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In alle Ewigkeit

In alle Ewigkeit

Titel: In alle Ewigkeit
Autoren: Ake Edwardson
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hat Hilfe gesucht. Aber dort, wohin sie sich wandte, gab es keine Hilfe. Dort war es noch schlimmer.
    Und dann kamen wir. Halders kam.
    Cohen hatte Winter angesehen, der keine neue Frage gestellt hatte.
    »Wo ist Angelikas Freund?«, hatte Cohen gefragt.
    »Wer?«
    »Angelika hatte einen Freund, oder?«
    »Er ist jetzt weg«, hatte Mattias geantwortet.
    »Was meinen Sie mit >weg    »Er ist genau wie die.« Mattias hatte aufgeschaut, den Blick auf etwas hinter Cohen und Winter gerichtet. »Er ist mit einem Haufen Fragen zu mir gekommen. Genau wie Sie.«
    Ringmar fuhr im dritten Gang und machte sich Sorgen wegen der Scheinwerfer, die hundert Meter weit leuchteten.
    »Ich schalte sie ab«, sagte er. »Pass auf, hier gibt es Rehe«, sagte Winter. Ringmar musste lächeln. Er blinzelte durch das schwache, Ungewisse Dämmerlicht, das zwischen den Bäumen herumirrte. »Samic hat Jeanette vergewaltigt«, sagte Winter.
    Ringmar antwortete nicht, versuchte nur, das Auto auf dem Weg zu halten, der eine schwarze Linie zwischen den Bäumen war.
    »Er hatte Bielke in all den Jahren in der Hand, das hat er ausgenutzt.«
    »Woher weißt du das?«
    »Das hat Bielke beim letzten Verhör gesagt.« Winter drehte sich Ringmar zu. »Der Junge hat es bestätigt.«
    »In dieser Geschichte gibt es viele Täter«, sagte Ringmar.
    »Und Opfer«, sagte Winter. »Die meisten sind Opfer.«
    »Mhm.«
    »Alle sind auf ihre Weise Opfer«, sagte Winter. »Es nimmt nie ein Ende.« Er klopfte auf das Armaturenbrett. »Halt mal an.«
    Ringmar fuhr an den Wegrand und stellte den Motor ab. Die Stille war unter den Bäumen, Steinen und Büschen deutlicher. Winter schaute wieder auf die Karte, die er angefertigt hatte, als sie die Stadt verließen, nachdem sein Puls sich wieder beruhigt hatte. Er hielt den Taschenlampenstrahl gegen den Boden gerichtet.
    »Es war ja nur ein Name«, sagte er. Vennerhag hatte einen Namen von Hütte und Richtung genuschelt.
    »Ein Kilometer noch, oder weniger. Da vorn muss eine Weggabelung sein, und dann sind es noch fünfhundert Meter.« Winter legte die Karte hin. »Von hier aus gehen wir zu Fuß.«
    Er öffnete die Tür. »Stell das Auto quer, damit Lars kapiert, was los ist, wenn er kommt. Und es ist ja auch gleichzeitig eine Sperre.« Winter konnte sehen, dass zu beiden Seiten des Weges tiefe Gräben waren. Er richtete sich auf, schwankte, hielt sich in einem Reflex mit dem verletzten Arm an der Tür fest und spürte den Schmerz wie einen Stich bis in den Kopf.
    »Wir warten auf die anderen«, sagte Ringmar.
    Das war doch das einzig Richtige. Das musste Winter doch begreifen. Aber etwas in ihm sagte auch Ringmar, dass sie keine Zeit zu verlieren hatten.
    »Dafür haben wir keine Zeit«, sagte Winter und spürte, wie sich der intensive Schmerz hämmernd von seinem Körper entfernte. »Ich weiß, dass wir jetzt keine Minute zu verlieren haben.«
    »Es geht um eine halbe Stunde, Erik, höchstens.«
    »Es ist nicht nur das. Dann sind wir zu viele. Auf einmal.«
    Er begann, am Grabenrand entlangzugehen. Ringmar folgte ihm. Es roch nach Wasser, voller Grün, nach Pflanzen, die noch nicht vertrocknet waren in der Sonne. Bis hierher war die Sonne noch nicht vorgedrungen, und Winter roch Düfte, die hundert Jahre alt zu sein schienen.
    Wenn alles vorbei war, würde er mit Angela und Elsa in den Wald gehen, unter Bäume kriechen und Moos ausgraben. Pilze im Herbst. Mit Gummistiefeln durch feuchtes Gestrüpp. Wieder zitterte er in dem dünnen, kratzenden Pullover. Die Segelschuhe klebten wie Leim an den Füßen.
    Dort vorn war die Kreuzung. Winter nickte nach rechts. Er überquerte den Weg und ging durch den Wald, der hier lichter war. Irgendwo schrie ein Seetaucher. Er wusste, dass hinter dem Haus, zu dem sie jetzt unterwegs waren, ein See war. Der Vogel schrie wieder, einen langen einsamen Ruf durch den frühen Morgen, der die Konturen um sie herum herausschälte. Der Vogelschrei war nah. Winter spürte Reisig und Farnkraut an seinen Schienbeinen, einmal einen Stich. Die nassen Shorts klebten an den Schenkeln und am Hintern. Beste Bedingungen für einen Blasenkatarrh, aber es war ja Sommer und nicht Winter. Blues guitar. Halders pflegte das zu sagen, na ja, pflegte zu sagen.. Einmal hatte er es gesagt.
    »Ich sehe es«, flüsterte Ringmar.
    Sie blieben stehen. Die Konturen des Hauses waren jetzt zu ahnen, ein spitzes Dach. Sie gingen näher, standen hinter den Tannen und sahen das Haus. Es war größer, als Winter gedacht hatte.
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