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In alle Ewigkeit

In alle Ewigkeit

Titel: In alle Ewigkeit
Autoren: Ake Edwardson
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näherte. »Halt dich hier raus, Bertil, bleib da!«
    »Warte, Erik.«
    »BLEIB DA!«, schrie Winter, und Ringmar stockte und überlegte, was er jetzt tun sollte.
    Winter zog Vennerhags Gesicht nah an sein eigenes. »Zum letzten Mal, bevor du ersäufst! Wo ist er? Wo ist Halders?«
    Vennerhag röchelte wieder.
    »WAS? WAS?«, schrie Winter.
    Er drückte Vennerhags Kopf unter Wasser. »Neeei...«, jammerte Vennerhag. Winter zog ihn wieder aus dem Wasser. Das Gesicht war entstellt von Schlägen und Blut und vom Licht, das sich von unten her durch seinen Kopf zu bohren schien.
    »WAS HAST DU GESAGT?«
    Ringmar sah, wie Vennerhag die Lippen bewegte, sah, wie Winter sich näher beugte, sah wieder Vennerhags Lippen, sah Winter sich rasch aufrichten und den Körper ins Wasser fallen und wie Winter anfing sich zu entfernen. Das Wasser reichte ihm bis zur Hüfte.
    Ringmar zog Vennerhag über den Swimmingpoolrand. Er schien leblos zu sein. Die Frau saß zitternd mit vors Gesicht geschlagenen Händen da. Ringmar suchte nach Vennerhags Puls und fühlte ihn nach einigen Sekunden schwach schlagen. Er hörte eine Stimme aus dem Haus. Winter rief einen Krankenwagen und die Polizei.
    Er kam wieder heraus.
    »Das Handy hat seinen Geist aufgegeben«, sagte er. »Jetzt fahren wir.«
    Ringmar warf einen Blick auf die Frau und Vennerhags Körper. Sie schaute auf und verbarg dann wieder ihr Gesicht in den Händen. Er hatte sie noch nie gesehen.
    »KOMM SCHON, Bertil. Du musst fahren.« »Wohin?«, fragte Ringmar, aber Winter war schon hinter der Hausecke verschwunden.

39
    Ringmar fuhr nach Westen, vorbei am Vergnügungspark. Winter meinte zu sehen, wie sich die Karusselle drehten, ein Kreis von künstlichen Lichtern.
    Ein anderes Lic ht ging überm Horizont hinter ihnen auf, ein neuer Tag. Winter spürte einen Schmerz wie von Schmiedehämmern in der ganzen rechten Hälfte seines Körpers. An seinen Fingerknöcheln war noch Vennerhags Blut. Er spürte seinen eigenen wilden Geruch. Er zitterte in den nassen Kleidern, als Ringmar die Geschwindigkeit auf der Autobahn erhöhte und der Wind zum offenen Fenster hereinkam.
    Hab ich jetzt den Verstand verloren? Bin ich geisteskrank?
    Ringmar sprach über Funk mit der Einsatzzentrale.
    »Die müssen warten«, sagte Winter. »Wir können nicht mit einem ganzen Bataillon stürmen.«
    Ringmar redete weiter über Funk mit Bergenhem oder wer das nun war. Winter wischte sich mit den Händen über das Hemd.
    »Auf dem Rücksitz ist ein Pullover«, sagte Ringmar und drehte sich zu ihm um. »Wie viele sind es?« »Ich weiß es nicht.« »Hat er nichts darüber gesagt?« »Nein.«
    »Was hat er denn gesagt?«
    »Das, was wir brauchen. Wo Fredrik ist.«
    »In welchem Zustand? Fredrik?«
    »Ich hab nicht gefragt«, sagte Winter und starrte geradeaus. »Bieg nach der Anschlussstelle nach rechts ab. Das geht schneller.«
    Er sah ein Flugzeug in den Morgenhimmel steigen, wie einen dunklen Vogel. Seine Lichter blinkten eine Botschaft zur Erde. Jetzt hörte er das Geräusch der Motoren, ein dumpfes Dröhnen.
    Sie fuhren über die Brücke. Das Meer lag ruhig da wie ein Feld.
    Auf der anderen Seite wurde es wieder dunkler. Die Morgendämmerung war hinter ihnen, über dem offenen Wasser. Ihnen begegneten keine Autos auf dem Weg, der immer schmaler wurde, als sie die Insel erreichten.
    »Hier muss es sein«, sagte Ringmar. Er bog ab, und zwischen den Bäumen wurde es noch dunkler. Ringmar warf Winter einen raschen Blick zu, der seine Waffe kontrollierte. Sie hatte das Bad im Swimmingpool überstanden. »Alles okay, Erik?«
    »Hab Geduld mit mir«, sagte Winter.
    »Wir dürfen gleich nichts überstürzen«, sagte Ringmar.
    »Wir werden sehen.«
    Winter lehnte sich zurück und schloss die Augen. Plötzlich sah er das Gesicht des Jungen vor sich.
    Cohen hatte angerufen, als er irgendwann an diesem Tag, der kein Ende nehmen wollte, über den Fotos gesessen hatte.
    »Er will was aussagen«, hatte Cohen gesagt.
    »Und was?« Winter hatte ein Foto, das zum größten Teil mit fröhlichen Ballons bedeckt war, in der Hand gehalten.
    »Ich glaube, er will uns die Geschichte liefern.«
    Mattias hatte nicht in seine Richtung geschaut, als er den Raum betrat. Still hatte der Junge auf dem Stuhl vor ihnen gesessen.
    »Sie wollten mit uns reden, Mattias?« Keine Antwort.
    »Möchten Sie uns etwas erzählen?« »Vielleicht.«
    Winter hatte die Ähnlichkeit mit seinem Vater gesehen, jetzt, wo er es wusste. Die Augen waren die gleichen,
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