Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Imperator 01 - Die Tore von Rom

Imperator 01 - Die Tore von Rom

Titel: Imperator 01 - Die Tore von Rom
Autoren: Conn Iggulden
Vom Netzwerk:
wenn die Bienen kommen?«, fragte Marcus plötzlich interessiert.
    »Vielleicht. Obwohl man sehr vorsichtig damit umgehen muss. Der alte Tadius hat früher Bienen gehalten, bevor er Sklave wurde. Ich zähle darauf, dass er weiß, wie man den Honig einsammelt. Die Bienen mögen es nicht, wenn man ihnen ihre Wintervorräte stiehlt, darum braucht man eine geübte Hand dafür. Jetzt halt diesen Pflock endlich gerade! So, damit haben wir ein Stadium, 625 Fuß. Hier geht’s jetzt um die Ecke.«
    »Brauchst du uns noch sehr lange, Tubruk? Wir wollten eigentlich mit den Ponys in die Stadt und sehen, ob wir bei der Senatsdebatte zuhören können.«
    Tubruk schnaubte verächtlich. »Du meinst wohl, ihr wollt mit den Ponys auf den Campus und dort mit den anderen Jungs um die Wette reiten, hm? Wir müssen heute nur noch diese letzte Seite hier abstecken, dann kann ich die Männer morgen die Grenzpfosten setzen lassen. In ein oder zwei Stunden dürften wir fertig sein.«
    Die beiden Jungen sahen sich niedergeschlagen an. Tubruk legte Spindel und Hammer nieder und streckte mit einem Seufzer den Rücken. Dann klopfte er Gaius auf die Schulter.
    »Das Land, auf dem wir hier arbeiten, ist dein Land. Vergiss das nicht. Es hat schon dem Vater deines Vaters gehört, und eines Tages, wenn du Kinder hast, wird es ihnen gehören. Sieh her!«
    Tubruk setzte ein Knie auf den harten Boden. Mit einem Pflock und dem Hammer brach er ihn auf, bis die schwarze Erde darunter zum Vorschein kam. Er grub die Hand hinein, griff eine Hand voll des dunklen Mutterbodens und hielt sie hoch, sodass die Jungen sie genau betrachten konnten.
    Gaius und Marcus schauten verwundert zu, wie er den Schmutz zwischen den Fingern zerkrümelte.
    »Seit Hunderten von Jahren haben Römer hier gestanden, wo wir jetzt stehen. Dieser Dreck ist mehr als nur Erde. Das sind wir , denn diese Erde ist der Staub von Männern und Frauen, die uns vorausgegangen sind. Ihr seid daraus hervorgegangen, und ihr werdet dorthin zurückkehren. Andere werden über euch hinweggehen und nicht einmal wissen, dass es euch gab, dass ihr einmal ebenso lebendig wart wie sie selbst.«
    »Das Familiengrab liegt doch an der Straße zur Stadt«, murmelte Gaius. Tubruks plötzliche Ernsthaftigkeit machte ihn nervös.
    Der alte Gladiator zuckte mit den Schultern. »Erst seit kurzem. Aber unsere Vorfahren sind schon viel länger hier gewesen, lange, bevor hier eine Stadt stand. Wir haben in längst vergessenen Kriegen für dieses Land geblutet und sind dafür gestorben. Und vielleicht werden wir das wieder tun, in Kriegen, die jetzt noch in der Zukunft liegen. Steck deine Hand in die Erde.«
    Er nahm die Hand des zögernden Jungen und drückte sie in den aufgebrochenen Boden und krümmte ihre Finger, bevor er sie wieder zurückzog.
    »Du hältst Geschichte in der Hand, mein Junge. Die Erde hat Dinge gesehen, die wir nicht sehen können. Du hältst deine Familie und Rom in deiner Hand. Dieser Boden lässt die Ernte für uns wachsen, er ernährt uns und wir verdienen Geld mit ihm, sodass wir uns an Luxusdingen erfreuen können. Ohne ihn sind wir nichts. Land ist alles, und ganz egal, in welche Winkel der Welt du dereinst einmal ziehen wirst, nur dieser Boden hier gehört wirklich dir. Nur dieser einfache, schwarze Dreck, den du in der Hand hältst, wird für dich die Heimat sein.«
    Marcus beobachtete das alles mit ernstem Gesichtsausdruck. »Wird es auch meine Heimat sein?«
    Tubruk schwieg einen Moment und hielt Gaius’ Blick gefangen, der die Erde noch immer fest in seiner Hand hielt.
    Dann drehte er sich zu Marcus um und lächelte.
    »Natürlich, mein Junge. Du bist doch auch ein Römer, oder? Dann gehört dir diese Stadt genauso wie jedem anderen.« Das Lächeln erlosch, und er wandte den Blick wieder zu Gaius. »Aber dieses Anwesen hier gehört Gaius ganz allein, und eines Tages wird er der Herr darüber sein. Dann wird er auf schattige Feigenbaumreihen und schwirrende Bienenstöcke blicken und sich daran erinnern, dass er als kleiner Junge nichts anderes im Sinn hatte, als den anderen Knaben auf dem Campus Martius vorzuführen, was sein Pony alles kann.«
    Die Traurigkeit, die einen Augenblick lang in Marcus’ Gesicht aufblitzte, bemerkte er nicht.
    Gaius öffnete die Hand und ließ die Erde wieder in das Loch zurückfallen, das Tubruk aufgebrochen hatte. Nachdenklich drückte er sie fest.
    »Sehen wir zu, dass wir mit dem Abstecken fertig werden«, sagte er, und Tubruk nickte zustimmend, als er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher