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Immer Schön Gierig Bleiben

Immer Schön Gierig Bleiben

Titel: Immer Schön Gierig Bleiben
Autoren: Rob Alef
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Verena hätte mich gebraucht. Sie war von mir angetan, ich von Maeve. Maeve brauchte mich kein bisschen. Zwei Frauenschicksale, und ich habe beide vollendet. Ich bin beiden zugestoßen. Das vor zwölf Jahren, das war Liebe. Aber diese Verena letzte Woche, das war Notwehr. Ich mag ja alles sein, aber ein Serienkiller bin ich nicht.
Two is company, but three is a crowd
. Das Verhältnismäßigkeitsprinzip hat einen hohen Stellenwert in meinem Wertesystem. Und dass diese Verena wegmusste, habe ich verhältnismäßig schnell entschieden, nämlich sofort.
    Nun habe ich tatsächlich ein paar Stunden geschlafen. Ja, es ist schon nach sechs. Meine Zeit in dieser Stadt geht in wenigen Stunden zu Ende. Ich brauche einen Bankautomaten, einen Herrenausstatter und ein Reisebüro. Erst mal aufsetzen und den Kreislauf in Gang bringen. Autsch, was ist das? Die Mülltonne bewegt sich, sie holpert über das Pflaster, sie wird angehoben, ich taumle und falle. Ich bin gestürzt, über mir prasseln die Fischabfälle nieder. Ich bin verwundet, ich blute. Wo ist das Handy von dieser Verena? Ich hätte es vernichten sollen, so wie ich sie vernichtet habe. Trophäen sind etwas für Sportler und Jäger. Meine Hand ist verletzt. Ich habe mich an einer Konservendose geschnitten. Um mich herum tost infernalischer Lärm. Ich bin in einem Müllauto. Ich muss dieses verdammte Handy finden.
    Als sie im Hof des Polizeipräsidiums im Wagen saßen, klingelte Pachulkes Handy.
    »Das Signal ist noch da«, sagte Löffelholz. »Aber das Fahrzeug hat seine Zwischenstopps unterbrochen. Es ist jetzt auf dem Mehringdamm und fährt Richtung Süden, circa vierzig bis fünfundvierzig Stundenkilometer.«
    »Bleiben Sie dran Löffelholz, Sie müssen uns lotsen.« Pachulke schaltete den Lautsprecher ein und reichte das Handy an Dorfner weiter. Er jagte vom Hof und fädelte sich in den Morgenverkehr ein.
    »Er ist auf die Stadtautobahn abgebogen«, sagte Löffelholz aus dem Handy. »Fährt gerade den Zubringer hoch.«
    »Blaulicht?«, fragte Dorfner.
    Pachulke schüttelte den Kopf. »Wir haben ihn schon einmal gewarnt.«
    Sie waren auf der Stadtautobahn, der Verkehr nahm langsam zu.
    »Haben Sie uns auch auf dem Bildschirm?«, fragte Pachulke.
    »Ja«, sagte Löffelholz. »Das Handysignal ist zweihundert Meter vor Ihnen.«
    »Da fährt ein Müllauto«, sagte Dorfner. »Drei Fahrzeuge vor uns.«
    Pachulke ging auf die linke Spur und überholte das erste Auto. Am Steuer saß ein graubärtiger Mann mit einer Schirmmütze, auf dem Beifahrersitz lagen zwei Angeln. Fehlanzeige. Pachulke gab wieder etwas Gas und zog auf gleiche Höhe mit dem zweiten Fahrzeug. Darin saß eine Frau am Steuer, die unablässig vor sich hinredete. Auf der Rückbank sah Pachulke zwei Kinder, die mit Armen und Beinen schlenkerten. Die Frau unterhielt sich mit ihren Kindern.
    Der dritte Wagen hatte ein holländisches Kennzeichen. Am Steuer saß ein Mann, der auf das Lenkrad einschlug. Neben ihm versuchte eine Frau, einen Stadtplan auseinanderzufalten.
    »Sie sind auf gleicher Höhe«, sagte Löffelholz durchs Handy.
    »Neben uns ist der Müllwagen«, rief Dorfner.
    »Vielleicht davor«, sagte Pachulke und überholte den Müllwagen. Der fuhr im gleichen Moment von der Autobahn ab. Aber vor dem Müllwagen war niemand. Sie hatten die Fahrspuren für sich allein.
    »Er hat die Autobahn verlassen«, sagte Löffelholz. »Warum fahren Sie ihm nicht hinterher?«
    »Wie heißt die nächste Ausfahrt, und wo fährt er hin?«, fragte Pachulke.
    »Er ist immer noch auf der langen Autobahnabfahrt«, sagte Löffelholz. »Die nächste Ausfahrt kommt – jetzt.«
    Pachulke trat so heftig auf die Bremse, dass das Fahrzeug ins Schlittern kam. Mit Ach und Krach erreichten sie die Abzweigung.
    »Jetzt ist er links abgebogen in die Gradestraße. Wenn Sie auf dem Tempelhofer Weg bleiben und dann rechts abbiegen, kommt er Ihnen entgegen.«
    Pachulke jagte den Tempelhofer Weg hinunter. An der Gradestraße bog er ab.
    »Moment mal, er ist wieder rechts abgebogen. Und jetzt ist er nicht mehr auf der Straße. Er ist auf einem Grundstück. Das ist der Recyclinghof Gradestraße.«
    Pachulke machte wieder eine Vollbremsung. Das Auto rutschte quer zur Fahrtrichtung, bis es fast stand, dann jagten sie nach links in den Recyclinghof hinein.
    »War das unser Laster?«, fragte Pachulke.
    »Ja, das ist die Kennnummer.« Dorfner deutete auf die schwarze Zahl auf dem orangefarbenen Untergrund.
    Der Laster fuhr hinein in den Müll und
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