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Imperator 01 - Die Tore von Rom

Imperator 01 - Die Tore von Rom

Titel: Imperator 01 - Die Tore von Rom
Autoren: Conn Iggulden
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schneiden, um Gaius den Kopf zu verbinden.
    In der Zwischenzeit drehte dieser sich zu seinem Freund um. »Du hast eine gebrochene und geschiente Hand, außerdem geprellte oder gebrochene Rippen. Du kannst nicht kämpfen.«
    Marcus sah ihn nachdenklich an. »Schon möglich. Willst du es noch mal versuchen? Wenn du das tust, bringt er dich nämlich um, das weißt du.«
    Über seine Bandagen blickte ihn Gaius ruhig an, während Lucius seine Utensilien einpackte und aufstand, um zu gehen.
    »Danke, Lucius. Er wird mich nicht umbringen, weil ich ihn nämlich besiegen werde. Ich muss nur meine Strategie anpassen, das ist alles.«
    »Er bringt dich um«, wiederholte Marcus und biss in einen getrockneten Apfel, den er aus den Wintervorräten stibitzt hatte.
    Auf den Tag genau eine Woche später stand Marcus im Morgengrauen auf und begann mit den Übungen, die seiner Meinung nach die Reflexe stimulierten, die man als hervorragender Schwertkämpfer brauchte. In seinem Zimmer, einer einfachen, weißen Steinzelle, stand nur sein Bett und eine Truhe mit seinem persönlichen Hab und Gut. Gaius bewohnte den angrenzenden Raum, und auf dem Weg zum Abtritt trat Marcus gegen dessen Tür, um ihn zu wecken. Dann betrat er die kleine Kammer und wählte eines der mit Stein eingefassten Löcher, das in einen Abwasserkanal mit ständig fließendem Wasser mündete. Dieses Wunder der Ingenieurskunst sorgte dafür, dass so gut wie kein Gestank entstand, weil der Unrat der Nacht sofort in den Fluss hinausgespült wurde, der durch das Tal floss. Er nahm den Deckelstein weg und zog sein Nachtgewand hoch.
    Als er zurückkam, war von Gaius immer noch nichts zu sehen. Also öffnete er dessen Tür, um ihn für seine Faulheit zusammenzustauchen. Das Zimmer war leer. Marcus spürte, wie Enttäuschung in ihm aufstieg.
    »Du hättest mich mitnehmen sollen, mein Freund. Du hättest es nicht so offensichtlich zu zeigen brauchen, dass du mich nicht brauchst.«
    Rasch zog er sich an und machte sich auf den Weg, um Gaius zu suchen. Draußen stieg gerade die Sonne über das Tal und ergoss ihr Licht gleichmäßig auf alle Gutshöfe, während sich die Feldsklaven bereits über ihre Morgenarbeit beugten.
    Selbst im kühleren Wald war das bisschen Nebel rasch verdunstet. Marcus fand Gaius schließlich an der Grenze zwischen den beiden Gütern. Unbewaffnet stand er da.
    Marcus näherte sich ihm von hinten und Gaius drehte sich erschrocken um. Doch als er seinen Freund erkannte, entspannte er sich wieder und lächelte.
    »Ich bin froh, dass du da bist, Marcus. Ich wusste nicht, wann er kommt, deswegen bin ich schon eine Weile hier. Als ich dich eben gehört habe, dachte ich schon, er sei es.«
    »Weißt du, ich hätte auch mit dir zusammen gewartet. Ich bin dein Freund. Schon vergessen? Außerdem schulde ich ihm genauso eine Abreibung.«
    »Deine Hand ist gebrochen, Marcus. Und abgesehen davon schulde ich ihm sogar zwei Abreibungen.«
    »Das stimmt, aber ich hätte von einem Baum aus auf ihn draufspringen oder ihm ein Bein stellen können, wenn er angerannt kommt.«
    »Mit Tricks gewinnt man keine Schlachten. Ich werde ihn mit meiner Stärke schlagen.«
    Für einen Moment verstummte Marcus. Der Junge, dem er hier gegenüberstand und der sonst immer so unbeschwert wirkte, hatte jetzt etwas Kaltes und Erbarmungsloses an sich.
    Die Sonne stieg langsam höher und die Schatten wanderten. Marcus setzte sich auf den Boden. Zuerst saß er mit angewinkelten Knien, dann streckte er die Beine vor sich aus. Er wollte nicht als Erster sprechen, denn Gaius hatte aus dieser Angelegenheit einen Wettstreit in Ernsthaftigkeit gemacht, außerdem konnte er nicht stundenlang stehen, so wie es sich Gaius anscheinend vorgenommen hatte. Die Schatten bewegten sich weiter und Marcus markierte ihre Positionen mit Stöcken. Er schätzte, dass sie bereits drei Stunden gewartet hatten, als Suetonius schließlich seelenruhig den Pfad entlanggeschlendert kam. Als er sie erblickte, verzog er das Gesicht zu einem abfälligen Grinsen und blieb stehen.
    »So langsam mag ich dich richtig, kleiner Wolf. Ich denke, heute bringe ich dich um, oder ich breche dir ein Bein. Was meinst du wäre angebracht?«
    Gaius lächelte und stand so aufrecht und gerade da, wie er nur konnte.
    »Ich würde mich töten. Denn wenn du das nicht tust, werde ich weiter gegen dich kämpfen, bis ich groß und stark genug bin, um dich zu töten. Und dann nehme ich deine Frau, nachdem ich sie meinem Freund überlassen
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