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Imperator 01 - Die Tore von Rom

Imperator 01 - Die Tore von Rom

Titel: Imperator 01 - Die Tore von Rom
Autoren: Conn Iggulden
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Marcus, obwohl ihm genau die gleiche Anzahl Beine und Arme zur Verfügung stand wie ihm selbst, diese irgendwie dazu bringen konnte, sich schneller zu bewegen. Eigentlich müssten seine Schritte doch kürzer sein, weil er kleiner war, oder?
    Die Blätter peitschten an ihm vorbei und brannten auf seinen nackten Armen. Er hörte, wie sich Marcus, der nicht weit vor ihm war, über ihn lustig machte. Allmählich tat Gaius die Lunge weh, und er bleckte die Zähne.
    Ohne Vorwarnung kam er aus vollem Lauf auf eine Lichtung geschossen, wo er abrupt zum Stehen kam. Marcus lag auf dem Boden, versuchte sich aufzusetzen und hielt sich mit der rechten Hand den Kopf. Drei Männer – nein, es waren ältere Jungen – mit Wanderstäben in den Händen standen um ihn herum.
    Gaius erfasste die Situation und stöhnte auf. Die wilde Jagd hatte die beiden Jungen von dem kleinen Anwesen seines Vaters weg und in das Waldstück des Nachbarn hineingeführt. Eigentlich hätte er den Pfad, der die Grenzen markierte, gleich erkennen müssen.
    »Was haben wir denn da? Ein paar kleine Schlammfische, frisch aus dem Fluss gekrochen!«
    Der so sprach war Suetonius, der älteste Spross des Nachbarn. Er war vierzehn und hatte nichts anderes zu tun als die Zeit totzuschlagen, bevor er zur Armee ging. Seine Muskeln waren gut trainiert, wohingegen die der beiden jüngeren Knaben noch nicht voll entwickelt waren. Ein blonder Schopf thronte über Suetonius’ mit Pickeln gesprenkeltem Gesicht. Nicht nur Wangen und Stirn waren mit Pusteln bedeckt, noch mehr tiefrote Entzündungen lugten unter seiner Praetexta hervor. Außerdem hatte er einen langen, geraden Stock, ein paar Freunde, die es zu beeindrucken galt, und einen Nachmittag, mit dem er sonst nichts Besseres anzufangen wusste.
    Gaius hatte Angst. Er wusste, dass er eigentlich nicht hier sein durfte. Er und Marcus hatten die Grenze überschritten. Das Mindeste, was ihnen jetzt widerfahren würde, waren ein paar Stockhiebe, schlimmstenfalls aber wurden sie derartig verprügelt, dass sie sich ein paar gebrochene Knochen einhandelten. Er blickte zu Marcus hinüber und sah, wie sein Freund versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. Offensichtlich war er mit irgendwas zu Boden geschlagen worden, nachdem er unversehens in die älteren Jungen hineingerannt war.
    »Lass uns gehen, Tonius. Wir werden zu Hause erwartet.«
    » Sprechende Schlammfische! Damit machen wir ein Vermögen, Jungs! Schnappt sie euch. Ich habe zufällig ein Seil zum Schweinefesseln dabei, das kann man bestimmt auch für Schlammfische benutzen.« Da Marcus nicht entkommen konnte, zog Gaius Flucht gar nicht erst in Betracht. Das hier war kein Spiel mehr. Die Grausamkeit der Jungen ließ sich womöglich besänftigen, wenn man ihnen mit Vorsicht begegnete und besonnen auf sie einredete wie auf Skorpione, die bereit waren, ohne Vorwarnung anzugreifen.
    Suetonius’ Gefährten näherten sich mit schlagbereiten Stäben. Gaius kannte die beiden nicht. Einer riss Marcus hoch, der andere, ein stämmiger, beschränkt aussehender Junge, rammte Gaius seinen Stab in den Bauch. Unfähig einen Laut von sich zu geben, krümmte dieser sich vor Schmerzen. Als er zusammenklappte, hörte er den Jungen lachen. Er stöhnte leise und versuchte, sich um den Schmerz herumzukrümmen.
    »Da drüben ist ein Ast, der müsste reichen. Bindet ihre Füße zusammen und verschnürt sie so, dass wir sie baumeln lassen können. Dann können wir ausprobieren, wer der beste Speer- und Steinwerfer ist.«
    »Dein Vater kennt meinen Vater«, stieß Gaius hervor, als der Schmerz in seinem Bauch etwas nachließ.
    »Das stimmt. Aber er kann ihn nicht leiden. Mein Vater ist ein richtiger Patrizier, nicht wie deiner. Wenn er wollte, könnte er deine ganze Familie zu seinen Bediensteten machen. Dann lass ich deine verrückte Mutter die Fliesen schrubben.«
    Immerhin redete Suetonius noch. Der Schläger war gerade dabei, Gaius’ Füße mit dem Seil aus Pferdehaar zusammenzubinden, um ihn daran hochzuziehen. Womit konnte Gaius weiter verhandeln? Sein Vater hatte nicht viel Einfluss in der Stadt, nur die Familie seiner Mutter hatte ein paar Konsuln hervorgebracht, das war alles. Aber Onkel Marius war ein mächtiger Mann, zumindest behauptete das seine Mutter.
    »Wir sind Nobilitas! Mit meinem Onkel Marius sollte man sich besser nicht anlegen …«
    Plötzlich ertönte ein schriller Schrei. Das Seil über dem Ast spannte sich, und Marcus wurde kopfüber in die Luft
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