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In alle Ewigkeit

In alle Ewigkeit

Titel: In alle Ewigkeit
Autoren: Ake Edwardson
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sonnen, duschen, feiern. Duschen, sonnen, baden, feiern. Sie hielt an, stellte ihr Fahrrad ab und reihte sich in die Schlange vor der Eisbude ein und kaufte sich einen Becher mit zwei Kugeln: Vanille mit >himmlischem Allerlei< wie aus Großmutters Zeiten. Das Eis fing sofort an zu tropfen, aber in einer Waffel wäre es noch schlimmer gewesen. Eine Frau neben ihr sagte, es seien dreiunddreißig Grad. Abends um sechs dreiunddreißig Grad. Man soll sich nicht beklagen, sagte der Mann, der rechts von der Frau stand. Aber trotzdem, sagte die Frau, die Mitte vierzig sein mochte, oder sechzig. Der Boden ist zu trocken.
    Mir doch egal, dachte sie, als sie weiterfuhr. Lass es niemals enden. Der Boden kriegt schon, was er braucht, im Herbst.
    Über den Feldern an der anderen Seite der Straße, die sich zur Meeresbucht senkten, roch es nach Heu. Sie fuhr durch das kleine Villenviertel, fuhr schneller auf dem Fahrradweg, der neben der Straßenbahnlinie verlief, und war in zehn Minuten zu Hause. Der Vater saß auf der Veranda mit einem Glas, das Whisky zu enthalten schien.
    »Da kommt eine Rote Rübe.« Sie gab keine Antwort. »Besser als eine Lauchstange.« »Lauch?«
    »Wegen dem Weiß.«
    »Ich geh nach oben«, sagte sie und stieg die Treppe hinauf. Es war Whisky. Sie konnte ihn riechen.
    »In genau zehn Minuten schmeiß ich den Grill an.«
    »Was gibt es?«
    »Lachs am Spieß und Anglerfisch, unter anderem.«
    »Wann essen wir?«
    »In genau fünfundvierzig Minuten.«
    Ihr Vater nahm einen Schluck und blickte über den Garten. Das Eis klirrte. Sie konnte es nicht ausstehen, wenn er Whisky trank.
    Als sie sich fertig machte, war die Sonne schon hinter den Häusern untergegangen, die Farben wurden dunkler. Das Zimmer lag im Schatten. Sie zog die Vorhänge zurück und ließ die Abenddämmerung herein. Es roch warm und trocken, und das war sie selbst, ihre Haut. Sie stand in Slips vorm Spiegel. Ihre Brüste leuchteten weiß wie Zähne.
    Jetzt duftete es nach dem After-Sun-Gel, mit dem sie sich gerade eingerieben hatte. Die Haut war nach dem Duschen schon weicher geworden, vom Süßwasser. Ein schönes Wort. Süßwasser.
    Der Vater rief aus dem Garten, und genau in dem Augenblick nahm sie den Geruch nach gegrilltem Fisch wahr, und genau in dem Augenblick merkte sie, was für einen Hunger sie hatte. Wahnsinnigen Hunger. Und Durst.
    Elins Zähne blitzten auf der anderen Seite des Tisches. »Was machst du morgen?« »Sonnen und baden.« »Trinken wir noch etwas?«
    »Ich glaube nicht. Mir dreht sich schon alles«, sagte sie und nickte zum Bierglas auf dem Tisch.
    »Du bist wirklich braun geworden«, sagte Elin.
    »Danke.«
    »Und dein Haar wird ganz weiß.« »Soll das ein Kompliment sein?« »Das steht dir doch richtig gut.« »Dann also danke.«
    »Ich glaube, ich möchte noch ein Bier«, sagte Elin. »Bei der Hitze hat man ja ständig Durst.« Sie stand auf. »Am besten, ich hol es mir selbst. Bis hierher an den Rand schafft es die Bedienung nie.«
    Sie saßen in der äußersten linken Ecke des Straßencafes, hinter ihnen war eine kleine Einbahnstraße.
    »Du möchtest also nichts mehr?«
    Sie schüttelte den Kopf. Elin ging zum Tresen, sie sah, wie sie sich zwischen den Tischen hindurchschlängelte, und musste daran denken, wie sie sich selbst heute im Meer an den Quallen vorbeigeschlängelt hatte.
    »Übrigens«, rief sie, »ich nehm doch noch ein Kleines.«
    Sie blieben sitzen, lange. Die Wärme stand zwischen den Häusern, hatte sich langsam auf die Straße gesenkt.
    »Es ist immer noch genauso warm«, sagte Elin. »Keine Sonne mehr, aber die Wärme bleibt.«
    Sie nickte, ohne zu antworten.
    »Die Abende sind eigentlich das Schönste am Sommer in der Stadt«, sagte Elin. »Summer in the citty.«
    Sie nickte wieder.
    »Mensch, bist du heute aber gesprächig!«
    »Ich bin nur so verflixt müde.«
    »Es ist doch gerade erst kurz nach Mitternacht.«
    »Ich weiß. Es muss von der Sonne kommen.«
    »Und dabei hab ich mich den ganzen Tag hinter der Kasse gequält.«
    »Morgen hast du frei.«
    »Gerade deshalb hab ich jetzt Lust auf 'ne kleine Paaarty.« Sie wiederholte es: »Paaarty.«
    »Ich weiß nicht, Elin.«
    »Himmel. Das mit dem weißen Haar hab ich doch nicht wörtlich gemeint. Weißes Haar braucht doch nicht siebzig plus zu bedeuten. Mensch! Du gähnst ja schon wieder.«
    »Ich weiß. Entschuldige.«
    »Und was machen wir jetzt?«
    »Heute Abend? Oder heute Nacht?«
    »Nein, ich meine natürlich einen Abend im November
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