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In alle Ewigkeit

In alle Ewigkeit

Titel: In alle Ewigkeit
Autoren: Ake Edwardson
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spiegelten das gleiche Dunkel dort drinnen.
    »Was möchten Sie erzählen, Mattias?«
    »Wo ist meine Mutter?«
    Winter hatte erwartet, dass Mattias ihn anschauen würde, aber der Junge starrte weiter auf den Tisch.
    »Ich will, dass sie kommt«, hatte er gesagt.
    »Wie heißt Ihre Mutter, Mattias?«
    »Wie?«
    »Wie heißt sie?« Keine Antwort.
    Hab ich einen Fehler gemacht?, hatte Winter gedacht.
    Dann hatte Mattias Cohen angesehen, sein Blick war zu Winter weitergewandert.
    »Wo ist meine Mutter?«
    »Wir wissen es nicht«, hatte Winter gesagt. »Wir haben auch nach ihr gesucht.« Er hatte sich vorgebeugt. »Warum können wir sie nicht finden, Mattias?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wann haben Sie sie zuletzt gesehen?«
    »Weiß nicht.«
    »Ihr scheint nicht zusammen zu wohnen.«
    Mattias hatte nicht geantwortet.
    »Wo wohnt sie?«
    Er hatte etwas gemurmelt.
    »Wo ist sie jetzt, Mattias?«
    »Sie wohnt bei ihm, Samic.« Er hatte Winter angeschaut. »Schon lange.« Er hatte sich mit der Hand über den Mund gewischt. »Sie sind schon lange zusammen.« Er hatte sich mit der Hand die Stirn gerieben. »Ich hab ihr gesagt, dass mir das nicht gefällt. Ich hab ihr das schon früher gesagt.« Plötzlich hatte er kurz gelacht. »Ich hab's ihnen gezeigt. Ich hab's dem Kerl gezeigt. Jetzt wird es nie mehr... nie mehr.«
    Winter hatte gewartet. Der Junge war erregt, aber nur für ein paar Sekunden.
    »Ich hab es ihm auch gezeigt«, war Mattias fortgefahren. »Genau wie... denen.«
    »Warum haben Sie die Mädchen umgebracht, Mattias?«
    Der Blick des Jungen ruhte auf einem Punkt weit außerhalb des Zimmers.
    »Die... die hätten nicht dort sein sollen.«
    Mattias spuckte die Worte in den stillen Raum. Winter hatte bemerkt, wie ihm der Schweiß über den Rücken zu rinnen begann. Die Schmerzen in seinem Arm hatten wieder zugenommen.
    »Die... die hatten da nichts zu suchen. Ich... ich hab's ihnen gesagt.«
    Er hatte an Winter vorbei gegen die Wand gesehen, gegen die schon so viele andere während eines Verhörs gestarrt hatten.
    »Sie waren selber schuld«, hatte Mattias gesagt. »Wären sie nicht dort gewesen, wäre es... wäre es nicht so gekommen.«
    »Warum waren sie schuld?«
    »Jeanette.«
    »Jeanette. War sie dort?«
    »Sie... ist... einmal mitgegangen.«
    »War Jeanette in dem Club?«
    Mattias hatte genickt. Winter hatte nicht gewusst, was er glauben sollte. »Was hat sie getan?«
    Der Junge hatte wieder genickt. Vielleicht hatte er die Frage nicht gehört.
    »Was hat sie dort getan, Mattias?«
    »Sie ist draußen vor der Tür geblieben.«
    Winter hatte das Haus vor sich gesehen, die Straße, die Beleuchtung, die Tür, die Diele, die Treppe, die Mauer.
    »Draußen?«
    »Sie... sie war nur draußen, aber das... das hat gereicht.« »Gereicht? Für was gereicht?«
    »Dass... dass er ihr folgen würde. Ihr folgen und das... das tun, was er ge... tan hat.«
    »Wer? Johan Samic?«
    Mattias hatte genickt.
    »Ddd... das werden sie nicht mehr tun. Nie mehr.« Jetzt hatte er Winter angesehen. Sein Körper war zusammengesunken, wie eine knochenlose Hülle. »Er hat es getan.«
    »Jon Samic?«
    Der Junge hatte den Kopf geschüttelt. »Ni... nicht das. Das andere.« »Kurt Bielke?«
    Der Junge hatte mit einem Glanz in den Augen genickt, als ob er ein Geheimnis mit Winter teilte. Auf seinen Augäpfeln waren rote Punkte gewesen, und in seinen Mundwinkeln hatte sich Speichel gesammelt.
    »Was hat Kurt Bielke getan?«
    »Ich hab gehört, wie er und Samic darüber geredet haben«, hatte Mattias mit einer Stimme gesagt, die plötzlich stark und klar klang. »Er hat es getan und könnte es wieder tun.« Die Stimme hatte sich gesenkt. »Er... er... es war auch seine Schuld. Dass... Jeanette.«
    »Es wieder tun könnte? Was wieder tun könnte?«
    »Er hat es einmal gemacht, oder?« »War... «
    »Dann kann er es die anderen Male doch auch gewesen sein, oder?«, unterbrach er Winters Frage. »Aber Sie waren es, Mattias.«
    »Er könnte es gewesen sein.« Mattias hatte plötzlich seine Hände gehoben. »Er könnte es gewesen sein.«
    »Wissen Sie, wer er ist? Wer Kurt Bielke ist?«
    »Er ist ein Dreck.«
    »Was ist er sonst noch?«
    »Sie sagen, er ist mein Vater, aber das glaube ich nicht.« »Was sagt denn Ihre Mutter?«
    »Ich hatte noch keine Zeit, sie zu fragen«, hatte Mattias geantwortet und wieder aufgelacht.
    Sie hat nicht gewusst, was ihr Sohn getan hat, hatte Winter gedacht. Und als sie es schließlich begriff, bekam sie Angst. Sie
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