit dargestellt wird und an zwei Stellen das Wort ›verdammt‹ vorkommt. Natürlich hat Lingerwell sich darüber hinweggesetzt, mutig, wie er war. Er hat auch das ›Porträt eines Künstlers als junger Mann‹ gemacht.« »Wollen Sie damit sagen, daß er Maler war?« »Wer?« »Lingerwell.« »Maler? Wieso, um Himmels willen, sollte ein Maler das ›Porträt‹ veröffentlichen?« »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, Mr. Crawford, und außerdem das unselige Gefühl, nichts von dem verstanden zu haben, was ich gehört und gesehen habe, seit ich auf diesen reichlich steilen Berg gekommen bin…« »Ich möchte wetten, im Winter ist das…« »Offen gesagt – es interessiert mich überhaupt nicht, wie es hier zur einen oder anderen Jahreszeit aussieht. Ich versuche nur zu verstehen, wovon Sie reden. Das ›Porträt‹ stammt von Joyce, wie konnte es dann ein Verleger machen?« »Sind Sie nicht von der Kongreßbibliothek?« »Ganz bestimmt nicht. Ich bin von der Bezirksstaatsanwaltschaft in New York, falls mein Beruf für dieses außergewöhnliche Gespräch von Bedeutung sein sollte.« »Tut mir leid. Die Leute von der Kongreßbibliothek haben uns regelrecht die Tür eingerannt. Wollen Sie hier jemanden festnehmen?« »Ich bin gekommen…. also, ich habe gehofft, ich käme, um jemanden zu besuchen. Ich bin ein Freund von Miss Fansler.« »Da wird Kate sich freuen. William und ich reden ständig nur über theologische und nichttheologische Hermeneutik, und Leos Gesprächsstoff bewegt sich zwischen Basketball und den grausameren Aspekten der Ersten Hilfe. Alsdann, ich darf annehmen, daß Mary Bradford wieder abgezogen ist, und ziehe mich wieder zu meinen Aufgaben des Odysseus zurück. Wir sehen uns beim Dinner.« Er wanderte hinaus und ließ einen Reed zurück, der zwischen den jeweils relativen Vorteilen eines weiteren Drinks und einer sofortigen Abreise schwankte. Mit Kates Rückkehr neigte sich der Zeiger eindeutig in Richtung Drink.
    »Sie ist fort«, sagte Kate, »aber nicht, ohne eine Flasche Essig mitgenommen, zuvor ihr maßloses Entsetzen über den doppelt so hohen Preis von Weinessig im Vergleich zu normalem ausgedrückt und mich gefragt zu haben, ob ich ihr das Haus für eine Teestunde ihres Gartenclubs überlasse. Außerdem hat sie mich wissen lassen, daß sie mehr zu tun hat als jeder andere Mensch auf der Welt, und mit kaum verhüllter schmutziger Phantasie gefragt, was für eine Rolle die beiden jungen Männer wohl in meinem Haushalt spielen.
    Ich habe meine Illusionen über den Charakter der Landbevölkerung ziemlich verloren. Ich glaube inzwischen, Wordsworth hat, nachdem er aufs Land gezogen war, mit niemandem außer Dorothy und Coleridge gesprochen, und vielleicht noch ab und an mit dem Blutegel-Sammler. Erzähl mir von England.« »Kate! Was machst du hier?« In dem Augenblick brach draußen ein Geheul los, als stürze sich ein Rudel Wölfe auf seine Beute. »Ich werde nicht fragen, was das bedeutet«, sagte Reed erschöpft.
    »Ich nehme an«, sagte Kate und ging gemächlich ans Fenster, »das ist das Araby Boys’ Camp, das zum Würstchen-Fassen antritt.
    Reed, hast du Lust, mich zum Dinner auszuführen in ein nicht sehr reputierliches Freß- und Bumslokal in der nächsten Stadt? Zur Warnung muß ich allerdings sagen, daß dort ununterbrochen die Musicbox spielt, aber was außerdem passiert, kann man leichter ignorieren.« »Ich hätte mir nie träumen lassen«, sagte Reed und führte Kate entschlossen aus dem Zimmer, »daß ich mich einmal auf eine Musicbox freuen würde wie auf den Gesang der Sirenen.« Reed schloß auf Kates Seite die Tür des Volkswagens auf, ging auf die Fahrerseite und faltete seine Beine wieder zusammen, bis sie unter das Lenkrad paßten. Er wendete den winzigen Wagen und raste die steile Straße in einem solchen Tempo hinunter, daß Kate die bewundernden Blicke unzähliger in Ehrfurcht erstarrter Knaben auf ihrem Rücken geradezu spüren konnte.
    »Wieso hast du eine Pension aufgemacht?«
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